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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire
Autoren: Mara Laue
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diesen Worten fast schon bestätigt. »Natürlich bist du mir wichtiger als mein Beruf. Darum werde ich ihn aufgeben. Ich habe schließlich genug Möglichkeiten, einen ähnlichen Job in einem anderen Bereich zu finden, der nicht so höllische Arbeitszeiten hat. Ich dachte daran, mich als Privatdetektiv oder Sicherheitsberater selbstständig zu machen.«
    »Wie du meinst«, lautete Marys desinteressierte Antwort.
    Er streichelte ihre Hand und versuchte geduldig zu sein, sie nicht anzuschnauzen und unerbittlich Rechenschaft zu fordern, was mit ihr los sei. Doch es fiel ihm schwer.
    »Hey, Liebes, was ist mit dir? Ich dachte, du freust dich, wenn ich den mörderischen Stressjob aufgebe und mehr Zeit für dich habe.« Er sah sie aufmerksam an. »Was ist passiert, Mary? Ich merke doch, dass dich irgendwas zutiefst bedrückt. Hat dir jemand etwas angetan? Sag es mir, und ich sorge dafür, dass der Kerl zur Verantwortung gezogen wird.«
    Sie schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Oder hast du dich«, er zögerte und suchte nach einer vorsichtigen Formulierung, »inzwischen schon anderweitig orientiert?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte sie in demselben unbeteiligten Tonfall wie bisher. Sie stritt es nicht ab, und Ashton wertete das als weiteres Indiz für seine Vermutung.
    »Weil du dich in den letzten zwei Wochen derart von mir zurückgezogen hast und dich jetzt so desinteressiert zeigst, dass ich befürchten muss, dass ein anderer Mann im Spiel ist«, sprach er seinen Verdacht offen aus.
    »Ach, Ash.« Mehr sagte sie dazu nicht, und seine Vermutung wurde damit für ihn zur Gewissheit.
    »Ist es wahr, Mary?«
    Sie sah ihn mit einem gequälten Ausdruck an und entzog ihm ihre Hand. »Ich fühle mich nicht wohl. Ich gehe wohl besser schlafen.« Ohne ein weiteres Wort stand sie auf und verschwand im Schlafzimmer.
    Ashton blieb am Tisch sitzen, schloss die Augen, zählte langsam bis zehn und musste sich beherrschen, ihr nicht zu folgen, sie zu packen und zu schütteln, bis sie die Wahrheit sagte. Vor allem aus ihr herauszubringen, wer sein Nebenbuhler war, damit er ihn zur Rede stellen und ihm klar machen konnte, dass er seine Finger von Mary zu lassen hatte. Natürlich war das keine Lösung und würde ihm Mary nur noch mehr entfremden. Falls sie sich noch uneins war, für wen sie sich entscheiden sollte, so würde eine solche Aktion sie endgültig in die Arme des anderen Mannes treiben.
    Er schüttelte den Kopf, stützte die Stirn müde in beide Hände und fuhr sich anschließend durch die dunklen, streichholzkurzen Haare. Er legte großen Wert auf seine Selbstbeherrschung und ließ sich nicht von Emotionen leiten. Sein Ruf als die personifizierte Gelassenheit war im 62. Revier der New Yorker Polizei legendär. Fast jeder seiner Kollegen hatte schon einmal die Beherrschung verloren und in der einen oder anderen Situation überreagiert; Ashton noch nie. Mit den Scherben seiner Ehe und einem unbekannten Nebenbuhler konfrontiert, fiel es ihm jetzt sehr schwer, die Beherrschung aufrecht zu erhalten und nicht wie der zutiefst verletzte, betrogene Ehemann zu reagieren, als der er sich fühlte.
    Immerhin hatte er noch keinen konkreten Beweis für Marys Untreue, nur einen Verdacht, versuchte er sich selbst einzureden. Sein Polizistenverstand zählte allerdings erbarmungslos die Fakten auf, die eine nahezu lückenlose Indizienkette ergaben. Marys Gleichgültigkeit ihm gegenüber, dass sie ihn seit Tagen im Bett zurückwies und seine Frage nach einem anderen Mann nicht einmal ansatzweise leugnete, sprachen Bände dafür, dass sie sich emotional bereits von Ashton gelöst hatte.
    »Oh Gott!«, murmelte er verzweifelt.
    Er hatte geglaubt, dass die Liebe, die er und Mary für einander fühlten, jeder Belastung standhielt. Offenbar hatte er sich geirrt. Jetzt blieb ihm nur noch der Versuch zu retten, was vielleicht schon nicht mehr zu retten war. Er würde seine Kündigung schnellstmöglich einreichen und sich eine Lizenz als Privatdetektiv besorgen. Er würde nicht so einfach aufgeben, sondern um Mary kämpfen und hoffen, dass er noch eine Chance hatte.
    Als er eine gute Stunde später ebenfalls zu Bett ging, nachdem er sich wieder beruhigt hatte und sich sicher war, seiner Frau mit Verständnis und Rücksicht begegnen zu können statt mit Wut und Vorwürfen, stand Mary nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidet auf dem Balkon, starrte in die Nacht und flüsterte leise einen Namen: »Vic!«
    Es klang so voller Sehnsucht, dass Ashton von
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