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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset
Autoren: Candace Camp
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begegnet waren, kamen sie früher oder später immer darauf zu sprechen.
    „Einfach so das Haus zu verkaufen ... " Die Miene des Gärtners drückte Missbilligung aus.
    „Es war für meinen Onkel viel zu groß", sagte Anna, „und er wollte dort nicht mehr leben."
    Der Lord de Winter, über den sie sprachen, war Charles, der Bruder ihrer Mutter. Er hatte nie geheiratet, und da er keine Kinder hatte, waren er und Annas Mutter Barbara die letzten de Winters gewesen. Nachdem er beschlossen hatte, Winterset zu verlassen, überließ er seinen gesamten Besitz der Vormundschaft von Annas Vater, damit nach seinem Tod alles an Kit und Anna übergehen würde. Kit verwaltete nach wie vor die Ländereien und das Vermögen der de Winters, doch ihr Vater hatte das Haus verkauft, da sie alle es vorzogen, auf Holcomb Manor zu leben.
    Anna konnte sehen, dass ihre Worte Grimsley wie immer nicht hatten beschwichtigen können. Wahrscheinlich würde ihr das auch nie gelingen, denn der Mann war von Winterset und den de Winters geradezu besessen. Er war auf dem Anwesen geboren worden und hatte dort sein ganzes Leben verbracht. Auch während der letzten drei Jahre, in denen Winterset leer gestanden hatte, hatte er weiterhin in dem kleinen Gärtnerhaus gelebt. Es war allgemein bekannt, dass er seit einiger Zeit ganz gerne dem Gin zusprach, und Anna vermutete, dass seine seltsamen Ansichten nicht wenig damit zu tun hatten.
    Sie versuchte, die Unterhaltung wieder zu dem Thema zurückzubringen, das ihr nicht aus dem Kopf wollte.
    „Wissen Sie, wann Lord Moreland eintreffen wird?"
    Grimsley schüttelte finster den Kopf. „Bald, meinte Mr. Norton. ,Bringen Sie alles gut in Schuss, Grimsley.' Das hat er gesagt. Ich frage mich, wie ich das allein schaffen soll."
    „Ich glaube nicht, dass er Unmögliches von Ihnen erwartet", beruhigte Anna ihn. „Ree... Lord Moreland ist ein sehr gerechter Mann."
    Grimsley nickte, aber Anna konnte ihm trotzdem seine Zweifel ansehen.
    „Zudem", fuhr sie unverdrossen fort und wusste, dass sie weniger dem Gärtner als vielmehr sich selbst Mut zu machen versuchte, „wird er nicht lange bleiben. Ich denke, dass er sich nur noch einmal alles genau ansehen will, bevor er über den Verkauf entscheidet."
    „Ja, sicher." Grimsley wirkte betreten und wandte den Blick ab. Auf einmal verstand Anna, was den alten Mann beunruhigte.

    „Selbst wenn Lord Moreland das Haus verkauft", versicherte sie ihm in ihrer verständnisvollen Art, die sie bei allen Bediensteten von Holcomb Manor so beliebt gemacht hatte, „wird der neue Besitzer Sie bestimmt als Gärtner behalten wollen. Wahrscheinlich werden sogar noch Leute eingestellt, die Ihnen helfen, das Anwesen wieder so herzurichten, wie Sie es sich wünschen."
    Er sah zu ihr auf und lächelte vorsichtig. „Ja, Miss, das wird er wohl - wenn er so ist wie Sie und Ihr Bruder."
    „Sie sollten wissen, dass auf den Ländereien von Winterset immer ein Platz für Sie sein wird", erwiderte Anna.
    „Ich danke Ihnen, Miss. Auf Wiedersehen, Miss." Er verbeugte sich ehrerbietig und zog sich dann in das Gebüsch zurück, aus dem er gekommen war.
    Anna sah wieder zum Haus hinauf. Sie musste Kit von Reeds Rückkehr erzählen, denn es würde einen sehr seltsamen Eindruck machen, wenn sie das nicht täte. Kit wusste nichts von dem, was zwischen ihnen beiden vorgefallen war, weil er sich im Ausland aufhielt, als ihr Vater das Anwesen an Reed verkaufte, und Anna hatte ihrem Bruder nie erzählt, was geschehen war. Es mochte wohl sein, dass ihm Gerüchte zu Ohren gekommen waren, von sich aus hatte er indes das Thema nie zur Sprache gebracht. Wenn Reed eintraf, würde Kit ihm seine Aufwartung machen müssen. Alles andere wäre in hohem Maße unhöflich und würde Gerede verursachen. Doch in Anbetracht dessen, was zwischen ihm und Anna geschehen war, würde Reed den Besuch wohl kaum erwidern, und wenn sie sich noch dazu von allen Gesellschaften fernhielte, auf denen sie ihm begegnen könnte ...
    Aber sie wusste selbst, dass dies eine lächerliche Vorstellung war. Sie konnte nicht während all der Tage oder gar Wochen, die Reed hier sein würde, Unwohlsein vortäuschen. Auf einmal überkam sie ein feiger Fluchtimpuls.
    Wenn sie doch nur irgendeine Verwandte hätte, der sie einen Besuch abstatten könnte! Nur leider war sie nicht gerade mit vielen Verwandten gesegnet. Ihr Onkel hatte keine Kinder, und die Großtante, die ihre Mutter nach dem tragischen Tod der Eltern aufgezogen hatte, war vor
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