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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman
Autoren: Annette John
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aufzukommen.
    Kurze Zeit darauf erkrankten einige ihrer Kunden, vermutlich diejenigen, die nach unserer Flucht noch Rosen bei ihr gekauft hatten. Man erzählte sich, dass sogar eine Person gestorben sei. Auf diese Nachricht hin warfen fast alle Kunden Clarisses kostbare Rosen ins Feuer, plötzlich hieß es, sie brächten Unglück.
    Clarisse beteuerte ihre Unschuld, doch nichts half, fast ihr gesamtes Vermögen musste sie an geschädigte Personen zahlen und den Rest verbrauchte sie bei der verzweifelten Suche nach Heilmitteln für ihre Rosen und geeigneten Blutspendern. Letzteres tat sie natürlich heimlich, doch Evchen ließ sie nicht aus den Augen. Sie beobachtete, wie sie eines Nachts in die Kanäle stieg und den Kindern, die dort unten lebten, Blutproben abnahm.«
    »Bah!«, schrien die Rattenkinder entsetzt.
    »Aber Clarisse machte die gleiche Erfahrung wie viele andere Menschen auch: Wenn das Unglück kommt, kommt es dick. Ausgerechnet jetzt, da sie dringender als je zuvor geeignetes Blut gebraucht hätte, fand sie keinen Tropfen. Und dann vergaß sie einmal, wohl vor lauter Ärger und Verzweiflung, einen Schutzbann um ihr Anwesen zu ziehen. Als sie von einer Reise zurückkam, fand sie die Felder verwüstet, die Bewässerungsanlagen zerstört, die prächtigen roten Fenster des Hauses eingeschlagen. Es war ihr nichts geblieben, fast nichts.
    Eins hatte sie noch: das Wissen, dass es irgendwo zwei Kinder gab, mit denen sie eine neue Rosenzucht beginnen konnte, zwei Kinder, die das ganze Unglück über sie gebracht hatten. Je mehr sie verlor, desto stärker brannte der Hass auf uns und umso besessener versuchte sie, Robert und mich wieder in ihre Hände zu bekommen. Sie verstärkte die Suche. Manchmal konnten wir fast fühlen, wie sie ihre Netze um uns wob.
    Vor allem nachts war es schlimm. Robert schlief fast gar nicht mehr. Einmal schrie er verzweifelt, ein riesiger, dunkler Vogel schwebe über dem Haus und spähe durch den Kamin. Er war kaum zu beruhigen. Auch tagsüber wurde er von Ängsten geplagt, konnte nie alleine sein, nicht für einen Augenblick, schaffte es kaum, einen Schrank oder eine Truhe zu öffnen, aus Furcht, Clarisses grausames Antlitz darin zu entdecken. Selbst in den Spiegel wollte er nicht mehr schauen. Bis heute bin ich überzeugt, dass Clarisse es irgendwie schaffte, Evchens Schutzwall zu durchbrechen und ihm diese Albträume zu schicken. Er war der Schwächere von uns beiden, ihn konnte sie erreichen.
    Jovinda schüttelte sorgenvoll den Kopf. ›Dein Bruder hat einen Schatten auf der Seele‹, sagte sie einmal, als Robert sie nicht hören konnte. ›Seinen Körper konnten Evchen und ich heilen, aber gegen Seelenschatten sind wir machtlos. Vielleicht ist es die Angst. Vielleicht wird es besser, wenn er Clarisse nicht mehr zu fürchten braucht.‹
    Wir wussten, es war Zeit, die Sache zu Ende zu bringen. Clarisse würde uns nie vom Haken lassen. Zwar schützte Evchen uns, doch sie würde es kaum für immer und ewig tun können. Außerdem war da noch der Schwur, den wir geschworen hatten. Clarisse musste sterben. Also gingen wir daran, ihren Tod zu planen.
    Vermutlich fragt ihr euch, warum wir nicht einfach die Hexenpolizei informierten. Nun, Robert und ich taten es nicht, weil wir von ihrer Existenz nichts wussten. Jovinda und Evchen hatten ihre eigenen Gründe, sich von der Hexenpolizei fernzuhalten. Es ist nicht meine Sache, darüber zu reden.«
    »Ganz recht, das sollte ich tun«, unterbrach Jovinda Graviatas Erzählung. »Evchen und ich, wir hatten keine Hexenlizenz, keine richtige Ausbildung, nichts. Sie hätten uns sofort verhaftet und uns nichts geglaubt. Eine Magd, die kein Wort gegen Clarisse hervorbringt, ein Gärtnerjunge, der verschwunden ist, Rosen, die verdorrt sind. Clarisses Wort gegen das Wort von zwei hergelaufenen Waisenkindern und zwei wilden Hexen, von denen eine ein Tier ist – keine Chance. Clarisse hätte triumphiert. Evchen und ich wären an ihrer Stelle in den Kerker gewandert.«
    »Ihr, du, äh, ich meine, ihr hattet keine Lizenz?« Rafaela hatte Schwierigkeiten mit der korrekten Anrede für Jovinda, die offensichtlich wirklich mit ihnen verwandt war, Graviatas Tante war ihre Großtante, falls es so etwas gab, was aber nicht wirklich wichtig war. Viel wichtiger, geradezu empörend war das Geständnis, dass die beiden keine Lizenz, keine Zulassung hatten, nie eine anerkannte Ausbildung gemacht hatten. Das war unfassbar.
    »Keine Lizenz?«, wiederholte sie mit weit
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