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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen
Autoren: Phil Rickman
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gesehen: die tragikomische Geschichte eines jungen Paares, das an der walisischen Grenze eine Dorfbäckerei eröffnet, und zwar in den sechziger Jahren, als die Supermärkte anfingen, den kleinen Ladenbesitzern das Wasser abzugraben. Der Film folgte den beiden bis ins neue Jahrtausend, in dem das Paar – ebenfalls nicht schlecht – von den Eltern des Filmemachers selbst gespielt wurde und sich das Dorf in so etwas wie das moderne Ledwardine verwandelt hatte und die Bäckerei in ein affiges Feinkostgeschäft.
    Der Film war schlicht und charmant und unprätentiös, eine Elegie, durch die Lols Musik strömte wie Blut und das Gefühl des Wandels und des Verlustes verbreitete, und eine Art Widerstandskraft.
    Liam Brown war in Sachen Selbstvermarktung sogar noch schlechter als Lol, und sie hatten nicht mal gewusst, dass der Film herausgekommen war – in wenigen Arthouse-Kinos –, bis in der Zeitung stand, dass ein unbekannter britischer Independent-Film in Cannes einen Regiepreis für das beste Debüt erhalten hatte. Und dann hatte Lols Produzent, Prof Levin, immer mehr
Wer ist dieser Typ?-
Anrufe bekommen.
    Der Wandel kam. Neue Cotswolds, neuer Lol.
    Sie blieben am Rand des Marktplatzes stehen. Von hier aus würden sie getrennter Wege gehen, Merrily ins Pfarrhaus, Lol in sein Cottage in der Church Street. Als er ihre Hand nahm, fühlte seine sich kalt an.
    «Offenbar ist die nächste Frage der Anrufer immer: Lebt der noch? Sie halten es wohl für eine vergessene Aufnahme aus den Sechzigern, von irgendeinem Zeitgenossen von …»
    «Nick Drake?»
    «Es sollte er sein, Merrily. Nicht ich.»
    «Lol, er ist tot. Er ist 1974 gestorben, nach nicht mal fünf, sechs erfolglosen Jahren. Das kannst du verdoppeln … und noch ein bisschen was draufschlagen.»
    Sie zog ihn unter das säulengestützte Vordach der Dorfhalle und – scheiß drauf, wenn die Leute gucken, lass sie gucken – umschloss seinen Kopf mit ihren Händen und fand seine Lippen mit ihrem Mund und zog dann den Reißverschluss ihrer Jacke auf und steckte eine seiner kalten Hände hinein.
    «All das», sagte sie, sich der Ambivalenz ihrer Worte vollkommen bewusst, «ist ziemlich überfällig. Vergiss das nicht.»
     
    Jane sagte: «Du bist ein Sensibelchen, Mom. Warst du immer. Und du spielst für andere den Fußabtreter.»
    «Danke.»
    Es wurde langsam spät, aber es war Freitagabend, und Merrily hatte im Wohnzimmer des Pfarrhauses ein kleines Feuer im Kamin gemacht. Das ganze Haus war kälter, seit sie sich von dem Öl verschlingenden Aga-Herd verabschiedet hatten. Was bedeutete, dass sie sich auf den Winter nicht gerade freute.
    «Und ich meine nicht einen dieser harten, stacheligen Fußabtreter», sagte Jane.
    «Ruth wird dir
gefallen
. Sie fährt Motorrad.»
    «Gott, gibt es irgendwas Schlimmeres als eine hippe geistliche Lesbe in Lederklamotten mit einer alten Harley zwischen den Beinen? Ich meine, vielleicht kann ich ja bei Eirion schlafen …»
    Jane verstummte und wirkte mit einem Mal etwas verloren. Eirion war jetzt an der Universität, und sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt. O.k., es war nur Cardiff, und er kam am Wochenende nach Hause, nach Abergavenny, aber das Leben hatte sich unvermeidlich verändert.
    «Ruth ist keine Lesbe, Jane.»
    «Wär auch kein Problem.» Jane, die auf dem Kaminvorleger kniete, starrte in die zuckenden gelben Flammen. «Ich hatte sowieso überlegt, es jetzt mal eine Zeitlang mit Frauen zu versuchen.»
    Schocktaktik. Ein Hilferuf. Merrily zog sich einen Sessel heran.
    «Er hat also nicht angerufen.»
    «Äh … nein.»
    «Seit wann?»
    «Seit zehn Tagen? Ist kein Problem. Ich glaube, er war letztes Wochenende nicht mal zu Hause, hatte ich das erwähnt?»
    «Nein, aber ich hatte mir schon gedacht, dass du deshalb plötzlich an deinem Projekt arbeiten musstest.»
    «Damit ist auch nicht viel los. Wahrscheinlich fangen sie vor dem Frühling nicht mal mit der Ausgrabung an.»
    «Oh.»
    Das war schade. Jane war eine Zeitlang ganz aufgedreht gewesen, nachdem sie versucht hatte, die Pläne des Bezirksrats zu verhindern, der auf Coleman’s Meadow exklusive Eigenheime hatte bauen wollen. Sie war überzeugt, dass über das Feld mal ein historischer Pfad verlaufen war, und hatte damit, erstaunlicherweise, recht gehabt. Sie hatten auf der Weide prähistorische Menhire gefunden, die vor langer Zeit von einem abergläubischen Bauern vergraben worden waren. Sensationell für einen Ort wie Ledwardine.
    «Er wird
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