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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman
Autoren: Tanja Heitmann
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Verlobung sei nichts weiter als ein Geschäft zwischen ihren Vätern, hat er mir erklärt. Vermutlich ist er sogar froh, dass ich ihn vor der Ehe mit einer Frau bewahre, die ihm gleichgültig ist. Bei unserem Treffen geht es nur noch darum, wie wir die offizielle Trennung zeitlich am günstigsten legen, schließlich steht die Bürgermeisterwahl an. Und Ole bekommt schon mal die Abzüge. Die Negative behalte aber ich zur Sicherheit, die habe ich gut versteckt. Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht mitkommen könntest, als eine Art Adjutant im Hintergrund. Aber dazu besteht eigentlich kein Anlass, und du hast ja wirklich Wichtigeres zu tun.«
    Während Ruben sprach, hatte Arjen kaum die Geduld aufgebracht stillzustehen. »Kann das denn nicht warten, verflucht? Musst du dich ausgerechnet jetzt mit Ole Ennenhof treffen? Dem Kerl ist doch nicht über den Weg zu trauen, egal ob Adele ihm gleichgültig ist oder nicht. Und warum müsst ihr euch unbedingt am Kap treffen? Ausgerechnet dort …«
    »Ich dachte mir, das sei ein besserer Treffpunkt als der Nordstrand, schließlich möchte ich Ole nicht direkt vor meiner Haustür haben. Das Kap liegt schön weit abseits, da kommt höchstens mal ein Kutter vorbei – und würde sich wegen der Strömung von der Küste fernhalten. Es ist also der beste Platz für ein Gespräch, von dem der Rest der Insulaner nichts mitbekommen soll.«
    »Das ist eine Schnapsidee«, brauste Arjen auf. »Diese Erpressungsnummer wird dir noch das Genick brechen. Oder glaubst du, die Ennenhofs werden dich danach auch nur einen Tag länger auf Beekensiel dulden? Die werden dir die Hölle heißmachen, eine Spezialität dieser Bande, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Das ist kein besonders hoher Preis, um mit Adele zusammen zu sein.«
    Mehr als ein Kopfschütteln fiel Arjen dazu nicht ein. Und egal wie eindringlich er seinen Freund auch anstarrte, es war beiden bewusst, dass Ruben keinen Millimeter von seiner Entscheidung abweichen würde. Endlich fiel Arjen auf, was fehlte. »Wo ist denn der Walfischknochen? Du solltest ihn tragen, gerade heute …«
    »Der Walfischknochen ist am sichersten Ort der Welt – dort, wo mein Schicksal besiegelt worden ist. Mach dir keine Sorgen um ihn.« Als überkäme ihn eine plötzliche Müdigkeit, strich Ruben sich über das Gesicht. »Pass auf, ich wünsche dir und deinem Vater viel Glück. Auf dass alles gutgeht. Sobald ich kann, komme ich zu dir. Dann wird Thaisen seine Medizin bekommen haben, und ich habe die Sache mit Ole Ennenhof vom Tisch. Wenn du willst, klettere ich als Wiedergutmachung auch in den Kirschbaum, um die letzten Früchte zu holen, oder meinetwegen lasse ich mich dann von dir ausschimpfen. Wonach auch immer dir zumute ist. Aber jetzt muss ich los, mein Freund.«
    »Wie du meinst. Tu, was du nicht lassen kannst. Wir sehen uns dann später«, sagte Arjen, abgelenkt von dem fernen Geräusch eines Motors. Als er Ruben sagen wollte, er solle vorsichtig sein, war sein Freund schon verschwunden.
    Tatsächlich kam Dr. Böhmer bereits kurz nach Rubens Besuch an und brachte zu Arjens Erleichterung auch eine Krankenschwester mit – offenbar hatte er sich dem Arzt gegenüber besser durchgesetzt als erwartet. Nach der Untersuchung, bei der Thaisen überraschend wach und laut geworden war, nahm Dr. Böhmer Arjen beiseite, während die Krankenschwester – eine hagere Frau namens Elsa – die Stube in ein Krankenlager umzuwandeln begann.
    »Es ist der Kreislauf, wie ich sagte. Die Hitze macht Ihrem alten Herrn zu schaffen. Allerdings hatten auch Sie recht, denn dahinter verbirgt sich eine Herzschwäche, die sich wohl schon seit längerem angebahnt hat. Sobald sich der Zustand Ihres Vaters einigermaßen stabilisiert hat, muss er umgehend in die Klinik gebracht werden. Solange wird Schwester Elsa sich um ihn kümmern.«
    Arjen wusste nicht, ob er erleichtert oder verzweifelt sein sollte. »Mit einer solchen Herzschwäche, da kann man doch noch einige Jahre leben, oder?«
    Dr. Bröhmer zuckte mit den Schultern. »Durchaus, aber wirklich sagen kann man dazu erst etwas nach genaueren Untersuchungen. Im Moment können wir nichts anderes tun, als abzuwarten, ob die Medikamente anschlagen und er sich so weit erholt, dass wir ihn in die Klinik transportieren können.«
    »Und was kann ich währenddessen tun?«
    »Schwester Elsa möglichst wenig im Weg stehen, sie ist nämlich eine überaus resolute Frau. Und strenggläubig, sie wird Ihren Vater also mit doppelter
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