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Das Geheimnis von Melody House

Das Geheimnis von Melody House

Titel: Das Geheimnis von Melody House
Autoren: Heather Graham
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sich an seine Stimme erinnern. An Dinge, die er gesagt und getan hat und mit denen er Sie zum Lachen gebracht hat. Ich kann es nicht erklären, aber … Josh war nicht von dieser Welt.”
    “Er ist jetzt an einem viel besseren Ort”, flüsterte sie und zuckte zusammen, weil die Worte so abgedroschen klangen, obwohl sie ganz und gar aufrichtig gemeint waren.
    “Er war anders, Darcy. Das müssen Sie gewusst haben.”
    “Klug, intelligent, zartfühlend, großzügig”, flüsterte sie.
    Joshs Vater lächelte immer noch. Dann griff er nach seiner Brieftasche und holte eine Visitenkarte heraus. “Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch oft hier bin. Bitte, nehmen Sie meine Karte. Sollten Sie jemals Hilfe brauchen oder auch einfach nur reden wollen, zögern Sie nicht, mich anzurufen. Kommen Sie einfach zu mir. Sie haben wundervolle Eltern, Darcy. Ich weiß, dass sie Ihnen in der jetzigen Situation eine große Hilfe sein werden. Aber falls Sie jemals nicht weiterwissen sollten oder sich … einsam und verloren fühlen, rufen Sie mich an. Erinnern Sie sich daran, dass ich sein Vater bin … war. Ich möchte für Sie da sein, weil Sie immer für meinen Jungen da waren.” Er zögerte. “Und vielleicht brauchen Sie mich ja irgendwann. Vergessen Sie es nicht, bitte.”
    Nach diesen Worten berührte er sacht ihr Haar. Dann ging er weg und ließ sie am Sarg allein. Sie stand noch mehrere Sekunden lang unbeweglich da, spürte, wie der Wind ihr Gesicht streichelte und nahm ein weiteres Mal das unwirkliche Blau des Himmels wahr. Ein Stück weiter weg auf der Straße warteten ihre Eltern auf sie. Sie wusste, dass sie ihr alle Zeit lassen würden, die sie brauchte.
    Auch Hunter wartete, auf seine Krücken aufgestützt, in einiger Entfernung.
    Von plötzlicher Bitterkeit überwältigt, brach Darcy am Kopfende des Sargs in die Knie. “Oh, Josh, ich werde nie wieder auch nur ein einziges Wort mit ihm reden”, flüsterte sie und fügte bekräftigend hinzu: “So wahr mir Gott helfe!”
    Sie schloss die Augen. Und plötzlich war sie sich ganz sicher, Joshs ruhige Stimme zu hören: “He, Darcy, geh mit Hunter nicht allzu hart ins Gericht. Du weißt, dass er wirklich versucht hat, Mike aufzuhalten.”
    Die Stimme klang so real, dass Darcy erschrocken die Augen aufriss.
    Aber um sie herum hatte sich nichts verändert. Der Himmel war immer noch genauso blau, der Wind immer noch genauso weich. Der Sarg ruhte weiter in der Vorrichtung, mit der man ihn bald in die Erde einlassen würde.
    Darcy kamen wieder die Tränen. Sie schloss fest die Augen und betete. Danach stand sie auf, drückte ihre Lippen liebevoll auf den Sarg und flüsterte: “Josh, ich werde dich nie vergessen. Du wirst immer in meinem Herzen sein, genauso wie es dein Dad gesagt hat. Mein ganzes Leben lang. Selbst wenn ich hundert Jahre alt werde.”
    Endlich wandte sie sich ab und schritt den Weg hinab auf ihre Eltern und Hunter zu.
    Für einen Moment hielt der Hass auf den ehemaligen Freund noch an. Nicht einmal ansehen konnte sie ihn. Doch dann erinnerte sie sich an die Worte, die sie so deutlich gehört hatte, als hätte wirklich Josh sie gesprochen.
Geh mit Hunter nicht allzu hart ins Gericht
.
    Hunters Augen schimmerten feucht. Sie überwand sich, ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. “Du hast es versucht”, sagte sie leise.
    “Oh, Darcy”, flüsterte er verzweifelt.
    “Du hast es versucht”, wiederholte sie. “Eines Tages … eines Tages werden wir wieder miteinander sprechen können. Die Zeit wird kommen.”
    Nach diesen Worten fühlte sich Darcy erstaunlicherweise besser. Sie wusste, dass Hunter es wirklich versucht hatte. Und sie wusste auch, dass sein Bein heilen würde. Anders als sein Herz. Er würde sein ganzes Leben lang mit dieser schrecklichen Nacht leben müssen, in der Josh und Mike gestorben waren. Und auch die Schuldgefühle würden ihn sein ganzes Leben lang begleiten.
    Darauf wandte Darcy sich ab und ging mit schnellen Schritten auf ihre Eltern zu, die sie mit offenen Armen empfingen und sie trösteten, so gut es eben ging.
    An diesem Abend nahm sie eine Tablette, weil sie seit dem Unfall nicht mehr richtig geschlafen hatte. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war sie fest davon überzeugt, dass das Medikament diesen seltsamen Traum verursacht hatte.
    Sie war wieder auf dem Friedhof. Aber diesmal war es kein so strahlend schöner Tag. Grau war er allerdings auch nicht. Es schien, als ob über der Landschaft ein silberner Firnis
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