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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)
Autoren: Antoinette Lühmann
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hätten Sie sie nie gesehen. Ihr ist schon alles Mögliche zugestoßen, seit die Schlüssel verloren gegangen sind. Mister Moore hat auf die unterschiedlichsten Arten versucht sie aufzubekommen, aber vergeblich.«
    »Und wo führt sie hin?«
    Der Gärtner zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Vielleicht kam man durch sie früher zur alten Wasserzisterne, die es heute, glaube ich, gar nicht mehr gibt.«
    Mrs Covenant strich mit der Hand über das narbige Holz. Plötzlich fand sie die Tür beunruhigend. »Es wäre vielleicht besser, etwas davorzustellen, damit die Kinder nicht auf die Idee kommen, sie öffnen zu wollen.«
    »Sehr richtig«, murmelte der Gärtner, während er vor ihr aus dem Zimmer hinaushinkte. »Wer weiß, was sonst alles passieren könnte!« Das Lächeln, das über sein Gesicht huschte, konnte Mrs Covenant nicht sehen.



Jason blieb bewegungslos am Fuß der Treppe stehen und lauschte. Er spürte einen leichten Luftzug und bekam eine Gänsehaut. Ein Geräusch drang zu ihm herunter. Es klang so, als würde jemand im Zimmer über ihm auf und ab gehen. Doch dort konnte niemand sein, da war er sich sicher. Und das Poltern kam ganz bestimmt nicht von den Möwen auf dem Dach, den Smaragdeidechsen, die an den efeubewachsenen Mauern lebten oder den Mäusen auf dem Speicher.
    Jason biss auf seine Unterlippe und überlegte. »Du bist also oben«, murmelte er, als sei dort jemand, der ihn zum Kampf herausgefordert hatte.
    War den anderen wirklich nichts aufgefallen? Konnte es sein, dass weder sein Vater noch seine Mutter oder seine Schwester ahnten, dass in dem riesigen Haus außer ihnen noch jemand war?
    Jason hatte es sofort begriffen, schon in dem Moment, als sie die Koffer aus dem Auto geladen und im Hof abgestellt hatten. Und da war noch etwas anderes. Manchmal kam es ihm so vor, als führten die Möbel der Villa Argo ein Eigenleben, als würden sie sich bewegen, wenn niemand im Zimmer war, um an ihre angestammten Plätze zurückzukehren.
    »Jason!« Ein Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Plötzlich stand seine Schwester hinter ihm und zog ihn am Ärmel. »Trödel nicht rum! Wir müssen raus!«
    »Äh, was? Wohin?« Da Jason keinen blassen Schimmer hatte, was seine Schwester von ihm wollte, und ihm klar war, dass er Julia niemals von der Existenz eines Gespensts im ersten Stock überzeugen konnte, folgte er ihr.
    Plötzlich fiel ihm wieder ein, was an diesem Nachmittag auf dem Programm stand: Ihre Eltern wollten nach London fahren, um die letzten Vorbereitungen für den Umzug zu treffen. Am Sonntagvormittag würden sie zur Villa Argo zurückkehren und den Möbelwagen herlotsen. Bis dahin durften Jason und Julia alleine in der Villa bleiben – unter der Voraussetzung, dass sie dem Gärtner bedingungslos gehorchten.
    Damit ihnen die Zeit nicht zu lang wurde, hatten sie Rick Banner zu sich eingeladen, einen Jungen aus dem Dorf, den sie vor Kurzem in der Schule kennengelernt hatten.
    Die Zwillinge liefen ins Freie.
    Von einem blauen, hier und da mit Wolken garnierten Himmel schien heiß die Sonne. In der Ferne konnte man über dem Horizont eine zarte weiße Linie erkennen.
    »Hast du jemals darüber nachgedacht, warum der Himmel weiß wird, bevor er das Meer berührt?«, fragte Jason plötzlich seine Schwester.
    »Nein«, erwiderte Julia und rollte mit den Augen. Sie sprang die vier Stufen, die zur Haustür führten, mit einem Satz hinunter und landete auf dem Rasen.
    Jason folgte ihr. Plötzlich blieb er jedoch ruckartig stehen und drehte sich zu den Fenstern im ersten Stock um. Er hatte gehofft, das Gespenst überraschen zu können, aber im Haus war niemand zu sehen.

    Nestor hörte sich geduldig an, was ihm Mrs Covenant mitzuteilen hatte. Als sie aber »Punkt acht« sagte, entschloss er sich sie zu unterbrechen.
    »Hören Sie, ich bin kein Kindermädchen. Und ich glaube auch nicht, dass Julia und Jason all das anstellen können, was Sie gerade aufgezählt haben. Sie bleiben schließlich nur einen Nachmittag weg!«
    »Und einen Abend«, ergänzte sie. »Wie ich gerade sagte, Mister Nestor ...«
    Mr Covenant versuchte den Vortrag seiner Frau abzukürzen, indem er auf die Hupe drückte.
    »Einen Augenblick bitte!«, rief sie verärgert.
    Nestor nutzte seine Chance. »Machen Sie sich mal keine Sorgen. Die Zwillinge werden den ganzen Nachmittag lang mit ihrem Freund das Haus erkunden und heute Abend so müde sein, dass sie zwölf Stunden durchschlafen.«
    »Aber hören Sie doch ...«
    »Nein, entschuldigen
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