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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)
Autoren: Antoinette Lühmann
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eine Kartoffel heraus. Sie war größer als die kleinen Knollen, die sein Vater aus Italien mitgebracht hatte, und ihre Oberfläche fühlte sich glatter an.
    Nik lauschte. Anscheinend suchten Luuk und seine Freunde ihn in einer anderen Gasse und auch von dem Fuhrmann war in der Straße hinter dem Kellerfenster nichts mehr zu hören.
    Er schloss die Augen. Es roch nach Pfeffer, Zitronen und gepökeltem Fleisch. Nik ging umher und steckte seine Hände tief in die Säcke mit Getreide, getrockneten Erbsen und Linsen. Er war von seinem Haus Richtung Osten gelaufen und hatte zwei Grachten überquert, doch er konnte nicht im Keller eines Händlers gelandet sein. Kein Kaufmann würde seine Waren so lagern, wie dieser Hausherr es hier tat. Ohne Rücksicht auf den Geruch der Speisen und ihren Bedarf nach Luft oder Dunkelheit standen Fässer, Kisten und Säcke willkürlich nebeneinander im Raum. Nur ein reicher Handwerker, der seine Gäste mit fremdländischen Speisen beeindrucken wollte, konnte derart unbedacht mit kostbaren Waren umgehen.
    Dann klapperten Stiefelabsätze, Räder und Hufe draußen über die Straße und unterbrachen Nik in seinen Gedanken. Er trat vor die Luke und spähte durch den schmalen Spalt zwischen den Flügeltüren hindurch.
    Mehrere Menschen waren zu Fuß unterwegs, und auf jedem der drei Wagen, die er von seinem Versteck aus erblicken konnte, saßen Fahrer mit den Leinen für die Pferde und Diener, die den Fußgängern mit Fackeln den Weg erhellten. Sie alle trugen trotz des milden Abends weite Winterumhänge. Laternen schaukelten an den Kutschen hin und her und die Fackeln tauchten die Straße in helles Licht. Es waren zu viele Personen, um jetzt auf sich aufmerksam zu machen. Wenn sie die Luke öffneten, um nach der Ursache des Lärms zu suchen, hätte er keine Chance, ihnen zu entkommen.
    Plötzlich hielten die Schritte vor dem Haus inne, und das Licht fiel in Niks Versteck im Keller, sodass die Vorräte hinter ihm zu sehen waren. Die Pferde schnaubten.Während die Männer sich leise in einer fremden Sprache unterhielten, sprangen die Fuhrleute von den Wagen und hievten stöhnend große Truhen von den Ladeflächen. Einige von den Reisenden, die zu Fuß gegangen waren, eilten ihnen zu Hilfe, aber die meisten von ihnen traten auf die Treppe zum Haus über ihm.
    Nik drehte sich um und suchte nochmals nach einem Gegenstand, mit dem er den Riegel anheben konnte. Er musste die Luke öffnen und fliehen, bevor die Bediensteten vor dem Eingang standen und ihn entdeckten, wenn sie die Truhen hereinschaffen wollten.
    Doch er konnte nichts finden und schlug verzweifelt mit den Fäusten auf eine Kiste. Draußen knallte eine Tür zu. Nik lief zur Luke und spähte hinaus. Einige der Ankommenden stiegen schweigend die Treppe hoch und ihre Schatten wurden kleiner. Nik drehte sich um und griff nach dem obersten Brett der Kartoffelkiste. Es krachte ohrenbetäubend, als das Holz brach. Er hielt den Atem an. Draußen wieherte ein Pferd. Lautlos schlich er zur Luke zurück, steckte das Holzstück zwischen die Flügel der Tür und schob es nach oben,bis es gegen den Riegel stieß. Nik lächelte und verstärkte den Druck. Doch der Riegel bewegte sich nicht.
    Als das Licht plötzlich von der anderen Seite in den Keller drang, fiel Niks eigener Schatten auf die Luke, und er fuhr erschrocken herum. Neben der Kartoffelkiste befand sich eine Tür zu einem weiteren Kellerraum. Durch die Lücken zwischen den Brettern leuchtete das flackernde Licht einer Kerze.
    In ihrem Schein betrachtete Nik die Wände seines Verstecks. Neben der Luke zur Straße gab es rechts und links zwei kleine verrußte Fensterscheiben, allerdings entdeckte er keine Verriegelung, mit der sie geöffnet werden könnten. Er stemmte sich gegen das Glas, doch es ließ sich nicht aus der Fassung drücken.
    Nebenan knirschte etwas und eine Tür knarrte. Wieder fuhr Nik herum, dann duckte er sich hinter die Erbsensäcke und wartete.
    Drei Männer standen mit dem Rücken zu Nik vor einem Regal mit Vorräten.
    »Es ist mir eine Ehre, Euch zu beherbergen, bis Ihr Eure Häuser beziehen könnt«, säuselte einer von ihnen. Sein samtenes Gewand spannte sich über dem feisten Rücken. Die Schultern der anderen waren nur halb so breit, obwohl sie beide gefütterte Reisemäntel mit weiten Kapuzen trugen.
    »Mein Bruder hat mir die reinsten Wunderdinge über Eure Forschungen erzählt«, fügte der dicke Hausherr flüsternd hinzu und kicherte.
    »Hat er das?« Die Stimme des
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