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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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hast. Wir härten vorhersehen müssen, daß ein Bedarf besteht, aber …« Er zuckte die Achseln. »Wir sind keine Götter, und deshalb kennen wir nicht alles, was wir noch nicht gesehen haben. Auch in dieser Hinsicht können wir viel von dir lernen, während wir dir helfen, dein Gleichgewicht wiederzufinden.«
    »Ich lebe, um zu lernen, Ehrwürdiger Meister«, sagte Lunzie und senkte den Kopf.
    »Wir lernen durchs Leben. Wir leben durchs Lernen.«
    Sie spürte seine Hand über ihrem Kopf, die rare Berührung, die Anerkennung und Zustimmung bedeutete. Als sie wieder aufblickte, war er verschwunden, und sie war im Pavillon mit ihren Gedanken allein.
    Die Neuausbildung verlief anstrengender, als sie befürchtet hatte. Ihr Lager in der Schlafhüte war nach ihren Erlebnissen auf Ireta vergleichsweise bequem, und sie hatte nie etwas gegen einfache Kost gehabt. Aber es war eine ganze Zeit her, seit sie das letzte Mal die vielen körperlichen Übungen durchgeführt hatte. In den ersten Tagen laborierte sie ständig an Blessuren und war müde.
    Die Übungsleiter waren durchweg Perfektionisten; es gab immer nur eine Möglichkeit (daran wurde sie erinnert), wie man eine Abwehr, eine Finte, einen Schlag ausführte. Es gab nur eine Art, richtig zu sitzen, zu knien, das innere Gleichgewicht zu halten. Sie war nie besonders gut in den Kampfkünsten gewesen, die mit der mentalen Disziplin einhergingen. Sie hatte sie für eine Ärztin immer als unpassend empfunden. Aber sie war noch nie so schlecht gewesen. Schließlich bat eine Lehrerin sie zu einer Pause und setzte sich neben sie.
    »Ich spüre entweder Unwillen oder einen großen Widerstand des Körpers, Lunzie. Kannst du mir das erklären?«
    »Beides, glaube ich«, erwiderte Lunzie und versuchte ihren Atem zu beruhigen. »Als Heilerin habe ich mich der Erhaltung der Gesundheit verschrieben. Der martialische Aspekt der mentalen Disziplin ist mir immer abwegig vorgekommen … als hätten wir etwas nicht richtig gemacht und würden so Konflikte heraufbeschwören. Und dann muß ein Arzt – vielleicht ich, vielleicht auch ein anderer – das wieder richten, was wir verletzt haben.«
    »Das erklärt den Unwillen«, sagte die Übungsleiterin. »Was ist mit den Problemen deines Körpers? Steckt etwas anderes dahinter?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Lunzie sackte zusammen und erinnerte sich daran, daß sie den Rücken aufrecht halten sollte. »Ich könnte mir vorstellen, daß es an den vielen Kälteschlafzeiten gelegen hat, als ich Jahre in einer Position zubringen mußte. Angeblich altert man im Kälteschlaf nicht, aber nach dem Erwachen fühlt man sich schrecklich steif. Vielleicht hat der Kälteschlaf doch Nachwirkungen und beeinträchtigt langfristig die Beweglichkeit.«
    Die Übungsleiterin sagte eine ganze Zeit nichts und hielt die Augen halb geschlossen. Lunzie entspannte sich und gestattete es ihren geschundenen Muskeln, sich auf angenehme Länge zu dehnen.
    »Was deinen Unwillen angeht, mußt du mit dem Ehrwürdigen Meister sprechen«, sagte die Übungsleiterin schließlich. »Was den Widerstand des Körpers angeht, könntest du Recht haben. Es kann wirklich am wiederholten Kälteschlaf liegen. Wir werden einige Tage lang versuchen, dem Problem auf eine andere Art beizukommen, und sehen, ob es etwas nützt.«
    Die andere Herangehensweise bestand in stundenlangen Aufenthalten in kalten und heißen Wasserbecken und im Schwimmen in einer Gegenstromanlage. Lunzie spürte, wie ihr Körper sich aufbäumte, lockerte und dann wieder zu dem straffen, leistungsfähigen Körper zusammenzog, den sie in Erinnerung hatte – fast so, als sei er wie ein gebrochener Knochen wieder zusammengewachsen. Ihre Wiederherstellung umfaßte Gymnastik, Laufen, Klettern, Musik und schließlich – nach mehreren langen Unterredungen mit dem Ehrwürdigen Meister – neuen Übungen im unbewaffneten Kampf.
    Sie würde nie der Inbegriff einer Kriegerin sein, hatte er ihr erklärt, aber jeder Aspekt der mentalen Disziplin hatte in jedem Adepten seinen Platz, und sie mußte akzeptieren, daß sie gelegentlich auch verletzen oder töten mußte, wenn ein Versagen den Tod anderer nach sich ziehen konnte.
    Ihre Abneigung gegen körperliche Auseinandersetzungen wurde aber überhaupt nicht diskutiert. Der Meister hatte in den Jahren, die sie im Exil des Kälteschlafs verbracht hatte, wirklich gelebt; er erinnerte sich sowohl an sie, wie sie einmal gewesen war, als auch an das, was sie versäumt hatte. Er ließ sie
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