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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire
Autoren: Mara Laue
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holen.«
    Doch in diesem Punkt irrte der Arzt. Nachdem Ashton zusammen mit Schwester Grace und einigen anderen alarmierten Pflegern das Haus fast vollständig auf den Kopf gestellt hatte, stand fest, dass Mary sich nicht mehr dort aufhielt. Ashton kehrte jetzt doch seine Autorität als Polizist heraus und ließ sich die Überwachungsvideos zeigen. Darauf sah er, wie Mary unmittelbar, nachdem man sie in ihrem Zimmer allein gelassen hatte, barfuß und im Nachthemd wie eine Schlafwandlerin das Gebäude verließ und in ein Taxi stieg.
    »Verdammt, was hat sie vor?«, entfuhr es Ashton.
    »Wohin könnte sie gefahren sein?«, fragte Schwester Grace, die immer noch an seiner Seite war.
    »Nach Hause, vermute ich. Wohin sollte sie sonst?«
    Zu ihrem Liebhaber!, antwortete eine hässliche Stimme in seinem Kopf. Das ist doch die perfekte Gelegenheit für sie, von dir wegzukommen und unterzutauchen, ohne sich mit dir auseinandersetzen zu müssen . Er unterdrückte diesen Gedanken gewaltsam.
    »Ich bringe sie wieder her.«
    Ashton fuhr aufgewühlt und so schnell er konnte zurück nach Hause. Sorgen um seine Frau wechselten sich ab mit einer tiefen Verletztheit und Wut darüber, wie hinterhältig sie ihn auszutricksen versuchte. Allerdings kamen ihm jetzt doch Zweifel an seiner Theorie über ihre möglichen Fluchtpläne. Sie war ernsthaft krank, und es erschien ihm nüchtern betrachtet eher unwahrscheinlich, dass sie in diesem Zustand daran dachte, sich zu ihrem Lover abzusetzen. Doch einen anderen, vernünftigeren Grund für ihr heimliches Verschwinden aus dem Krankenhaus konnte er sich einfach nicht denken.
    Als er vor dem Haus ankam, verspürte er eine gewisse Erleichterung, denn drinnen brannte Licht. Da er es ausgeschaltet hatte, bevor er ins Krankenhaus gefahren war, musste Mary tatsächlich hier sein. Er rannte förmlich hinein.
    »Mary!«
    Er erhielt keine Antwort. Im ganzen Haus war es vollkommen still. Totenstill. Ashtons in den langen Jahren seiner Polizeiarbeit geschärfter Instinkt sagte ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Einer Eingebung folgend lief er hinauf ins Schlafzimmer und stolperte direkt in seinen schlimmsten Albtraum. Mary lag schlaff und leblos auf dem Bett, beinahe weißer als das Laken und starrte ihn aus gebrochenen Augen an. Sie hatte das Pflaster am Hals abgenommen, wodurch die Wunden wieder aufgebrochen waren und rote Flecken auf dem Kissen hinterlassen hatten. Ihr schwarzes Haar lag wie ein Schleier ausgebreitet um ihren Kopf. Weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz .
    Doch das war noch nicht das Schlimmste. Ein fremder Mann stand über sie gebeugt und hatte eine Hand zärtlich an ihre Wange gelegt. Das konnte nur ihr Liebhaber sein. Er war nicht sehr groß und trug sein dunkles Haar schulterlang. Seine Haut war fast ebenso bleich wie Marys, und in der Hand hielt er ein Holzmesser. Vor dem Bett lag ein Haufen feiner, grauer Sand oder Ähnliches inmitten von abgelegter Männerkleidung.
    Ashton überwand sein Entsetzen und stürzte sich mit einem Wutschrei auf den Mann, der offenbar gerade seine Frau ermordet hatte. Er kam nicht weit. Der Fremde machte kaum eine Bewegung, zumindest keine, die Ashton wahrnehmen konnte. Im nächsten Moment hatte er ihn mit einem Klammergriff an der Kehle gepackt und hielt ihn mit einer solchen übermenschlichen Kraft auf Abstand, dass Ashton nur hilflos in diesem Griff zappeln konnte wie ein Fisch an der Angel. Er schlug um sich, er schrie, er setzte seine gesamte Nahkampfkunst mit aller Kraft ein. Doch die Schläge und Tritte, die schon manchen Verbrecher zu Boden geschickt hatten, zeigten bei dem Mann nicht die geringste Wirkung.
    »Es tut mir leid«, sagte der Fremde schließlich leise, als Ashtons Kraft vollkommen erlahmt war und er nur noch schwache Bewegungen zustande brachte. Der Blick der schwarzen Augen des Mannes bohrte sich mit zwingender Macht in Ashtons blaue. »Vergiss, dass du mich gesehen hast«, befahl er.
    Ashton sah den toten Körper seiner Frau auf dem Bett liegen und hatte ihren Mörder direkt vor sich. Er bäumte sich in dessen Griff auf. »Niemals!«
    Der Mann stieß ein überraschtes Zischen aus, ließ ihn urplötzlich los und war im nächsten Moment verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Oder als hätte es ihn nie gegeben. Ashton sackte zusammen und weinte. Kraftlos robbte er sich zum Bett, ergriff Marys eiskalte Hand und konnte das Entsetzliche nicht fassen. Seine geliebte Frau war tot, ermordet von einem
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