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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)
Autoren: Antoinette Lühmann
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Kopf nach vorn auf die Brust sackte.
    »Wir wollten ihn zum Stadthalter bringen und zu den Priestern.«
    »Warum?«
    »Um Eure Gilde aufzuhalten«, sagte Nik leise.
    Einer der Männer hinter ihm keuchte. »Sie wissen es …«
    »Scht.« Heinrich hob die Hand und bedeutete ihm zu schweigen. Doch dieses Mal reichte die Geste nicht aus.
    »Heinrich, sie wissen von der Gilde. Wir sind nicht mehr sicher in Amsterdam.«
    »Wir müssen fliehen«, forderte ein anderer mit einer tiefen rauen Stimme.
    »Schon wieder«, flüsterte jemand direkt neben Nik.
    »Schweigt, Brüder!« Heinrich richtete sich auf und musterte sie eindringlich mit seinen blassen Augen, bis das empörte und verängstigte Getuschel verstummte.
    »Du weißt also von der Gilde«, wandte sich der Spiegelmacher wieder an Nik. »Wer weiß noch davon?«
    »Niemand.« Nik schüttelte den Kopf. Im nächsten Moment biss er sich auf die Zunge. Er konnte einfach nicht klar denken und diese unüberlegte Antwort war ihm herausgerutscht.
    »Pah«, entfuhr es einem anderen. »Wer soll das glauben?«
    »Ich glaube ihm. Ich sehe keine Täuschung in seinen Augen«, stellte Heinrich kühl fest.
    »Hast du endlich einen Wahrheitsspiegel erfunden?«, spottete der Mann mit der tiefen Stimme. Als Heinrich den Kopf hob und den anderen ansah, wich der zurück.
    Nik schauderte. Hass glänzte in den Augen des Spiegelmachers und brach durch die Maske aus Kühle und Gelassenheit.
    »Wir gehen kein Risiko ein«, zischte Heinrich. »Außer mir hat noch niemals jemand den Preis für unsere Experimente gezahlt, oder?«
    Die Männer, die in ihre Kapuzen gehüllt hinter Nik standen, hielten den Atem an. Nik spürte, wie ihre Furcht sie wie eine Nebelwolke umgab.
    »Bringt sie in die Kammer«, befahl er kühl. »Es wird hell draußen. Wir treffen uns am Abend und schmeißen sie in die Gracht, wenn die Schleusen geöffnet werden. Das wirft keinen Verdacht auf. Passiert immer wieder.«
    Nik wurde von hinten gepackt und stolperte rückwärts in die Kammer neben der Treppe. Er drehte sich um und sah in Carmens Gesicht. Sie hockte auf dem Boden mit einem Stück Tuch im Mund und ihre Hände waren hinter ihrem Körper verborgen. Nik runzelte die Stirn. Anscheinend hatte Heinrich das Vertrauen in sie verloren und wollte zu seiner Sicherheit auch sie verschwinden lassen. Jemand stieß ihn und Nik taumelte weiter in das Zimmer hinein. Er drehte sich um, hinter ihm stand Ellie. Nik musterte ihre Hände. Sie waren noch immer gefesselt und unter den Stricken zeichneten sich dunkelrote Striemen auf der Haut ab. Von ihrem Messer war nichts zu sehen. Dann tauchten die Männer wieder auf.
    Sie brachten Luuk und Benthe und legten sie fast zärtlich nebeneinander auf den Boden. Sie hoben Stofffetzen vom Tisch auf und stopften sie Ellie und Nik in den Mund. Ellie würgte und versuchte, den Stoff wieder auszuspucken. Einer der Männer riss ein weiteres Tuch in Streifen und legte es um ihre Köpfe, damit der Knebel an seinem Platz blieb. Nik betrachtete die schmalen Lippen, die unter den Kapuzen hervorschauten, und schloss für einen Moment die Augen, um sich den Geruch der Männer einzuprägen. Er roch Anis, verbranntes Holz, Zitrone und den Duft von Rosen.
    Die Tür fiel krachend ins Schloss. Ein Riegel schnappte zu und Schritte entfernten sich. Dann war es still.
    Quälend langsam wurde es hell vor dem Fenster. Nik kniete sich immer wieder neben Luuk und Benthe und legte seinen Kopf auf ihre Brust. Sie atmeten noch. Er stieß sie vorsichtig mit dem Kopf an, aber sie reagierten nicht. Mehr konnte er nicht für sie tun und das brachte ihn fast um den Verstand.
    Carmen hockte reglos auf dem Boden. Alles Leben war aus ihr gewichen. Fassungslos starrte sie die Wand an. Zunächst waren ihr Tränen über das Gesicht gelaufen, doch nun waren sie versiegt.
    Nik hatte versucht, mit Ellie zu sprechen, aber der Stoff saß fest in seinem Mund, und wenn er ihn an die Seite schieben wollte, überkam ihn ein starker Würgereiz, dem er kaum etwas entgegenzusetzen hatte. Ellie kniff die Augen zusammen und zerrte an ihren Fesseln.
    Nik bewunderte die Verbissenheit, mit der sie sich die Handgelenke wund scheuerte.
    Irgendwann ließ Nik sich erschöpft auf den Boden sinken. Alle Wut war aus ihm gewichen und hatte unbändiger Verzweiflung Platz gemacht.
    Im Haus war es meistens still. Ab und zu hörte Nik Schritte auf der Treppe und Fuhrwerke hinter dem Fenster, die auf dem Weg zum Markt waren.
    Die Glocke schlug in einer nahen
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