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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire
Autoren: Mara Laue
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möglich gehalten hatte. Dies war der besondere Bewusstseinszustand, den jeder Wächter besaß, wie Ashton in diesem Moment erkannte. Er hatte Gwynal dazu befähigt, Ashton nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu unterrichten und sein Freund zu werden, obwohl er Cronos getötet hatte. Diese Kraft hatte Cronos dazu befähigt, Rebeccas Drängen nach der Verwandlung zu widerstehen, und sie ermöglichte es Sean, Ashton ein Vater zu sein.
    Ashton begriff, dass er ohne diese Kraft – diese göttliche Kraft – niemals in der Lage sein könnte, seine Arbeit als Wächter mit der gebotenen Distanz und ausschließlich zum Wohl der Allgemeinheit zu erledigen. Ohne sie würden ihm früher oder später seine persönlichen Emotionen in die Quere kommen und er Fehler machen. Nun begriff er, warum Nichtwächter von gewissen Dingen ausgeschlossen waren, ausgeschlossen sein mussten, denn diese Kraft etablierte ein Band zwischen ihm und allen anderen Wächtern, die die Grundlage ihres Zusammenhalts darstellte und sie zu der telepathischen Kommunikation befähigte, derer nur sie fähig waren.
    Als die Präsenz ihn wieder verließ, fühlte er sich im wahrsten Sinn des Wortes wie neugeboren und zu Tränen gerührt. Alle Schuld, die er jemals auf sich geladen hatte, sowohl die als Mensch wie auch die als Vampir, war ihm vergeben und die Grundlage dafür geschenkt worden, eines Tages auch sich selbst vergeben zu können. Das würde allerdings noch eine lange Zeit dauern.
    Die Mitglieder des Rates um ihn herum lächelten, und Ashton musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass auch Gwynal hinter ihm lächelte.
    »Die Höchsten Mächte haben deinen Eid angenommen, Ashton Ryder«, sagte Sean. »So heißen wir dich willkommen als Wächter in unserer Mitte, mein Sohn und Bruder. In die Schwärze der Unwissenheit gekleidet bist du gekommen, in das Weiß der Erkenntnis gekleidet wirst du diesen Raum wieder verlassen.«
    Auf Seans Zeichen half Gwynal ihm, das schwarze Gewand auszuziehen. Nacheinander reichte Sean ihm die auf dem Altar für ihn bereitgelegte weiße Kleidung der Wächter, Hose, Tunika, Silbergürtel, Umhang, den Dolch aus Eisenholz, der seine primäre Waffe sein würde und zum Schluss den Rubinring der Gerechtigkeit. Als Ashton ihn an den Finger steckte, empfand er eine ähnliche Berührung seines Geistes wie vorhin und wusste schlagartig, dass die göttliche Macht in diesen Ringen tatsächlich niemals ein Fehlurteil fällen konnte.
    Jedes Ratsmitglied im Kreis umarmte ihn und hieß ihn willkommen. Damit war die Zeremonie beendet. Nacheinander gratulierten ihm auch die übrigen Wächter. Da er vorhin ihre Gedanken und Gefühle geteilt hatte, wusste Ashton, dass sie ihn alle vorbehaltlos akzeptierten. Zwar würden einige von ihnen ganz sicher niemals seine Freunde werden, doch auf ihre Zusammenarbeit als Wächter hatte das nicht den geringsten Einfluss.
    Ashton wäre jetzt gern allein gewesen, um sich emotional mit seinem neuen Amt vertraut zu machen, doch die Nacht hielt noch eine weitere Prüfung für ihn bereit; vielmehr eine Überraschung. Als sie alle schließlich wieder nach oben in den Barraum gingen – Jason hatte das Black Magic für die heutige Nacht für das normale Publikum geschlossen – brandete Ashton nicht nur der Applaus der jetzt vollständig versammelten Kolonie entgegen, sondern jeder der Anwesenden verneigte sich auch noch tief vor ihm, was ihn überaus verlegen machte.
    Savanna und Jason kamen auf ihn zu. Ihrem ernsten Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatten sie ihm etwas Wichtiges mitzuteilen. Savanna hielt eine geschnitzte Holzschatulle in der Hand.
    »Wächter Ashton Ryder«, sagte die blonde Vampirin, »die Kolonie hat dich einstimmig zu ihrem neuen Präfekten gewählt. Wir wären mehr als geehrt, wenn du diese Wahl annehmen würdest.«
    Ashton blieb beinahe der Mund offen stehen vor Überraschung. Er glaubte, sich verhört zu haben. Er, der diese Kolonie an die Jäger verraten und einige ihrer Mitglieder getötet hatte , er sollte jetzt ihr Präfekt sein? Unmöglich!
    Savanna klappte die Schatulle auf und hielt sie Ashton hin. Darin lag das Siegel des Präfekten, ein vier Zentimeter durchmessender runder Anhänger aus Gold an einer stabilen Goldkette, der das Relief eines Drachen zeigte und eingraviert in winzigen Buchstaben Prefect of New York.
    »Das kann ich nicht annehmen, Savanna. Auch wenn die Höchsten Mächte mir meine Schuld an euch gerade vergeben haben, so disqualifiziert sie mich trotzdem
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