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Das Geheimnis von Orcas Island

Das Geheimnis von Orcas Island

Titel: Das Geheimnis von Orcas Island
Autoren: Nora Roberts
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Gleichgewichts nicht sicher war, erhob sie sich. Er war verärgert. Obgleich er sich beherrschte, war es deutlich an seinen Augen zu sehen. »Ich kann nicht besonders gut vorsichtig sein.«
    Feuer lag in seinem Blick, ein Feuer, das tobte und dann schnell und völlig unterdrückt wurde. »Ich schon.«
    »Ja.« Der kurze lodernde Blick hatte sie alarmiert, aber sie wusste sich zu behaupten. Sie neigte den Kopf, um Ronald zu mustern. »Ich glaube, das müssen Sie auch, bei der hitzigen Ader, mit der Sie zu kämpfen haben. Auf wen sind Sie wütend, Ronald?«
    Es gefiel ihm nicht, so leicht durchschaut zu werden. Während er sie beobachtete, senkte er eine Hand und kraulte Ludwig, der an ihm hochgesprungen war. »Im Moment auf niemanden«, sagte er, aber es war gelogen. Er war wütend – auf sich selbst.
    Sie schüttelte nur den Kopf. »Ihnen stehen Ihre Geheimnisse zu, aber ich kann mich nur wundern, warum Sie zornig auf sich selbst sind, weil Sie auf mich ansprechen.«
    Gemächlich blickte er die Straße hinauf, dann hinunter. Sie hätten allein auf der Insel sein können. »Möchten Sie gern, dass ich etwas dagegen unternehme, hier und jetzt?«
    Er könnte es, erkannte sie. Und würde es. Wenn er zu weit getrieben wurde, würde er genau das tun, was er wollte, wann er wollte. Der Anflug von Erregung, der sie durchströmte, verärgerte sie. Macho-Typen waren nichts für sie. Betont blickte sie auf ihre Uhr.
    »Danke. Es ist bestimmt ein verlockendes Angebot, aber ich muss zurück und das Frühstück vorbereiten.« Sie kämpfte mit dem Hund und ging davon, mit würdigem Schritt, wie sie hoffte. »Ich werde es Sie wissen lassen, falls ich eine Viertelstunde einschieben kann.«
    »Charity?«
    Sie wandte den Kopf und richtete einen kühlen Blick auf Ronald. »Ja?«
    »Ihr Schnürsenkel ist offen.«
    Sie hob nur das Kinn und ging weiter.
    Er lächelte ihr nach und steckte die Daumen in die Hosentaschen. Ja, die Frau hat wirklich einen tollen Gang, dachte er. Es war ein verdammtes Pech, dass er anfing, sie zu mögen.
    Ronald interessierte sich für die Reisegruppe. Es war leicht für ihn, im Erdgeschoss herumzutrödeln, bei einer zweiten Tasse Kaffee in der Küche zu verweilen, mit der dicken Mae und der dünnen Dolores zu plaudern. Er hatte nicht erwartet, zur Arbeit herangezogen zu werden, doch als er sich mit einem Arm voll Tischdecken wiederfand, machte er das Beste daraus.
    Charity, in einem leuchtend roten T-Shirt mit dem Firmenzeichen über der Brust, arrangierte sorgfältig eine Serviette in einem Wasserglas.
    Ronald wartete einen Moment, beobachtete ihre flinken Finger. »Wohin sollen die hier?«
    Sie blickte auf, fragte sich, ob sie noch böse auf ihn sein sollte, entschied sich dann dagegen. Im Moment brauchte sie jede Hilfe, die sie bekommen konnte. »Am besten auf die Tische. Weiß nach unten, rot obendrauf. Über Eck. Okay?« Sie deutete auf einen Tisch, der bereits gedeckt war.
    »Gewiss.« Er begann die Decken auszubreiten. »Wie viele erwarten Sie?«
    »Fünfzehn von der Reisegruppe.« Sie hielt ein Glas gegen das Licht und stellte es erst nach kritischer Inspektion zurück auf den Tisch. »Plus die Gäste, die schon da sind. Wir servieren das Frühstück zwischen halb acht und zehn Uhr.« Sie blickte zur Uhr, ging zu einem anderen Tisch. »Von außerhalb kommen auch einige. Aber richtig hektisch ist es erst mittags und abends.«
    Die Kellnerin, die am Vortag an ihnen vorbeigefahren war, eilte mit einem Tablett voll klapperndem Besteck herein. Charity rasselte Instruktionen für sie herunter, deckte einen weiteren Tisch, eilte dann zu einer Wandtafel neben dem Eingang und schrieb mit flüssiger, eleganter Handschrift das Morgenmenü auf.
    Dolores, deren stachlige rote Haare und gespitzte Lippen Ronald an ein mageres Hühnchen denken ließen, kam aus der Küche gestürmt und stützte die Hände in die dürren Hüften. »Das muss ich mir nicht gefallen lassen, Charity.«
    Charity schrieb ruhig weiter. »Was denn?«
    »Ich gebe mir die größte Mühe, und ich habe Ihnen gesagt, dass ich mich schlecht fühle.«
    Dolores fühlt sich immer schlecht, dachte Charity, während sie »Omelette mit Käse und Schinken« auf die Liste setzte. Besonders, wenn sie ihren Willen nicht bekam. »Ja, Dolores.«
    »Meine Brust ist so beengt, dass ich kaum atmen kann.«
    »Hmm.«
    »War die halbe Nacht auf, aber ich bin gekommen, wie immer.«
    »Und ich weiß es zu schätzen, Dolores. Sie wissen, wie sehr ich Sie
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