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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama
Autoren: Stefan Wolf
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Tisch und
stellte die Flasche ab.
    Tarzan schloß die Augen. Das
Herz hämmerte ihm gegen die Rippen. Aber er bezähmte sich. Nichts überstürzen!
Warten ! Und dann ganz unauffällig. Sonst würde es nicht gelingen. Er versuchte
an nichts zu denken, was gar nicht so einfach ist, obschon es Klößchen häufig
gelingt.
    Die Dämmerung brach an. Blaue
Schatten füllten den Hof, den Park, das Pauker-Grün — das sogenannte — und das
ganze Gelände. Im Speisesaal wurde es dunkel. Aber die Terroristen wagten es
nicht, Licht zu machen. Die hohen Fenster besaßen weder Jalousien noch
Vorhänge. Wer sich draußen anschlich, hätte hereinblicken können. Das wollten
sie nicht riskieren.
    Gaby seufzte. Klößchen trank
Kakao und fragte dann die Bewacher, ob er sich aus der Küche Nachschub holen
dürfte. Er durfte.
    Bald war es ganz dunkel. Macke
und Ohnesorge saßen rechts und links der Schwingtür, hatten die Beine
hochgelegt und die MP im Arm. Sie rauchten unablässig. Ab und zu unterhielten
sie sich leise.

    Schorbach und die Neu
patrouillierten ums Haus. Die Oliviri nahm irgendwo eine Mütze voll Schlaf, wie
sie vorhin zu den Männern gesagt hatte. Die Nitro-Flasche stand auf dem Tisch:
nicht vergessen, aber zur Zeit unbeachtet.
    „Mir ist nicht gut“, sagte
Tarzan, an die Terroristen gewandt. „Darf ich mir ein Glas Wasser aus der Küche
holen?“
    „Hol’s dir“, antwortete
Ohnesorge. „Aber kein Licht!“
    I wo! dachte er. Grinsend
tappte er durch die Dunkelheit. Als er an dem Tisch vorbei kam, griff er nach
der Flasche. Indem er sie an sich preßte, trat er in die Küche. Seine Hände
waren feucht. Er wußte, daß Nitro keine Erschütterung verträgt. Bei
Erschütterung — krach! Und es würde nicht genug von ihm übrig bleiben, um einen
Sarg zu füllen. Also Vorsicht! Vorsicht!

    Die Küche war riesig. Er kannte
sich aus. Er wußte, wo die Kühlschränke waren — und die Herde, Öfen, Tische und
eingebauten Wandschränke. An einigen Schrankfächern steckten Schlüssel.
    Er öffnete ein Fach, stellte
die Nitro-Flasche hinein, nachdem er den Korken abgenommen hatte, schloß ab und
schob den Schlüssel in die Hosentasche. Aus einem Kühlschrank holte er eine
Limoflasche — genau die gleiche. Er riß die Verschlußkappe ab und goß die
Limonade ins Spülbecken. Er drehte den Wasserhahn auf, füllte die Flasche,
wischte sie ringsum mit dem Ärmel ab und drückte den Korken in den
Flaschenhals. Aber nur bis zur Hälfte. Genauso wie der Korken in der
Nitro-Flasche gesteckt hatte.
    Als er zu seinem Platz
zurückging, stellte er das harmlose Double (Ersatzdarsteller) auf den
Tisch neben der Tür.
     
    *
     
    Alle schliefen. Tarzan
schreckte hoch, als er an der Schulter gerüttelt wurde. Macke stand neben ihm.
    „Du und deine Freundin — ihr
kommt mit!“ befahl er.
    Gaby war bereits wach,
blinzelte durch die langen Wimpern, pustete gegen den Pony und strich sich dann
mit den Händen übers Haar.
    Tarzan sah auf seine Uhr. Es
war zehn Minuten vor vier. Draußen wurde es hell.
    Schorbach, Ohnesorge, die
Oliviri und Hanna Neu standen an der Schwingtür. Hanna Neu hielt die
vermeintliche Nitro-Flasche in beiden Händen.
     „Wohin sollen wir denn
mitkommen?“ fragte Tarzan.
    „Das wirst du noch sehen. Deine
Freundin ist die wertvollste Geisel. Und du als ihr Herzbube darfst sie
begleiten. Das wird die Bullen davon abhalten, irgendwas zu riskieren.“
    „Wir sind nicht wertvoller als
die andern“, sagte Gaby.
    Einige wurden wach, als Gaby
und Tarzan mit den Terroristen den Speisesaal verließen. Aber die meisten
schliefen weiter. Auch Klößchen merkte nicht, was um ihn geschah.
    Gaby trottete neben Tarzan. Er
nahm ihre Hand.
    Im Hof war es kühl. Auf dem
Rasen lag Tau.
    Tarzan spürte, wie unruhig die
Terroristen waren. Dann hörte er einen Wagen, der sich näherte.
    „Kurz vor vier“, sagte die
Oliviri. „Sie sind pünktlich. Das wollte ich ihnen auch geraten haben.“
    Ein Krankenwagen rollte durchs
Tor, näherte sich langsam und stoppte neben dem VW-Bus. Kommissar Glockner saß
hinterm Lenkrad. Er stieg aus, hielt die Hände zur Seite gestreckt und kam
heran.
    Freude durchpulste Gaby. Aber
sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte.
    Glockner lächelte ihr zu.
„Morgen, Gabylein. Hallo, Tarzan! Jedenfalls seid ihr gesund. Gott sei Dank!“
Dann wandte er sich an die Terroristen. „Ich bin Kommissar Glockner. Ich habe
keine Waffe bei mir. Lotzka liegt im Wagen. Auf einer Tragbare, wie verlangt.
Er
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