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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire
Autoren: Mara Laue
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so verloren wie selten zuvor und war voller widersprüchlicher Gefühle. Die Trauer um Mary haderte mit der Wut darüber, dass es von ihrem Mörder keine Spur gab. Die wurde abgelöst von der tiefen Verletztheit darüber, dass sie ihn wahrscheinlich schon seit einiger Zeit betrogen hatte, was in Schuldgefühlen mündete, weil er Mary zu viel allein gelassen hatte.
    Er starrte immer noch blicklos auf den Sarg, als die Friedhofsbediensteten kamen und begannen, das Grab zuzuschütten.
    »Tut uns leid, Sir«, sagte einer von ihnen mitfühlend, »aber wir müssen jetzt hier unsere Arbeit machen.«
    Ashton sah den Mann an, als nähme er ihn gar nicht richtig wahr. Schließlich nickte er und ging zu dem Schubkarren, auf dem die Totengräber ihre Gerätschaften transportierten. Er zog sein schwarzes Jackett aus, griff sich eine Schaufel und begann, zusammen mit ihnen Erde in Marys Grab zu schaufeln. Ein einziger Blick in sein Gesicht überzeugte die Männer davon, dass es sehr viel besser für sie wäre, mit keinem Wort dagegen zu protestieren, und so ließen sie ihn gewähren.
    Als das Grab zugeschüttet war, fühlte Ashton sich ausgelaugt, erschöpft und war am ganzen Körper in Schweiß gebadet. Wenigstens war er jetzt in der Lage, nach Hause zu fahren und sich nicht in der nächsten Bar bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen. Nach einem letzten Blick auf das frische Grab und einem letzten stummen Gruß an Mary wandte er sich ab und strebte dem Ausgang des Friedhofs zu. Er wollte jetzt nur noch unter die Dusche, in aller Stille weinen und danach schlafen – idealerweise ein ganzes Jahr lang. Mindestens.
    »Mr. Ryder?«
    Ashton zuckte zusammen, als er so unvermittelt angesprochen wurde. Sofort übernahmen seine Instinkte das Regiment, und er erfasste den Mann, der an ihn herangetreten war, innerhalb weniger Sekunden. Strohblondes kurzes Haar, Vollbart, graue Augen, einsachtzig groß, Mitte dreißig, durchtrainiert, seriös gekleidet, eine Pistole im rechten Schulterhalfter unter dem Jackett verborgen und eine kleinere Waffe, vermutlich ein Revolver, im Beinholster unter dem linken Hosenbein, Linkshänder. Ashton erinnerte sich, dass der Mann schon die ganze Zeit in seiner Nähe gewesen war, seit er den Friedhof betreten hatte.
    »Mein aufrichtiges Mitgefühl für Ihren Verlust, Sir«, sagte der Blonde jetzt. »Ich will Sie nicht lange belästigen, aber ich glaube, dass ich Ihnen helfen kann.« Er holte eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie Ashton.
    Harold Quinn, PROTECTOR Inc., Privatermittlungen . Auf der Rückseite standen die üblichen Angaben zu Firmensitz, Telefon-, Fax- und Mobilnummern sowie zwei E-Mail-Adressen.
    »Wir haben Ihren Fall verfolgt«, erklärte Quinn, bevor Ashton irgendetwas sagen konnte. »Ich denke, wir kennen den Mörder Ihrer Frau. Rufen Sie mich jederzeit an, wenn Sie wollen.«
    Er wandte sich zum Gehen, doch Ashton packte ihn am Arm. »Reden wir doch gleich hier«, forderte er scharf. »Was wissen Sie? Und wieso haben Sie es nicht der Polizei gesagt? Sie wissen, dass Sie sich strafbar machen, wenn Sie solche Informationen für sich behalten.«
    Quinn befreite seinen Arm aus Ashtons Griff. »Natürlich«, antwortete er ruhig. »Aber unsere Erfahrungen mit der Polizei haben uns gezeigt, dass die Behörden uns nicht ernst nehmen. Also ermitteln wir selbst. Wie Sie wissen, haben Privatermittler mehr Spielraum bei ihren Nachforschungen als die Polizei, die sich streng an die Gesetze halten muss. Davon abgesehen liegt dieser Fall außerhalb der irdischen Gerichtsbarkeit.«
    »Was soll das heißen? Reden Sie, Mann!«
    Quinn nickte zustimmend. »Nicht hier in aller Öffentlichkeit. Außerdem sollten Sie sich erst ein bisschen beruhigen.«
    Ashton packte ihn erneut. »Ich bin ruhig genug, Mr. Quinn«, sagte er kalt, »und ich will es jetzt wissen! Auf der Stelle! Oder ich verhafte Sie!«
    Quinn sah ihn ernst, aber völlig unbeeindruckt von Ashtons Drohung an. »Mr. Ryder, was ich Ihnen zu sagen habe, wird Ihr gesamtes Weltbild erschüttern, und Sie sind im Moment schon erschüttert genug. Ich gebe Ihnen allerdings mein Wort darauf, dass es absolut keinen Unterschied für die Ergreifung des Mörders macht, ob wir uns jetzt oder erst nächste Woche darüber unterhalten.«
    »Hören Sie, Quinn, meine Welt liegt seit einer Woche komplett in Trümmern, und nichts, was Sie mir vielleicht sagen, könnte das noch schlimmer machen.«
    »Das wage ich zu bezweifeln«, stellte Quinn nüchtern
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