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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht
Autoren: Wolfgang Ecke
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Streichholz auf. Rasch überflog er die wenigen Zeilen, während Dicki gespannt aus dem Mienenspiel seines Freundes Rückschlüsse zu ziehen versuchte.
    „Möchtest du wissen, was in dem Brief steht?“
    Dicki überlegte kurz, ob es höflich und anständig sei, an dieser Stelle „Nein“ zu sagen, und entschied sich dann für ein lautes“Ja“!
    Und Perry Clifton las:

    „Lieber Mister Clifton! Ich habe des öfteren versucht, Sie telefonisch zu erreichen! Leider immer ohne Erfolg. So erlauben Sie mir bitte, daß ich brieflich Kontakt mit Ihnen aufnehme.
    Von Sir Arthur White weiß ich, daß Sie ein ausgezeichneter Detektiv sind und welchen unschätzbaren Dienst Sie ihm erweisen konnten. * Wäre es Ihnen möglich, mich am Montag persönlich zu einer vertraulichen Unterredung aufzusuchen? Würde es Ihnen um 14 Uhr passen? Ich nehme auch gern einen zeitlichen Gegenvorschlag entgegen.
    Mit vorzüglicher Hochachtung! James Pieter Burton.“

    Perry Clifton faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn in den Umschlag zurück.
    „Dieser Mister Burton hat bestimmt Schwierigkeiten.“
    „Scheint so!“ stimmte Perry zu.
    „Warum schickt er seinen Brief aber nicht mit der Post, das verstehe ich nicht?!“
    „Ganz einfach: Er wollte damit den vertraulichen Charakter seines Anliegens unterstreichen. Und Schwierigkeiten kriegst auch du, wenn du nicht sofort in dein Bett verschwindest!“
    Dicki gähnte: „Nur unter einer Bedingung!“
    „Einverstanden! Wenn Mister Burton nichts dagegen hat, werde ich dir erzählen, welcher Kummer ihm zu schaffen macht.“
    „Kennen Sie ihn denn?“
    „Ich hatte noch nicht das Vergnügen. Ich weiß also nicht, ob er Besitzer einer Bäckerei oder Direktor einer Flugzeugfabrik ist.“
    Dicki Miller war schon an der Tür. Die Hand (wie Napoleon auf allen Bildern) zwischen zwei Knöpfe seiner Jacke geschoben, fragte er gequält: „Wollen Sie diese Miß Julie eigentlich heiraten, Mister Clifton?“
    „Hättest du denn was dagegen?“
    „Ich würde kein Wort mehr mit Ihnen sprechen. Und helfen würde ich Ihnen auch nicht mehr!!“ Während aus seinen müden Augen harte Entschlossenheit sprach, entrüstete sich Perry Clifton: „Habe ich vielleicht ein Wort, nur ein einziges Wort gesagt, als du siebenmal hintereinander mit der jüngsten Glennwood-Tochter ins Kino gegangen bist, um dir diesen Walt-Disney-Film anzusehen? Habe ich da was gesagt?“
    Das Geräusch der zuschnappenden Tür war das letzte, was Clifton in dieser Nacht von Dicki Miller hörte. Noch einmal zog er den Brief aus dem Umschlag, um sich anschließend mit dem Telefonbuch zu befassen. Fünf Minuten später wußte er es: James Pieter Burton war Grundstücksmakler. Sein Büro befand sich in der Harrington-Street, seine Privatadresse dagegen lautete: Bull-Street Nr. 4. Laut Stadtplan, wie Perry nach langem Suchen herausfand, handelte es sich dabei um eine winzige Seitenstraße in unmittelbarer Nähe des Berkeley-Square. Beide Adressen lagen also nördlich der Themse. Da es sich um eine private Angelegenheit zu handeln schien, tippte Clifton als erwünschten Treffpunkt Burtons auf die Bull-Street. Leider hatte der Briefschreiber vergessen, dieses Detail zu erwähnen.

Das Gespenst von Duncan Hill

    Montag, 20. März 1972.
    Ein sonniger, blaßblauer Himmel wölbte sich von Ost nach West und von Nord nach Süd über London.
    Laut Kalender Frühlingsanfang.
    Würde dieser 20. März für Perry Clifton auch den Anfang eines neuen Falles bringen?
    Als er seinen Wagen vor dem stuckverzierten Haus in der Bull-Street abbremste, schlug es von der nahe gelegenen Kirche 14 Uhr. Von einer Parklücke war weit und breit nichts zu sehen, und so fuhr er kurz entschlossen in die Garagenauffahrt zu Nummer 4 und setzte seinen Morris hinter einen cremefarbenen Mercedes-Sportwagen.
    Die Türglocke entpuppte sich als ein sehr melodisches Vierton-Läutewerk.
    Wäre nicht die gestreifte Weste gewesen, nie hätte Perry Clifton vermutet, einen Butler vor sich zu haben. Betrachtete man das reservierte, fast steinern wirkende Gesicht, mußte man unwillkürlich an einen aus Holz geschnitzten Indianerkopf denken. Scharfe, markante Züge und tiefeingeschnittene Falten gaben ihm eher das Aussehen eines Indianers als das eines Butlers. Die dunklen Augen unter den buschigen Brauen betrachteten ihn forschend.
    „Mein Name ist Clifton. Ich glaube, Mister Burton erwartet mich!“
    Der Butler deutete eine Verbeugung an. Kein Lächeln, weder in den Augen noch
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