Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
Vom Netzwerk:
ließ nicht nach. Da plötzlich sprang das Plexiglas unter lautem Krachen sternförmig auf und ein Stück Scheibe fiel heraus. Morans Gesicht erschien in dem Loch, doch es war zu klein, um hindurchzuklettern. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. In seinen Augen las ich nicht Angst, sondern Wiedererkennen und hilflosen Zorn.
    Eine Sekunde später tauchte von gurgelnden Strudeln begleitet der Bug, dann das ganze Boot unter Wasser, und die Island Spirit sank mit allem, was sich darauf befand, auf den Grund des Firth of Forth.

25
    D aran, wie ich aus dem Forth gefischt wurde, kann ich mich nur noch dunkel erinnern – wie sie mich an Bord des Verfolgungsschlauchboots hievten; wie ich auf der Trage lag und unbändig zitterte, während wir zum Kutter fuhren; wie ich versuchte, ihnen mit so schwerer Zunge, dass ich mich selbst kaum verstehen konnte, von Gabrielle zu erzählen, die auf Inchkeith festsaß. Als wir schließlich den Kutter erreichten, hatte ich Mühe, mich zu erinnern, was sonst noch so wichtig war, dass ich es ihnen unbedingt mitteilen musste. Andererseits schien es auch nicht allzu dringend zu sein.
    Ich war davon ausgegangen, das Krankenhaus nach einer routinemäßigen Untersuchung wieder verlassen zu können, doch die Diagnose lautete »leichte Hypothermie«, die, wie mir ernste Gesichter erklärten, schwerwiegende Folgen haben konnte, wie zum Beispiel weiteres Absinken der Körperkerntemperatur, verzögerter Kollaps, durch Kälte ausgelöste Atemdepression, kardiale Komplikationen wie Herzkammerflimmern … ab da hörte ich nicht mehr zu. Die bewährte Therapie war »kontrollierte Wiedererwärmung durch Inhalation« (oder »Dampfinhalation«, wie der Laie sagt). Was allerdings mehr als irgendetwas anderes zu meiner Genesung beitrug, war die Neuigkeit, dass Gerry wieder in sein Büro zurückgekehrt war. Voller Arbeitseifer hatte ich direkt meinen Bericht verfasst und ihm zugeschickt. Nun wartete ich gespannt auf seine Reaktion.
    Ich machte es mir in den Kissen bequem und las seine Nachricht. Katze von 007 sicher abgeliefert. Melden Sie sich morgen nach Ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus um 10:30.
    Nett von ihm, mich wegen Gorgonzola zu beruhigen. Allerdings war ich schon ein wenig besorgt, wie sie wohl reagiert haben mochte, als ich sie plötzlich Adam, einem Fremden, ausgehändigt hatte. Ich sagte mir, dass sie sich in diesem Moment wahrscheinlich gerade von den Galbraiths in Portobello hoffnungslos verwöhnen ließ, aber ein mulmiges Gefühl blieb dennoch. Ich würde zur Pension gehen, bevor ich mich mit Gerry traf.
    Jedoch: Der Mensch denkt … Wegen eines Notfalls verspätete sich die Visite des Arztes, und ich wurde erst um zehn Uhr entlassen. Meine Rückkehr zur Pension musste warten.
    Stirnrunzelnd blätterte Gerry Burnside langsam in den Seiten der Berichte auf seinem Schreibtisch. Die Stille wurde nur vom lauten Ticken der Wanduhr und vom Rascheln der Papiere unterbrochen.
    Ich saß nervös auf der Stuhlkante und versuchte, seine Stimmung auszuloten. Die Zeichen standen nicht gut. Außer einem kurzen »Setzen Sie sich bitte« hatte er, seit ich in das Büro getreten war, noch kein Wort gesprochen. Er sah müde aus. Der Gerüchteküche zufolge war die Rettungsaktion, zu der man ihn abberufen hatte, gründlich schiefgegangen.
    Endlich sah er auf. »Ich versuche gerade zu ergründen, warum eine Agentin – um mich einer nautischen Metapher zu bedienen – bei einem eindeutig landseitigen Observierungseinsatz plötzlich mitten im Firth of Forth schwimmt, nahe daran, aufgrund von Unterkühlung zu ertrinken. Klären Sie mich auf.«
    »Steht alles in meinem Bericht«, sagte ich und setzte eine Miene auf, als verstünde ich nicht, was er wollte.
    »Aha.« Er ging auf das Spielchen ein und gab sich den Anschein, als läse er jede Seite, um zu finden, was, wie wir beide wussten, in meinem Bericht nicht stand. Als er wohl zu dem Schluss kam, dass ich mich genug gewunden hatte, sah er auf. »Dummerweise scheint in dem Exemplar, das ich auf den Tisch bekommen habe, die erste Seite zu fehlen. Vielleicht können Sie mir erzählen, was auf dieser fehlenden Seite steht.«
    »Ähm …«, fing ich an und überlegte fieberhaft, wie ich ihm möglichst plausibel erklären konnte, wieso dieser Teil in meinem Bericht nicht auftauchte.
    Sein Stift brachte gerade einen Katzenkopf zu Papier. »Vielleicht hilft es Ihnen ja auf die Sprünge, wenn ich Ihnen vorlese, was ich hier vor mir liegen habe. In Ihrem Bericht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher