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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts
Autoren: Elizabeth Hoyt
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sehe ich dich, sonne mich in der wundersamen Pracht deiner Schönheit und werde niemals mehr anderes sehen. Ich liebe dich mit all der Kraft meiner verworfenen Seele."
    Melisande warf einen letzten Blick auf das Schatzkästlein. Es war wirklich wunderschön. So also sah Jasper sie. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Vorsichtig schloss sie den Deckel wieder und stellte die Dose beiseite. Er hätte ihr kein schöneres, besseres, vollkommeneres Geschenk machen können.
    Zärtlich zog sie Jasper in ihre Arme und sagte, was einzig ihr zu sagen blieb. „Ich liebe dich."
    Und dann küsste sie ihn.

Epilog
Kalt drückte das Schwert sich an Jacks Kehle, dennoch erhob er tapfer die Stimme.
    „Ich würde Euch wohl sagen, wer die Ringe errungen hat, mein Herr", sagte er, „aber ach, Ihr würdet mir nicht glauben."
    Abermals begann der König zu toben, doch Jack erhob die Stimme über den herrschaftlichen Furor. „Es kommt auch weniger darauf an, wer sie errungen hat, sondern wer sie nun in Händen hält."
    Und da schwieg der König, und alle Blicke richteten sich auf Prinzessin Immerschön. Sie schien nicht minder überrascht als alle anderen und holte den bronzenen Ring und den silbernen Ring aus ihrem kleinen Samtbeutel. Sie öffnete die Hand, in der sie den goldenen Ring geborgen hatte, und legte den silbernen und den bronzenen dazu, sodass es nun drei Ringe waren.
    „Prinzessin Immerschön hat alle drei Ringe", sagte Jack. „Und das, so scheint mir, sollte ihr das Recht geben, ihren Gemahl frei zu wählen."
    Der König zögerte und zürnte, doch schließlich musste er Jack recht geben.
    „Wen willst du dir zum Manne erwählen?", fragte der König seine Tochter. „Hier sind Männer versammelt aus aller Herren Länder. Reiche Männer, mutige Männer, Männer von solcher Schönheit, dass den Damen die Sinne schwinden, wenn sie an ihnen vorbeireiten. Nun sag mir, welcher von ihnen dein Gemahl werden soll."
    „Keiner." Prinzessin Immerschön lächelte, half Jack auf seine kurzen, krummen Beine und sagte: „Ich werde Jack heiraten und keinen anderen, denn er mag wohl ein Narr sein, aber er bringt mich zum Lachen, und ich liebe ihn."
    Und vor den verblüfften Blicken des versammelten Hofstaats beugte sie sich herab und küsste Jack, den Hofnarren, mitten auf seine lange krumme Nase.
    Welch wundersame Wandlung dann geschah! Denn Jack begann zu wachsen, seine Arme und Beine wurden länger und kräftiger, seine Nase und sein Kinn schrumpften auf ihre normalen Maße, bis Jack wieder ganz er selbst war, groß und stark. Und da er noch immer seine Rüstung aus Nacht und Wind trug und das schärfste Schwert der Welt, nun, da lässt sich wohl denken, dass er ein gar feines Mannsbild abgab.
    Nur Prinzessin Immerschön wollte dieser schöne Fremde nicht gefallen, der da auf einmal vor ihr stand, und sie weinte bitterlich. „Oh, Jack!", rief sie. „Wo ist nur mein Jack geblieben? Wo ist mein lieber, süßer Narr?"
    Jack kniete sich vor die Prinzessin hin und nahm ihre kleinen Hände in seine großen. Er neigte sich vor und flüsterte, sodass nur sie ihn hören konnte: „Ich bin Euer lieber, süßer Narr, schöne Prinzessin. Ich bin der Mann, der gesungen und getanzt hat, um Euch zum Lachen zu bringen. Ich liebe Euch und würde frohen Herzens wieder meine kleine, verkümmerte Gestalt annehmen, könnte ich Euch nur wieder lächeln sehen."
    Und als die Prinzessin das hörte, lächelte sie und küsste ihn. Denn obwohl Jacks Gestalt sich so sehr gewandelt hatte, dass sie ihn nicht länger erkannte, war seine Stimme doch dieselbe geblieben. Es war die Stimme von Jack, dem Hofnarren.
    Es war die Stimme des Mannes, den sie liebte — und den sie sich zum Gemahl erwählt hatte.
- Ende -
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