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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire
Autoren: Mara Laue
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bürge mit meinem Leben für ihn.«
    Sean neigte zustimmend den Kopf. »Ashton Ryder, warum willst du ein Wächter werden?«
    Die Frage überraschte Ashton, denn darauf hatte Gwynal ihn nicht vorbereitet. Trotzdem zögerte er nur kurz mit der Antwort. »Ich möchte alle unschuldigen Lebewesen vor Schaden bewahren, soweit das möglich ist. Ich möchte sie besonders auch vor jenen Wesen meiner eigenen Art schützen, die unsere Gesetze brechen. Ich möchte dazu beitragen, dass unsere Gesetze gewahrt werden und jedem Vampir durch mein Wirken Gerechtigkeit widerfährt. Und«, fügte er nachdrücklich hinzu, »ich will versuchen, damit wenigstens einen kleinen Teil der Schuld abzutragen, die ich aus Unwissenheit auf mich geladen habe.«
    Sean nickte knapp. »Erkennt der Rat der Wächter diese Gründe als ausreichend an?«
    »Ich erkenne sie an«, sagten die Wächter nacheinander, zuletzt Gwynal und Sean selbst.
    »Ashton Ryder, nachdem deine Gründe anerkannt wurden, bist du bereit, den Eid der Wächter zu leisten?«
    »Ich bin bereit«, antwortete Ashton fest und hob beide Hände, die Handflächen gegen den Altar hinter Sean gekehrt, wie Gwynal ihm in der Vorbereitung aufgetragen hatte.
    »Schwörst du, das Gesetz der Vampire nicht nur zu befolgen, sondern es notfalls auch mit deinem Leben zu verteidigen?«
    »Ich schwöre es«, antwortete Ashton fest.
    »Schwörst du, dich niemals an Menschen oder ihren Tieren zu Nahrungszwecken zu vergreifen, sondern sie im Gegenteil vor solchen Übergriffen anderer Vampire zu schützen?«
    »Ich schwöre es.«
    »Schwörst du, niemals einen Menschen in einen Vampir zu verwandeln, nicht einmal dann, wenn es dessen innigster Wunsch ist?«
    »Ich schwöre es.«
    »Schwörst du, die Verbrecher unter uns bis zum Ende zu jagen und angemessen zu richten?«
    »Ich schwöre es.«
    »Schwörst du, die Existenz unserer Art geheim zu halten, soweit es möglich und erforderlich ist und zu verhindern, dass Menschen von uns erfahren?«
    »Ich schwöre es.«
    »Schwörst du, dafür Sorge zu tragen, dass Menschen, die von uns erfahren, mit diesem Wissen keinen Schaden anrichten, und zwar auf jede dafür notwendige Weise?«
    »Ich schwöre es.«
    »Schwörst du, alles Leben zu achten, zu ehren, zu beschützen und niemals unnötig zu zerstören oder zu verletzen?«
    »Ich schwöre es.«
    »Schwörst du, niemals zuzulassen, dass anderen durch deine Tatenlosigkeit zu Schaden kommen?«
    »Ich schwöre es.«
    »Schwörst du, jedem Lebewesen zu helfen, das deiner Hilfe bedarf, soweit es in deiner Macht steht?«
    »Ich schwöre es.«
    »Schwörst du, die Gemeinschaft der Vampire, deine Schwestern und Brüder, mit deinem Leben zu beschützen?«
    »Ich schwöre es.«
    »Und schwörst du auch, dein eigenes Leben zu beenden, sollte von dir jemals eine Gefahr für andere Lebewesen ausgehen?«
    »Ich schwöre es.«
    »Wir haben deinen Schwur gehört, Ashton Ryder. Akzeptiert der Rat der Wächter den Eid?«
    »Ich akzeptiere ihn«, sagte jeder Wächter des Rats nacheinander, Sean wieder zuletzt.
    Der streckte anschließend beide Hände nach oben. »Der Rat der Wächter hat den Eid von Ashton Ryder gehört, bezeugt und akzeptiert«, rief er laut, und seine Stimme schien nicht nur in diesem Raum widerzuhallen, sondern auch die Dimensionen zu durchdringen. »Ihr Höchsten Mächte, die Ihr über uns wacht von Anbeginn der Zeiten, nehmt auch Ihr seinen Eid an?«
    Einen Moment lang war alles völlig still. Die Zeit schien den Atem anzuhalten, als über dem Altar eine golden leuchtende Sphäre erschien. Sie glitt auf Ashton zu, wurde größer und hüllte ihn schließlich vollkommen ein.
    Ashton hatte das Gefühl, als führe ein sanfter Stromstoß durch seinen Körper. Seine während der letzten Monate ohnehin schon geschärften Sinne erfuhren eine weitere Verschärfung. Für einen Moment war er mit jedem Vampir verbunden, den es wo auch immer auf der Welt gab. Er spürte seine Aura, sein Wesen, teilte seine Gefühle und konnte genau sagen, wo er sich gerade befand.
    Gleichzeitig fühlte er, wie eine Präsenz in sein Bewusstsein eindrang und ihn sondierte, sein gesamtes Wesen offen legte, alle seine Stärken, Vorzüge, Fehler und Schwächen auslotete und gegen einander abwog. Es gab nichts, was er vor ihr hätte verbergen können. Absolut nichts.
    Was immer diese Präsenz in ihm sah, musste wohl etwas Gutes sein, denn er verspürte ein umfassendes Gefühl absoluter Liebe, vollkommenen Friedens und einer Ruhe, die er nie für
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