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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen
Autoren: Phil Rickman
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anrufen», sagte Merrily. «Wir sprechen schließlich von Eirion.»
    «Ist mir egal, ob er anruft oder nicht.»
    «Ist es nicht.»
    «Ich mein … das Leben an der Uni ist anstrengend.» Jane sah sie nicht an. «Da gibt’s all die Typen, mit denen man sich besaufen muss. Und all die Mädchen, denen man bei ihren Seminararbeiten und so helfen muss.»
    «So ist Eirion nie gewesen.»
    «Er war ja auch noch nie an der Uni.»
    Uni. Höhere Bildung. Das war vielleicht der Moment, mal wieder darüber zu sprechen. Jane war nur noch ein gutes halbes Jahr vom Abitur entfernt und musste sich langsam an den Universitäten bewerben … eigentlich sofort. Aber Jane hatte kein Interesse, weil es das war, was
jeder
tat. Sie hatte schon öfter gesagt, sie könnte förmlich spüren, wie das
System
ein
Stereotyp
aus ihr machen wolle. Und dann die Kosten. Studiengebühren. Konnten sie sich das leisten? War es das wirklich wert? Zumal sie sich noch für keine Fachrichtung, für keinen Beruf entschieden hatte. Schließlich ging man nicht einfach an die Uni, um an die Uni zu gehen.
    «
Du
bist zur Uni gegangen», sagte Jane und sah auf den Kaminvorleger, «und bist schwanger geworden, ehe du auch nur im zweiten Studienjahr warst.»
    «Wir waren damals naiv. Also … vergleichsweise unreif. Obwohl das vermutlich jede Generation sagt.»
    «In dem Fall bin ich dann wohl –» Jane wandte sich ihr mit feuchten Augen zu, oder war es das Licht? «Ich bin dann wohl total unreif. Fast achtzehn und nur einen richtigen Freund gehabt? Das ist nicht normal, Mom. Das war nicht mal zu deiner Zeit normal. Das ist irgendwie beinahe pervers!»
    «Also, eigentlich, Spatz, finde ich das ziemlich –» Da klingelte das Telefon und bot ihr im richtigen Augenblick einen Ausweg. Den sie sich verpflichtet fühlte, nicht zu nehmen. «Ich lass den Anrufbeantworter –»
    «Nein, geh ran. Los. Sonst sitzt du nur da und machst dir Gedanken, bis du dich rausschleichen kannst, um die Nachricht abzuhören.»
    Merrily nickte und stand auf.
    «So ist es eben mit den Fußabtretern», sagte Jane mit süßer Stimme zu ihrem Rücken.
    «Danke sehr.»
    Sie nahm den Anruf im Spülküchenbüro entgegen und knipste mit der anderen Hand die Schreibtischlampe an.
    «Pfarrhaus von Led-»
    «Spreche ich mit Mrs. Watkins?»
    «Ja, am Apparat.»
    «Adam Eastgate hat mich vermutlich erwähnt.»
    «Oh … ja, Mr. …»
    «Barlow.» Leichter einheimischer Akzent. «Felix.»
    «Genau. Ich hätte Sie morgen angerufen, um zu besprechen, ob wir uns treffen können.»
    «Morgen passt uns gut, ja.»
    «In dem Haus?»
    Im Obstgarten drehten die Eulen fast durch. Stille in dem alten schwarzen Bakelit-Telefon, der Art Telefon, das Stille wirklich noch vermitteln konnte.
    «Dem Haus in Garway?», fragte Merrily noch einmal.
    «Nein», sagte Mr. Barlow. «Wohl besser nicht.»
    «Aus … irgendeinem bestimmten Grund?»
    «Die Person, mit der Sie eigentlich sprechen müssen, dringender als mit mir, ist meine Stuckateurin. Sie war es, die das Erlebnis hatte.»
    «Ihre Stuckateurin.»
    «So nenne ich sie. Wir bauen eine Scheune in Monkland um, wissen Sie. Wir haben auf dem Gelände unser Wohnmobil stehen.»
    «Das ist nicht weit für mich. Ich dachte nur, es wäre für Sie vielleicht einfacher, das Problem vor Ort zu erklären», sagte Merrily.
    «Nein», sagte er. «Nein, das denke ich nicht.»
    «Und Sie könnten die Zeit dafür auch nicht erübrigen?»
    Wieder Stille; nicht mal die Eulen waren noch zu hören. Merrily wartete.
    «Ich glaube, Sie müssen hierherkommen», sagte er. «Wir haben nicht vor, noch mal dorthin zu gehen, wissen Sie.»
    «Zum Meisterhaus.»
    Hatte er deshalb angerufen? Um ihr zu sagen, dass sie auf keinen Fall zu dem Haus zurückkehren würden?
    «Korrekt», sagte er.
    Es war, als sage er auf, was in einem Drehbuch stand, und wer immer es geschrieben hatte, stand neben ihm. Sie spürte, dass er noch eine Frage stellen würde, und wartete ab.
    «Ich habe gehört, Sie … Sie wären die Exorzistin von Hereford.»
    «Mehr oder weniger.»
    «Und Sie verfügen über die, hm, komplette Ausrüstung, oder?»
    «Ausrüstung?»
    «Uns wäre es lieb, wenn Sie alles dabeihaben», sagte Felix Barlow. «Alles, was Sie so gebrauchen könnten.»
    «Oh.»
    «Wenn das für Sie in Ordnung ist», sagte Barlow.

3 Fuchsia
    Schön und schimmernd stand sie im Nebel. Wie einer dieser exotischen Zugvögel, die eigentlich nicht hierhergehörten. Ihr dichtes Haar schimmerte grün und blau,
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