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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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Kopfnuß. Aber damals waren es die Befehle seines Captains gewesen, diesmal aber nur die Befehle ihrer Stellvertreterin. Plötzlich hatte er Sassinak und Ford vor Augen, die aus ihrem Quartier gekommen waren, als er gerade einen Botengang machte. Wenn er noch einmal darüber nachdachte, hielt er es für besser, Ford nicht gegen sich aufzubringen.
    Er machte es sich bequem, um die Berichte über den Prozeß zu verfolgen. Es wurde noch ein ziviler Bürokrat interviewt, der über die Ireta-Seuche Auskunft gab. Tim schnaubte verächtlich und rutsche auf seinem Sitz hin und her. Sie stellten die dümmsten Fragen, und die Experten gaben die dümmsten Antworten. Er wünschte, man hätte ihn interviewt. Er hätte es sehr viel besser gemacht. Keiner von diesen Typen würde je zugeben, daß er etwas nicht wußte, und dabei bleiben. Natürlich würde man wahrscheinlich bald damit aufhören, die zu befragen, die nichts wußten.
    Als die Berichte über die Ratssitzung endlich begannen und der Vorsitzende jeden Delegierten förmlich begrüßte, setzte Tim sich aufrecht hin. Er hatte alle losen Teile in seiner einsamen Unterkunft verstaut, das Shuttle auf einen Blitzstart vorbereitet und dafür gesorgt, daß alle Systeme einwandfrei funktionierten. Das einzige, was ihm fehlte, war eine wirkungsvolle Waffe. Darauf konnte er eigentlich nur verzichten, wenn das Schiff, auf das er treffen sollte, weder über Schilde noch über eine Bewaffnung verfügte. Er versuchte darüber nicht nachzudenken. Für Notfälle hatte er immer seinen Helm in Reichweite. Außerhalb der Shuttleschilde hielten eine Handvoll Polizisten die Neugierigen fern. In dieser Entfernung konnte ihnen nichts passieren, wenn er abhob.
    Auf dem Monitor wurde von einem Teil des Saals in einen anderen umgeschaltet. Tim sah Lunzie und einen Admiral nebeneinander auf den für Zeugen reservierten Plätzen sitzen, dann kam Ford ins Bild. Die Perspektive änderte sich, und er sah Sassinak auf der anderen Seite des Saals. Warum dort drüben? fragte er sich. Aygar, der neben ihr saß, wirkte unglücklich. Tim wäre lieber dort als an irgendeinem anderen Ort im Universum gewesen. Er mochte den großen Iretaner und hoffte, daß er sich in dieser oder jener Funktion der Flotte anschließen würde. Sie waren alle dort. In dem großen Saal ging es zur Sache, nicht hier!
    Als die Tumulte begannen, beugte er sich vor und konnte kaum atmen. Er hatte oft gesagt, daß er gern bei neuen Kämpfen und neuen Abenteuern dabeisein wollte, und er fand es entsetzlich, einfach nur zuzuschauen. Er konnte nicht alles sehen, was er sehen wollte, sondern nur das, was ihm die Kameras zeigten, und die Bilder waren sehr viel verworrener als die Kommentare. Plötzlich wurde der Bildschirm schwarz, dann streifig, und schließlich wurde eine Außenansicht des Ratsgebäudes eingeblendet, vor dem eine Menschenmenge tobte. Er folgten wieder einige schnelle Schnitte: erst auf eine Straße voller Menschen, die wild durcheinanderschrien, dann auf einige Leute, die geordnet marschierten und Fahnen schwenkten, zuletzt auf eine orangefarben uniformierte Polizeieinheit, die in die Menge feuerte.
    Er warf einen Blick nach draußen. Die Polizisten gingen hin und her und wirkten gereizt. Sicher standen sie mit ihren Kollegen in der Innenstadt in Verbindung und fragten sich, wie sie mit ihm verfahren sollten. Plötzlich wirbelte einer von ihnen herum und feuerte blindlings auf das Schild. Seine Kollegen zogen ihn weg, rissen ihm die Waffe aus den Händen und wichen zurück. Tim tat nichts. Er stellte fest, daß er sehr viel heftiger zitterte als damals auf Ireta, aber er schaffte es, die Finger von der Steuerung zu lassen. Er klammerte sich an den Gedanken, daß Sassinak sich bei ihm melden, ihn brauchen würde; er mußte bereit sein.
    Doch als der Anruf wirklich kam, konnte er es kaum glauben.
    »Zaid-Dayan-Shuttle!« kam es zum zweiten Mal aus den Lautsprechern, ehe seine Finger und seine Stimme ihm wieder gehorchten und er mit dem Daumen auf den Schalter drücken konnte.
    »Shuttle hier!« Seine Stimme klang wie die seines kleinen Bruders. Er schluckte und hoffte, daß er beim nächsten Mal gefaßter klingen würde.
    »Mehrere Personen sind geflohen. Starten Sie wie geplant und halten Sie sie auf.«
    Sollte das etwa bedeuten, daß die anderen nicht kommen würden? Sollte er etwa ohne sie abheben?
    »Sind Sie auch unterwegs?«
    »Sofort!«
    Das war unzweifelhaft Sassinak. So habe ich mir das nicht vorgestellt, dachte er.
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