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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht
Autoren: Wolfgang Ecke
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wandte er sich dem zweiten Besucher zu: „Dir habe ich das zu verdanken. Ich empfehle dir, dich nie wieder hier sehen zu lassen!“ Doch Mike Forster schien anderer Meinung zu sein. Trotzig erwiderte er: „Und warum nicht? Hast du vergessen, daß du mit allem einverstanden warst?“
    „Ich habe meinen Teil erfüllt, damit ist es genug, und wir sind quitt! Ich will meine Ruhe!“
    „Mills ist da anderer Meinung, Mister Aston!“
    „Euer Mills schert mich einen Teufelsdreck!“
    McButton fauchte wütend: „So einfach ist das nicht. Ich glaube, da schneiden Sie sich in die eigenen Finger!“
    Er deutete auf die herumstehenden Kakteen, und ein verschlagener Zug war plötzlich um seine Lippen, als er wie ein Märchenerzähler begann: „Es war einmal ein verrücktes Haus. Darin lebten glücklich und zufrieden ein alter, verrückter Mann
    „Halt’s Maul!“ fiel ihm Mike Forster ins Wort, doch Jack McButton konterte: „Jetzt rede ich... ein alter, verrückter Mann und einige hundert Kakteen... oder sind es mehr? In jedem Zimmer Kakteen. Doch eines Tages kamen eine Menge böser Männer und zerstörten alles... sie schnitten die Blüten ab und stießen Löcher in das Fleisch der Kakteen...“ Sein Finger fuhr symbolisch durch die Luft. „So oder ähnlich, Mister Aston, könnte vielleicht der liebe Mister Mills denken, wenn er erfährt, daß Sie nach wie vor der Meinung sind, Sie seien uns nichts mehr schuldig und könnten ohne weiteres aus dem Geschäft aussteigen.“
    Mit dem alten John Aston war eine seltsame Wandlung vorgegangen. Der eben noch hochaufgerichtete Körper war zusammengesunken. Das Blitzen seiner eisgrauen Augen war stumpfer Resignation gewichen. Während seine Blicke die im Zimmer stehenden Pflanzen abtasteten, nickte er. In seiner Stimme schwang dumpfer Grimm: „Okay! Sagt eurem Räuberhauptmann Mills, daß er sich auf mich verlassen kann... Aber nun raus! Das ganze Zimmer stinkt nach Verschwörern und Erpressern!“
    Das Spitzbubengesicht von McButton grinste ungerührt, als er sagte: „Ich werde dem Chef empfehlen, Ihnen eine Sonderzulage für ein paar neue Kakteen zu gewähren, Mister Aston. Sozusagen ein Dankeschön in bar!“
    John Aston schritt mit langen, schweren Schritten zur Tür, öffnete sie und sagte leise: „Raus!! Wenn ich schon mit Gaunern verhandeln muß, dann in Zukunft gefälligst nur mit dem Obergauner, verstanden?!“
    Jack McButton wollte zu einer (sicher dummen) Erwiderung ansetzen, doch er kam nicht mehr dazu. Schneller, als er es dem alten Mann zugetraut hätte, fuhr ihm dessen mächtige Pranke mit fürchterlichem Klatschen auf die Wange. Der Rotkopf ging nicht, er flog mit schmerzverzerrtem Gesicht durch die Tür, während John Aston seine Hand angewidert an der Hose abwischte.
    „Das werden Sie noch büßen, Sie alter Narr!!“ schrie McButton und meinte es ernst. Sein Kumpan, der ihn seit längerer Zeit kannte, beschloß in diesem Augenblick, die Augen und Ohren in Zukunft besonders aufmerksam offenzuhalten...

Der Brief

    Es war schon nach 23 Uhr, als Perry Clifton den Schlüssel in das Schloß seiner Wohnungstür schob.
    Perry Clifton, 33 Jahre alt, seit 14 Jahren in London wohnhaft und seit elf Jahren als Warenhausdetektiv bei Johnson & Johnson in der Sutherland-Street tätig, schien an jenem späten Abend des 18. März allerbester Laune zu sein.
    Er streifte die Schuhe ab, ohne sich zu bücken, und schleuderte sie in die winzige Ankleide; das Jackett flog in hohem Bogen auf die Couch. Er stellte das Radio an, das um diese Zeit immer Tanzmusik brachte, und stopfte sich eine Pfeife.
    Zuerst glaubte er, daß das Geräusch aus dem Radio käme. Doch je öfter und lauter es wurde, um so mehr befaßten sich seine abwesenden Gedanken damit.
    Er sah zur Uhr:
    23 Uhr 25. Wer konnte um diese Zeit noch an die Tür klopfen? Es konnte eigentlich nur Dicki Miller sein. Und der tat das nicht mal leise.
    Auf Strümpfen schritt Perry zur Tür. Natürlich...
    Dicki Miller, im blaurot gestreiften Pyjama, putzpudelmunter und mit einer gewaltigen Portion Vorwurf im Blick und nichts an den Füßen, stand vor ihm.
    „Sie wollten um acht zu Hause sein, Mister Clifton!“
    „Du bist ja barfuß. Hast du deine Hausschuhe verschenkt?“
    „Es muß nicht jeder im Haus hören, daß ich nachts noch zu Ihnen schleiche, nur weil ich es einem alten Mann versprochen habe!“ Aus Dickis Augen sprühte die Enttäuschung, so lange warten gemußt zu haben, und dann war ja noch diese... diese... Na
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