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Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Autoren: Sanna Seven Deers
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Kontoabrechnung, ein Rundschreiben seines Schießvereins. Das alles hatte Zeit. Dann fiel sein Blick auf den letzten Brief. Es war eine Eilsendung. Er schaute auf die Rückseite des Umschlags. Kein Absender. Shane studierte den Brief. Er war vor zwei Tagen in Halifax, Nova Scotia, abgestempelt worden.
    Halifax? Shane kannte niemanden, der dort lebte. Verwundert öffnete er den Umschlag. Er enthielt nur ein einziges Blatt Papier. Shane faltete es auseinander und – erstarrte. Er kannte die Handschrift nur zu gut. Es war Fabians. Offensichtlich war er sehr in Eile gewesen, denn die Zeilen waren sehr flüchtig geschrieben:
Mein lieber Shane,
unvorhergesehene Ereignisse haben es notwendig gemacht, dass ich unkonventionelle Wege einschlagen muss. Man ist hinter mir her, um mich zum Schweigen zu bringen, und die Zeit, dir endgültig Lebewohl zu sagen, ist sehr viel eher gekommen, als es mir lieb ist. Ich möchte mich bei dir für die Freundschaft bedanken, die du mir all die Jahre über so offen und rückhaltlos entgegengebracht hast. Ich werde es dir nie vergessen.
Zum Schluss noch eine Bitte: Sollte sich meine Schwester Serena bei dir melden, dann kümmere dich, so gut du kannst, um sie. Ich befürchte, es wird nicht einfach für sie werden.
Denk immer an Gandhis Worte, mein Freund:
Du unterstützt ein böses gesellschaftliches System am effektivsten, wenn du seine Befehle und Anordnungen befolgst. Ein böses System verdient niemals eine solche Treue. Ihm Treue zu zeigen heißt, am Bösen teilzunehmen. Ein guter Mensch wird sich einem bösen System mit seiner oder ihrer ganzen Seele widersetzen.
Pass auf dich auf.
Fabian
PS: Vertraue niemandem!
    Shane starrte fassungslos auf den Brief. Dann las er die Worte ein zweites Mal.
    »Verflucht, Fabian!«, rief er anschließend und schlug mit der Faust auf den Tresen. »Ein Abschiedsbrief? Das kann doch nicht dein Ernst sein! Und ich habe Serena gesagt, dass du nie jemanden in deine Probleme hineinziehen würdest. Nun, du hast es soeben getan, wenn auch unbeabsichtigt.«
    Shane nahm den Umschlag und versuchte, das Absendedatum zu entziffern: 18. August. Der Tag, an dem Fabian Serena in Berlin angerufen hatte.
    Serena – auch sie hatte Fabian in sein Problem mit hineingezogen. Sie war in diesem Augenblick mutterseelenallein unterwegs nach Bear Butte, um nach ihrem geliebten großen Bruder zu suchen. Shane selbst hatte ihr den Tipp gegeben. Was, wenn sie dort mehr fand, als sie sich vorgestellt hatte?
    Shane ging ruhelos im Zimmer auf und ab. Er musste versuchen, seinem Freund zu helfen, so viel stand fest. Aber wie? Er wusste nicht einmal, wo Fabian sich zurzeit aufhielt.
    Und dann war da Serena. Er konnte sie unmöglich alleine in den Staaten herumirren lassen. Eine allein reisende junge Frau war heutzutage nirgends sicher, und schon gar nicht, wenn gefährliche Leute hinter ihrem Bruder her waren.
    Shane hatte die Ernsthaftigkeit von Fabians Situation unterschätzt. Jetzt machte er sich bittere Vorwürfe. Er hätte schon vor Tagen etwas unternehmen sollen. Was er brauchte, war ein Plan. Zuerst galt es, Serena in Sicherheit zu bringen, dann würde er Fabian suchen. Er würde nach South Dakota fliegen, gleich morgen früh, Job hin oder her. Für lange Erklärungen oder Entschuldigungen blieb ihm keine Zeit.

    Serena fuhr durch die dunkle Prärie. Drei lange Tage waren vergangen, seit sie in New York gelandet war. Nachts war sie in Motels eingekehrt und hatte sich etwas Ruhe gegönnt. Tagsüber war sie gefahren, so viel sie konnte, und hatte lediglich Pausen eingelegt, um etwas zu essen. Ein paarmal hatte sie angehalten, weil ein Motiv einfach zu schön war, um daran vorbeizufahren. Dann war sie ausgestiegen und hatte Fotos gemacht. Sie hoffte, dass sie die Bilder irgendwann einmal mit Fabian ansehen und sie beide über diese ganze Angelegenheit lachen konnten. Im Augenblick jedoch war ihr nicht nach Lachen zumute.
    Serena strich sich müde über die Stirn. Dann griff sie nach dem Pappbecher mit dem Kaffee, den sie an der letzten Tankstelle gekauft hatte, und nahm einen Schluck. Der Kaffee war kalt, aber sie hoffte, dass er seine aufmunternde Wirkung nicht verfehlen würde. Sie trank nur selten Kaffee, deshalb reichte ihr meist schon eine Tasse, um wirklich wach zu werden.
    Die Sonne war schon lange untergegangen. Lediglich die Scheinwerfer ihres Mietwagens erhellten nun den Highway. Serena starrte angestrengt auf die Straße. Sie fuhr nicht gerne nachts, aber sie war ihrem Ziel
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