Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Orcas Island

Das Geheimnis von Orcas Island

Titel: Das Geheimnis von Orcas Island
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
groß, knapp eins neunzig, und konnte nicht mehr als fünfundsiebzig Kilo wiegen. Sein hellgraues Haar war um die Ohren kurz geschnitten und aus der hohen Stirn gekämmt. Er grinste, als Mae ihn von ihrem Herd fortscheuchte.
    »Haben Sie die Sache mit der Rechnung mit dem Gemüsehändler geklärt?« fragte Charity.
    »Alles erledigt. Sie haben ein paar Anrufe bekommen, während Sie unterwegs waren. Und da sind einige Papiere zu unterschreiben.«
    »Ich kümmere mich darum.« Charity blickte zur Uhr und dann zu Ronald. »Ich bin im Büro hinter der Eingangshalle, falls Sie noch etwas wissen müssen.«
    »Ich komme schon zurecht.«
    »Okay.« Sie musterte ihn einen Moment lang. Sie konnte sich nicht recht erklären, wie er mit vier anderen Personen in einem Raum sein und dennoch so allein wirken konnte. »Bis später.«
    Ronald unternahm einen langen Streifzug durch das Gasthaus, bevor er das Werkzeug in den Westflügel brachte. Er sah ein junges Paar, das frisch verheiratet sein musste, in enger Umarmung am Teich. Ein Mann und ein Junge spielten auf einem kleinen Basketballplatz. Die Ladys, wie er sie inzwischen für sich bezeichnete, saßen auf der Veranda. Eine vierköpfige Familie fuhr in einem Kombiwagen vor. Ein Mann mit einer Baseballmütze spazierte den Pier entlang, eine Video-Kamera auf der Schulter.
    Vögel zwitscherten in den Bäumen, und in der Ferne dröhnte ein Motorboot. Er hörte ein Baby halbherzig schreien und die Klänge einer Klaviersonate von Mozart.
    Hätte er nicht persönlich die Daten studiert, dann hätte er geschworen, am falschen Ort zu sein.
    Er wählte die Suite, machte sich an die Arbeit und fragte sich, wie lange er brauchen würde, um in Charitys Räume zu gelangen.
    Mit den Händen zu arbeiten hatte etwas Beruhigendes an sich. Zwei Stunden vergingen, und er entspannte sich langsam. Ein Blick zur Uhr ließ ihn entscheiden, einen weiteren unnötigen Gang zum Schuppen zu machen. Charity hatte erwähnt, dass jeden Abend um fünf Uhr im Gesellschaftsraum Wein serviert wurde. Es konnte nicht schaden, wenn er sich die Gäste einmal genauer ansah.
    Er machte sich auf den Weg, blieb dann bei der Tür zu seinem Zimmer stehen. Er hatte etwas gehört, eine Bewegung. Vorsichtig schlich er hinein, blickte sich im leeren Raum um.
    Leise summend kam Charity aus dem Badezimmer, faltete ein Laken auseinander und begann das Bett zu machen.
    »Was tun Sie hier?«
    Sie unterdrückte einen Schrei, stolperte rückwärts, sank auf das Bett und rang nach Atem. »Lieber Himmel, Ronald …«
    Er trat näher, musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Ich habe Sie gefragt, was Sie hier tun.«
    »Das sollte doch offensichtlich sein.« Sie klopfte mit der Hand auf den Stapel Bettlaken.
    »Erledigen Sie auch Hausarbeit?«
    »Von Zeit zu Zeit.« Sie stand auf und glättete das Laken auf dem Bett. »Im Bad sind Seife und saubere Handtücher.« Sie neigte den Kopf zur Seite. »Sie sehen aus, als könnten Sie sie gebrauchen. Haben Sie gearbeitet?«
    »So war es abgemacht.«
    Mit einem zustimmenden Murmeln schlug sie die Zipfel des Lakens unter die Matratze, wie er es von seiner Großmutter kannte. »Ich habe ein extra Kissen und eine Decke in den Schrank gelegt.« Gekonnt breitete sie das obere Laken aus.
    Er beobachtete, wie sie sich von einer Seite des Bettes zur anderen bewegte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal jemanden ein Bett hatte machen sehen. Es erweckte Gedanken in ihm, die er sich nicht leisten konnte. Gedanken daran, wie es sein mochte, es wieder zu zerwühlen – mit ihr. »Hören Sie niemals auf zu arbeiten?«
    »Manchmal.« Sie breitete eine weiße Tagesdecke über dem Bett aus. »Wir erwarten morgen eine Reisegruppe. Deshalb sind wir alle recht beschäftigt.«
    »Morgen?«
    »Hmm. Mit der ersten Fähre aus Sidney. Haben Sie …« Charity verstummte, als sie sich umdrehte und praktisch gegen ihn stieß. Instinktiv glitten seine Hände zu ihren Hüften, als sie sich gegen seine Schultern stützte. Eine Umarmung – ungeplant, ungewollt und schockierend intim.
    Sie war schlank unter dem langen weiten Pullover, schlanker als erwartet. Und ihre Augen waren blauer, als sie hätten sein dürfen, größer, sanfter. Sie roch wie das Gasthaus, nach dieser einladenden Mischung aus Lavendel und Holzrauch. Fasziniert hielt er sie weiterhin, obwohl er wusste, dass er es nicht sollte.
    »Habe ich was?« Die Finger auf ihren Hüften ausgebreitet, zog er sie ein Stückchen näher. Er sah den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher