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Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm
Autoren: Frank Demant
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auch die Kartöffelken waren sehr nach seinem Gusto.
    Maria schaffte ihres nur zur Hälfte, was aber nichts machte, Herr Schweitzer sprang gerne ein.
    Während der Mahlzeit waren nur Schmatzen und das Geräusch von auf Porzellan schabendem Besteck zu hören. Das änderte sich danach. Bereits um vier herrschte eine Lautstärke wie in den Nächten von Samstag auf Sonntag zur vorgerückten Stunde. Allenthalben herrschte Frohsinn. Elly erwies sich als angenehme Plauderin und gab einige Anekdoten aus Puerto Madryn, einem argentinischen Hafenstädtchen am Golfo Nuevo, zum Besten, wohin es sie mit ihrem irischen Ehemann verschlagen hatte. Dort führten sie ein Hotel mit angeschlossenem Restaurant.
    Zwischendurch fiel Buddha Semmler auf, daß Maria einerseits hier war und andererseits laut Herrn Schweitzers Aussage in Neapel feststeckte, weil dort gestreikt wurde. Dieser unglaublichen Leistung wollte er auf den Grund gehen und so fragte er Maria kurzerhand: „Du, warum bist du eigentlich hier, wo da unten doch die Flieger streiken?“
    Maria: „Ein paar haben sie rausgelassen. Hat mich aber eine Handvoll Bakschisch gekostet.“
    So wurde das Thema kurz auf die Italiener gelenkt und daß sie auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Ja, ja, stimmte Herr Schweitzer mit ein, das könne man schon daran erkennen, daß da unten eine Luftnummer von Präsident an der Macht sei, der seit ein paar Monaten allmorgendlich eine Viertelstunde früher aufstehen müsse, weil er seiner neuen Freundin noch den Schulranzen zu packen habe. Und außerdem gehöre Berlusconi sowieso in den Knast. Bei dem, was der schon alles verbrochen habe.
    Es muß so gen neun gewesen sein, wie sich Herr Schweitzer später zu erinnern glaubte, als Ferdi und Elly, die Schwester des Toten, sich zu ihm gesellten. Obschon er zwischendurch immer mal wieder einen Kaffee eingeschoben hatte, um nicht vollends und viel zu früh im Delirium zu stranden, waren seine Geisteskräfte doch irgendwie geschwächt. Wären sie es nicht gewesen, hätte die Geschichte hier in aller Harmonie enden können.
    Aber wer weiß, eventuell wäre Herr Schweitzer auch nüchtern anfällig für Ellys Schmeicheleien gewesen. Die McGuire jedenfalls verstand es, ihre Karten optimal auszuspielen. „Du, Simon.“
    „Ja, der bin ich. Angenehm.“ Er streckte ihr die Hand entgegen.
    Elly McGuire war darob ein wenig irritiert, schlug aber ein. „Elly, auch angenehm. Du, sag mal, Ferdi hat mir gerade erzählt, du seist Detektiv.“
    Ferdi schaute weg, als habe er damit nichts zu tun.
    Herr Schweitzer: „Na ja, wie man’s nimmt. Zur Zeit beschäftige ich mich eher mit …“ Ihm fiel nicht ein, womit er sich gerade beschäftigte. Außerdem störten Ellys feuerrote Haare seine Konzentration. „Äh, ja, stimmt, manchmal bin ich ermittlerisch tätig, aber mehr so im privaten Kreis. Verstehst du?“
    „Verstehe. Ferdi hat aber auch gesagt, daß du ziemlich erfolgreich seist, wenn du dich erst mal aufgerafft hast.“ Ihre Worte wurden von einem erotischen Wimpernaufschlag assistiert.
    „Nun … manche sagen so … andere sagen so.“ In dieser Sache war Herr Schweitzer wie die meisten Männer. Sie wollten gelobt werden. ‚Ganz toll, mein Liebster, wie du den Mülleimer ausgeleert hast.’
    Noch zierte er sich, aber das gehörte zum Spiel.
    Ferdi, als wolle er sich aus der Schußlinie bringen: „Ich geh dann mal. Mein Wein ist alle.“
    Doch Herr Schweitzer wollte gar nicht schießen. Er wartete.
    „Du, Simon, es wäre nur für den Fall der Fälle. Jens ist doch ermordet worden und die Polizei sucht mit Hochdruck nach dem Mörder. Bestimmt wird er bald gefaßt sein.“
    Erleichtert seufzte er auf. Die deutsche Aufklärungsrate bei Mord war eine der höchsten weltweit. „Da bin ich mir aber ziemlich sicher. Bloß eine Frage der Zeit, wenn du mich fragst.“
    „Genau so sehe ich es auch.“ Elly spielte mit ihren roten Lokken. Ihre Fingernägel waren in derselben Farbe lackiert. „Wärst du denn generell bereit, nur falls es wirklich notwendig werden sollte, da dann gegebenenfalls ein wenig nachzuhaken? Oder bist du im Moment an einem anderen Fall dran? Ich bin ja noch ein Weilchen hier, es müssen noch ein paar Dinge erledigt werden.“
    Herr Schweitzer war noch nüchtern genug für eine Kurzanalyse der Sachlage: Er hatte gerade keine Geldsorgen, Maria Urlaub, es war Sommer und erst vorgestern hatte er sich neues Dope besorgt. Außerdem stand in der Zeitung, der Mörder sei bei seiner
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