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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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später sprangen die Maschinen mit voller Kraft an, achtern schäumte das Wasser, und die Island Spirit schnellte vorwärts.
    Der Lautsprecher dröhnte erneut. »Finanz- und Zollamt. Beidrehen zur Kontrolle.«
    Endlich nahte die rettende Kavallerie, genauer gesagt, der Kutter der Küstenwache, die den Firth of Forth patrouilliert. Hatten meine Lichtsignale doch Aufmerksamkeit erregt?
    Die Maschinen der Island Spirit dröhnten in voller Fahrt. Die Angst vor dem Verlust mehrerer Millionen Pfund und – weit schlimmer – vor seiner Verhaftung und lebenslänglichen Haft musste Moran die wahnwitzige Idee einflößen, er könne einem Schiff entkommen, dessen Höchstgeschwindigkeit die der Island Spirit bei weitem übertraf.
    Ich gab einen Freudenschrei von mir und klammerte mich mit aller Kraft an die Reling, während sich der Bug hob und das Wasser vorüberschäumte. Erst jetzt fiel mir das Leck im Bug ein, durch das Wasser einströmen würde. Mein Hochgefühl verflog. Wie lange würde es dauern, bis die Pumpen versagten? Ein zerklüfteter kleiner Felsen flog nur zwei, drei Meter entfernt vorbei. Morans Fluchttrieb schien alles andere um ihn herum auszublenden, dies konnte nur ein einziges Ende nehmen. Ich krallte mich so fest an die Reling, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten. Falls ich bei diesem Tempo von Bord geschleudert würde, wäre mit denselben Verletzungen zu rechnen wie beim Sturz aus einem rasenden Auto.
    Im Scheinwerferlicht legte sich die Island Spirit ins Zeug wie ein Star auf der Bühne. Ein plötzlicher Schwenk nach Backbord riss mir eine Hand von der Reling, und wäre nicht sofort ein ebenso wilder Schwenk nach Steuerbord gefolgt, von dem die gestapelten Plastikbeutel an Deck über Bord gingen und in unserem Kielwasser auf den Wellen tanzten, wäre ich durch die Reling geschleudert worden.
    Die Maschinen dröhnten immer noch mit voller Kraft, doch das Boot, das jetzt tiefer im Wasser lag, verlor an Tempo. Ein paar hundert Meter hinter uns an der Steuerbordseite hatte der Kutter der Küstenwache ein Verfolgungsschlauchboot zu Wasser gelassen. Mit Vollgas ritt es über die Wellen und kam immer näher heran.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen und Bersten.
    Es war, als sei die Island Spirit in eine Ziegelmauer gerast. Der Aufprall erfolgte mit solcher Wucht, dass ich mit dem Kopf voran im hohen Bogen über die Reling flog und im Wasser versank … tiefer … immer tiefer. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich keuchend und hustend an die Oberfläche kam und fast im selben Moment vom Gewicht meiner vollgesogenen Jacke wieder unterging. Ich ruderte mit den Armen, holte tief Luft, und als das Wasser wieder über meinem Kopf zusammenschlug, zerrte ich verzweifelt am Reißverschluss und zog hektisch die Arme aus der Jacke.
    Plastikpäckchen stießen mir von allen Seiten ins Gesicht, so dass ich die Island Spirit aus den Augen verlor. Strampelnd, um mich über Wasser zu halten, schob ich sie weg. Das Boot war halb untergetaucht, was darauf schließen ließ, dass der Aufprall das vorherige Leck im Rumpf dramatisch vergrößert hatte. Vor meinen Augen sank die Kutteryacht mit dem Bug voran immer tiefer, bis die wenigen an Deck verbliebenen Päckchen ebenfalls von Bord gespült wurden. Ich rechnete damit, dass Moran aus der Tür aufs Deck stürmte, doch er war nirgends zu sehen. Das Wasser schwappte durch die offene Kabinentür in den Salon – und noch immer kam er nicht heraus.
    Die Whiskyfässer im Salon waren bisher noch verborgen gewesen. Jetzt schwamm eins davon weithin sichtbar im Wasser, nachdem es sich wahrscheinlich bei dem Aufprall aus der Verkeilung mit den Sitzen gelöst hatte – ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Island Spirit jeden Moment untergehen würde. Ich musste von dem Boot wegkommen. Ich drehte mich auf den Rücken und bewegte kraftlos die Beine, während ich in der Hoffnung, mich bei der Besatzung des Verfolgungsboots bemerkbar zu machen, den Arm hob und winkte. Es drehte bei und drosselte ab, so dass der dröhnende Motor verstummte.
    Plötzlich drang mir ein verzweifeltes Hämmern ins Bewusstsein, das vom Ruderhaus der Island Spirit kam. Ich war von der Kälte so taub und benommen, dass ich eine Weile brauchte, bis ich begriff, dass Moran den Lärm verursachte, indem er mit aller Macht versuchte, aus dem Ruderhaus auszubrechen. Natürlich. Er war nicht an Deck gekommen, weil die umherschwimmenden Fässer ihm den Ausgang über den Salon versperrten. Er saß in der Falle.
    Das Hämmern
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