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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers
Autoren: Peter Hereld
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Schriftrollen und allerlei
alchimistischen Apparaturen letztlich ebenso wenig Bewegungsfreiheit ließ.
Albert hieß zwei der Begleiter, die Reste des Mahls und zwei Schemel herbeizuholen,
die übrigen wies er an, draußen zu warten. Deren Einwand, ihn nicht mit zwei so
gefährlichen Ketzern allein lassen zu können, verwarf er mit einer laxen Geste
und der Äußerung, er habe sich schon gegenüber ganz anderen Schurken behaupten
müssen, außerdem wären sie nur durch eine Tür voneinander getrennt.
    Nachdem die Schemel gebracht
wurden, schloss Bruder Albert die Tür – nun waren sie zu dritt und es kehrte
endlich Ruhe ein. Der Mönch schaute beiden nacheinander eindringlich in die
Augen, dann begann er zu sprechen, ruhig und auf jedes Wort bedacht.
    »Es ist eine sehr ernste
Angelegenheit, über die wir hier beisammensitzen. Seid Ihr Euch dessen
bewusst?«
    Osman schüttelte den
Kopf. Er war noch immer ganz durcheinander und verwirrt über die plötzlichen
Anfeindungen. Sein konfuser Geist versuchte gerade, sich einen Reim aus all dem
zu machen, deshalb überließ er Robert das Reden.
    »Ich bin ebenso ratlos wie mein
Freund, Bruder Albert. Eure Gesten zuvor bei Tische lassen mich nur vermuten,
dass es etwas mit seiner Gabel zu tun haben mag, und eben dies verwirrt mich
umso mehr, da ich in einem solch unschuldigen Werkzeug eben gar nichts
Frevelhaftes erkennen kann.«
    Wieder beobachtete der Mönch seine
Gegenüber eindringlich. Er studierte ihre Züge und Mienen bei jeder Silbe und
noch lange, nachdem das letzte Wort gesprochen war, verblieb er stumm und
nahezu reglos, nur seine Augen starrten prüfend zu ihnen herüber. Eine atemlose
Spannung lag im Raum, weder Osman noch Robert wagten der forschen Musterung auszuweichen,
obwohl der Impuls dazu von Augenblick zu Augenblick größer und
unwiderstehlicher wurde. Schließlich entspannten sich die Gesichtszüge des
Mönches, er stand auf, holte drei Becher von einem Bord und dazu eine Karaffe.
    »Ich hoffe, Ihr seid einem herben
Wein nicht abgeneigt«, sagte Albert und wollte gerade einfüllen, als Osman
antwortete, dass ihm sein Glaube Derartiges verbiete.
    »Aber selbstredend, ich vergaß.
Mit Wasser kann ich Euch leider nicht dienen, aber ich kann gern einen Novizen
schicken, um …«
    »Habt Dank, doch was das Wasser
betrifft, so soll mir die Suppe reichen«, wurde der Geistliche mit einem
gequälten Lächeln unterbrochen.
    »Nun denn, zum Wohle!«, prostete
der Mönch also nur Robert zu, bevor er weitersprach. »Ich weile mit Gottes Gnaden
nun schon rund vierzig Jahre auf Erden, doch solch, mit Verlaub, ahnungslose
Gesichter wie die Eurigen sind mir noch nicht untergekommen. Ich für meinen
Teil will Euch Eure Arglosigkeit gern glauben, und da man mir nachsagt, über
eine gute Menschenkenntnis zu verfügen, werde ich auch meine Brüder davon
überzeugen können. Dennoch steht noch einiges zu klären an. Ich denke, wir
sollten vorab einander vorstellen, es erleichtert doch die weitere Rede. Ich
bin Bruder Albert von Lauingen!«
    Nachdem der Mönch geendet hatte,
schaute er auffordernd zu Robert.
    »Nennt mich Robert, verehrter
Bruder Albert«, ließ sich dieser auch nicht lange bitten. »Geboren, so hat man
mir gesagt, bin ich zur Zeit des Wechsels der Jahrhunderte. Zum Knaben reifte
ich in Dormagen zu Cölln.«
    »Nun sei nicht so verschämt,
Robert. Nenne uns doch deinen vollen Namen«, zwinkerte ihm Osman zu.
    Robert lief rot an, als er
antwortete: »Früher nannte man mich Robert den Schmalen. Damals war ich in der
Tat noch von kleiner und dürrer Gestalt, mittlerweile jedoch versuche ich,
diesen Namen zu meiden, da er mir allzeit nur Gelächter einträgt.« Ein böses
Funkeln aus Roberts Augen offenbarte, was er von Osmans Aufforderung hielt.
    »Man nennt mich Osman Abdel Ibn
Kakar«, führte dieser die Vorstellung unbekümmert fort, »geboren bin ich vor
siebenunddreißig Jahren in Alexandria, der prächtigsten Stadt der Welt. Doch
sagt lediglich Osman zu mir, inzwischen hab ich mich an jene profane
Verstümmelung meines Namens gewöhnt und sie fast ein wenig lieb gewonnen. Nun
sagt aber bitte geschwind, was es mit jener Gabel auf sich hat, allmählich
sterbe ich vor Neugier.«
    »Genau diese so offenkundige
Arglosigkeit bereitet mir Kopfzerbrechen. Ihr artikuliert Euch geschickt,
scheint beide nicht auf den Kopf gefallen zu sein und doch wollt Ihr nichts
wissen vom Frevel, welcher der Gabel anhaftet? Ihr müsst beide lange Zeit sehr
weit weg gewesen
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