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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18
Autoren: Émile Zola
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Lebensphilosophie, die nach Zolas Wunsch sich als Fazit aus seiner ganzen Romanreihe ergeben sollte. In Caroline wollte Zola sich selbst, seine eigene Einstellung zum Leben porträtieren. Und dieses Sprachrohr Zolas erfüllt im Roman eine ähnliche Funktion wie der Chor im antiken Theater. »Sie wird so etwas wie der antike Chor sein, die Gestalt, die urteilt, die die Güte darstellen wird, die Gerechtigkeit, erhaben über all die Unglücksfälle, sie wird vor allem die Hoffnung in das Leben sein, inmitten der Feststellung des Pessimismus.« In Carolines Gedanken, in ihren Unterhaltungen mit ihrem Bruder, mit Maxime und mit Saccard selbst diskutiert Zola diese Rolle des Geldes, über deren Bewertung er sich selbst eigentlich nicht so ganz schlüssig ist. Immer ruft er sich selbst in Erinnerung, daß er das Geld, nicht verteidigen, aber auch nicht angreifen will; an anderer Stelle nimmt er sich sogar vor, »Gutes vom Geld zu sagen«, seine »Apologie« zu schreiben. »Das richtig verwandte Geld ist nützlich für die ganze Menschheit.« »Ich zeige es als eine bis auf den heutigen Tag notwendige Kraft, als einen Faktor der Zivilisation und des Fortschritts.« Aber die Realität sah anders aus. Sein eigener Roman lieferte dafür den besten Beweis. Und so stand Zola vor einem für ihn unauflöslichen Widerspruch. Er sah, wie auf der einen Seite der Kapitalismus, um des Profits willen gezwungen, die Produktion zu entwickeln, damit auch einen materiell-technischen Fortschritt zeitigte und wie andererseits dieser gleiche Kapitalismus um des gleichen Profits willen Überproduktion und Krisen erzeugte und auf dem Schlachtfeld des Geldes »Berge von Verwundeten und Trümmern« zurückließ. Für diesen Widerspruch gibt es für Zola nur eine Erklärung, seine naturphilosophische Zyklentheorie. Der biologische Rhythmus von Keimen und Vergehen, von Leben und Tod, von Fäulnis und Gesundheit wird als des Rätsels Lösung angeboten. Er fügte sich zudem nahtlos in das antithetische Grundprinzip der Komposition. Die naturphilosophische, Deutung schlägt sich in einer Reihe ständig wiederkehrender Bilder nieder: das Geld war »der
Misthaufen,
auf dem diese Menschheit von morgen wuchs«, in Paris »regnete das Geld vom Himmel, brachte … alles zum
Faulen
«. »Das vergiftende, zerstörerische Geld wurde zum
Gärstoff
jeglichen sozialen Wachstums … Alles Gute hatte seinen Ursprung im Geld, das zugleich auch das Böse schuf.« Doch wie in der Natur würde auch in der Gesellschaft das Leben selbst die Wunden heilen. Caroline spricht diese Überzeugung aus, sie zahlt darauf, daß die
Arbeit
des Lebens die Wunden schließen und das Übel heilen werde, so Wie der unablässig emporsteigende Saft den Einschnitt im Herzen der Eiche schließt und neues Holz und neue Rinde wachsen läßt. Die naturphilosophische Erklärung der sozialen Vorgänge schlägt um in einen Hymnus auf die ewig sieghaften Kräfte des Lebens, des gläubigen Optimismus.
    Die letzten Bände Zolas sind erfüllt von diesen naturphilosophischen Hymnen, die dann im,»Doktor Pascal« zu einem ganzen Glaubensbekenntnis zusammengefaßt werden, in dem Zola seine Botschaft an die Menschheit und seine Leser verkündet, ein Glaubensbekenntnis als Ergebnis seines jahrelangen Durchforschens der »wirklichen Welt«. Auch »Das Geld« schließt mit einem Bild, das dieses Glaubensbekenntnis, symbolisch verkörpert, mit dem Bild Carolines, die vom Sterbebett Sigismonds in den sonnendurchglänzten Frühlingsmorgen hineingeht, gläubig und auf die Zukunft ihres eigenen Lebens und der Menschheit vertrauend. Solch positives Schlußbild wird sich in den nächsten beiden Bänden wiederholen. Im »Zusammenbruch« schreitet Jean, der Bauer aus der Beauce, aus dem brennenden Paris der Commune hinaus in das Land, wo die, Erde auf seine nützliche Arbeit wartet, und im »Doktor Pascal« erhebt sich über die blutigen Geschicke dieser neuen Atridenfamilie das Bild von der Mutter mit dem Kind, dem ewigen Symbol des Lebens.
    »Mußte man nicht leben, trotz alledem leben?« denkt Caroline, als der Frühlingsmorgen sie umflutet, und ein »Aufschäumen des ewigen Lebens« trägt sie empor. »Ach, die Freude zu sein, gibt es denn im Grunde eine andere? Das Leben, so wie es ist, in seiner Kraft, so abscheulich es auch sein mag, mit seinem ewigen Hoffen!«
    Diesen subjektiven Interpretationen der dargestellten Vorgänge, die sich immer wieder wie Einbrüche in Zolas Romanen finden, steht jedoch die
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