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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman
Autoren: David Baldacci
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Reisetasche. Er hatte sie voll gestopft, damit es aussah, als wäre sie prall gefüllt mit Sachen für die Reise. Doch kaum war er in den Zug gestiegen, hat er die Zeitungen weggeworfen, sodass er eine fast leere Reisetasche hatte, die er nur noch mit seiner Beute füllen musste.«
    Alle musterten den alten Mann, der jetzt, in Handschellen, geradezu klein und armselig wirkte.
    Agnes Joe blickte ihn auffordernd an. »Wollen Sie nicht reinen Tisch machen, John? Ich weiß, dass Sie bereits ein langes Vorstrafenregister haben. Aber Sie könnten noch einige Details liefern.«
    Er schüttelte den Kopf und sagte: »Es kommt sowieso, wie es kommen muss.«
    Sie riefen Barry, der den Gefangenen bewachen sollte, und marschierten zum Abteil des Möchtegern-Priesters, in dessen Reisetasche sich einige andere gestohlene Gegenstände befanden. Von großem Wert waren sie nicht, aber es war nichtsdestoweniger Diebesgut.
    »Ich melde das weiter«, entschied Agnes Joe.
    »Ich begreife nur nicht, weshalb er so viele Sachen zurückgegeben hat. Welcher Gauner tut so was?«, fragte Tom.
    »Das ist wirklich seltsam«, sagte Roxanne. »Na, wenigstens haben wir jetzt unseren Dieb. Und nun sollten wir alle uns schlafen legen.«
    Genau das tat Tom – bis sechs Uhr morgens, als es an seiner Tür klopfte. Er wachte auf und öffnete.
    Agnes Joe stand mit zwei Tassen Kaffee vor ihm. »Ich dachte, ich bringe Ihnen ein Friedensangebot mit, weil ich Sie so früh wecke.« Sie trug wieder eine blaue Hose und Pullover und wirkte vollkommen selbstsicher und professionell.
    »Sie sind eine hervorragende Schauspielerin«, stellte Tom fest. »Ich wäre nie darauf gekommen, dass Sie etwas anderes sein könnten als eine … nun ja …«
    »Eine exzentrische alte Frau, die nicht weiß, wo sie die Weihnachtstage verbringen soll? Ja, das ist eine gute Tarnung. Die Leute sprechen in Anwesenheit einer solchen Person über Dinge, über die sie sonst nie reden würden. Ich habe Drogendealer, Schwindler, Diebesbanden und ganze Horden anderer übler Zeitgenossen zur Strecke gebracht – und womit? Mit meiner leicht schusseligen Art, meinen lächerlichen Kleidern und meinem …«
    »›Schätzchen‹.«
    »Genau.«
    »Ich nehme an, jetzt ist Ihre Tarnung aufgeflogen.«
    »Das ist kein Beinbruch. Ich habe es nämlich ernst gemeint mit dem Zur-Ruhe-Setzen. Es wird Zeit, Schluss zu machen und etwas anderes zu tun.«
    »Stimmte denn wenigstens ein Teil Ihrer anderen Geschichte?«
    »Ich habe wirklich bei Ringling Brothers gearbeitet, aber nicht am Trapez, sondern in der Pferdedressur. Ich war zweimal verheiratet und habe eine erwachsene Tochter.« Sie hielt einen Moment inne. »Und wir verstehen uns nicht besonders gut.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Nun, sie hat von dem gestrandeten Southwest Chief gehört und gestern Abend angerufen, um sich zu vergewissern, dass mir nichts zugestoßen ist. Es war das erste Mal nach langer Zeit, dass ich wieder etwas von ihr gehört habe. Wir treffen uns, wenn ich in LA bin. Sie arbeitet bei einem Zirkus und hält sich zurzeit an der Westküste auf. Wir wollen es noch mal miteinander versuchen.«
    »Das freut mich für Sie. Es ist ein verspätetes Weihnachtsgeschenk. Aber weshalb kommen Sie jetzt zu mir?«
    »Weil ich in der Klemme stecke, Tom, und Ihren Rat hören wollte. Ich habe weitere Informationen über unseren falschen Priester erhalten. Conroy wurde vor Jahren wegen kleinerer Diebstähle bestraft – genau genommen vor vierunddreißig Jahren. Seitdem hat er sich nichts zuschulden kommen lassen. Er hatte einen richtigen Job und führte ein normales Leben.«
    »Warum dieser Rückfall nach so langer Zeit?«
    »Conroys Frau ist nach dreiunddreißig Jahren Ehe gestorben. Vorher hatten sie schon beide Kinder verloren. Eins starb bei einem Unfall, das andere an Krebs. Jetzt stand er ganz allein da. Er war offensichtlich einsam und wollte auf sich aufmerksam machen.«
    »Das ist hart«, sagte Tom leise. »Dann war es eine Art Hilfeschrei, nicht wahr? Er wurde zum Dieb, als er keinen Menschen mehr hatte?«
    »Ja. Ich habe mich schon mit vielen Halunken herumgeschlagen und mir eine Menge herzerweichende Geschichten anhören müssen. Normalerweise lasse ich mich nicht davon beeinflussen, aber bei Conroy kommt noch etwas hinzu … und das hat mich in dieses Dilemma gebracht.«
    »Und was ist das?«
    »Conroy hat die gestohlenen Sachen an Heiligabend als Geschenke zurückgegeben. Er hatte nur die Gegenstände behalten, die wir in seinen Taschen
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