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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman
Autoren: Tanja Heitmann
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ein reger Geist wie deiner eine Aufgabe braucht und du dein Notizbuch Arjen mit ins Grab gegeben hast, habe ich das hier für dich besorgt … Damit du jetzt deine eigene Geschichte aufschreiben kannst. Und das …« Mattes griff erneut in die Schublade und holte einen Laptop hervor. »Das kannst du bestimmt ebenfalls in deinem neuen Leben gebrauchen.«
    »O nein! Du hast den ganzen Gewinn, den dir der Verkauf des Fischereibetriebs eingebracht hat, in einen Laptop für mich investiert!«
    Mattes grinste schief, als könne sich einer seiner Mundwinkel nicht dazu durchringen, über diesen Seitenhieb zu lachen. »Keine Sorge, den Rest des Erlöses habe ich wohlüberlegt in ein Fahrrad für dich investiert. Nicht dass die Beekensieler dich zu guter Letzt noch von der Insel werfen, weil du mit dem Auto alles über den Haufen fährst. Jedenfalls dachte ich mir, so ein Laptop ist recht nützlich, wenn du dich daranmachen willst, das Sturmwind erfolgreich zu bewerben. Das heißt, sobald ich es vollständig auf Vordermann gebracht habe. Um Beekensiel aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken, braucht man doch wohl eine Verbindung zur großen weiten Welt dort draußen, oder?«
    Glücklich streichelte Greta über ihre Geschenke. Wer hätte gedacht, dass es Mattes so leichtfällt zu erkennen, was ich mir wünsche? Oder viel mehr noch: was ich brauche. Er weiß es noch vor mir , gestand sie sich ein. Dann schaute Greta zum Fenster hinaus, um ihre überwältigenden Gefühle in den Griff zu bekommen – und blickte auf einen frisch gepflanzten Kirschbaum. »Mattes …«, wisperte sie.
    »Ein Geschenk von Arjen, ich habe ihn nur gepflanzt.«
    »Gibt es noch mehr von diesen Überraschungen? Wenn nicht, würde ich dich jetzt nämlich gern mit Küssen überhäufen.«
    Mattes zögerte. »Ich würde die Küsse liebend gern jetzt schon einheimsen, aber es gibt tatsächlich noch eine Überraschung … Unterm Dach. Arjen hat mir erzählt, dass die Kammer dort oben es dir besonders angetan hatte, deshalb habe ich dort das Schlafzimmer …« Weiter kam Mattes nicht, weil Greta ihn an sich riss und küsste, als wäre es das letzte Mal.
    Die späte Nachmittagssonne tauchte das Meer in goldfarbenes Licht, während sich über den Wellen bereits ein Dunstschleier ausbreitete, der die Schreie der Möwen dämpfte. In weiter Ferne spielten Kinder auf dem schmalen Streifen Watt, und Fado zerbiss mit einem Knacken eine Austernschale. Mattes hatte die Säume seiner Hose aufgekrempelt und lief neben Greta durchs knöchelhohe Wasser. Immer wieder musste sie auf seine nackten Füße blicken und an einen anderen jungen Mann denken, der auch nichts lieber getan hatte, als barfuß am Strand entlangzugehen. Auch das Lächeln, das seine Lippen umspielte, seit sie die Kate verlassen und durch die Dünen zum Nordstrand gelaufen waren, erinnerte sie an Ruben. Es war das Lächeln von der alten Fotografie, ein Lächeln zum Verlieben.
    »Ich möchte wirklich gern wissen, was dich so strahlen lässt.«
    Mattes zuckte unschuldig mit den Schultern. »Ich freue mich halt darüber, dass dir die Dachkammer gefällt.«
    Nun musste Greta ebenfalls lächeln. Die Kammer hatte ihr tatsächlich überaus gut gefallen, vor allem das Bett mit dem weiß lackierten Holzrahmen, das zum Verweilen einlud. »Ich kann mich kaum erinnern, wie wir die steile Treppe hochgekommen sind«, gestand sie mit einem Blinzeln ein, um dann in Mattes’ Lachen einzufallen.
    »Was meinst du: Ist das ungefähr der Ort, an dem früher die Fischerkate in den Dünen gestanden hat?«
    Greta nickte. »Ja, das stimmt mit Arjens Beschreibung überein, dieser Teil des Strands gehörte damals den Jungs. Er war Rubens Zuhause«, schob sie flüsternd hinterher. Dann holte sie den Walfischknochen hervor und beobachtete, wie das milde Licht auf seiner mittlerweile fast glatt geriebenen Oberfläche schimmerte.
    »Und du bist dir sicher?«
    »Ich habe Adele von unserem Plan erzählt, und sie hat mir sofort zugestimmt: Der Walfischknochen sollte bei Ruben sein, die beiden gehören zusammen. ›Wenn ich jetzt aufs Meer blicke, dann weiß ich, dass alles gut ist‹, hat deine Großmutter gesagt. Sollen wir?«
    Für einen Moment glitt Trauer über Mattes’ Züge, als fiele ihm der Gedanke schwer loszulassen. »Das wichtigste Beweisstück dafür, dass Ruben jemals existiert hat …«
    »Nein«, erwiderte Greta sanft. »Der wichtigste Beweis, dass Ruben gelebt hat, bist du.«
    Während Mattes’ Augen den Horizont
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