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Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Autoren: Sanna Seven Deers
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so nahe und konnte einfach nicht mehr bis zum nächsten Morgen warten.
    Ein Straßenschild tauchte neben dem Highway auf. Sie hatte Sturgis und damit die Black Hills in South Dakota erreicht. Bear Butte war nur noch zehn Meilen entfernt. Serenas Herz begann, schneller zu schlagen. Vielleicht würden sich ihre Sorgen schon in wenigen Minuten in Luft auflösen. Vielleicht war Fabian tatsächlich dort.
    Bitte, Gott, bitte lass mich ihn dort finden , flüsterte sie.
    Der Highway war jetzt hell erleuchtet. Serena durchfuhr Sturgis, ohne dem Ort große Beachtung zu schenken. Es war eine typische nordamerikanische Kleinstadt, wie sie sie in den letzten Tagen schon oft gesehen hatte. Die Hauptstraße war breit, ein Zeugnis der alten Wildwesttage, als die Postkutschen die einzige Verbindung zur Zivilisation waren. Neonschilder hingen über den kleinen Geschäften, von denen die meisten bereits geschlossen hatten. Nur aus dem Saloon drang laute Musik und Gegröle zu ihr herüber.
    Serena ließ Sturgis hinter sich und folgte dem Highway 34. Die Straße war nun wieder unbeleuchtet, und Dunkelheit umhüllte sie wie eine Decke.
    Serena hatte vielleicht fünf oder sechs Meilen zurückgelegt, als plötzlich der Mond aufging. Er war fast voll und tauchte wie eine große runde Kugel tief am Horizont über der Prärie auf. Serena hatte ihn nie zuvor so groß gesehen. Unwillkürlich bremste sie ab und brachte den Wagen auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Der Mond stieg so schnell höher, dass Serena ihm dabei zusehen konnte. Sie ließ das Fenster herunter und beobachtete fasziniert, wie er seinen allabendlichen Weg am Firmament antrat. Sofort erstrahlte die Landschaft in einem hellen, kühlen Licht. Ein warmer Nachtwind wehte und brachte den würzigen Duft von wildem Salbei mit sich.
    Aber es war etwas anderes, das Serenas Aufmerksamkeit auf sich zog. Einige Meilen vor ihr erhob sich ein Berg aus der flachen Prärie. Es sah aus, als hätte ihn jemand dort hingesetzt; er schien vollkommen fehl am Platz. Der Berg musste mehrere hundert Meter hoch sein, denn er wirkte schon aus dieser Entfernung sehr groß.
    Das muss Bear Butte sein , ging es Serena durch den Kopf, und sie verstand sofort, warum dieser Ort bei den Indianern ein solch hohes Ansehen genoss. Eine derartige Erhebung mitten in der Prärie musste ganz einfach ein Anziehungspunkt werden. Es gab weit und breit nichts Vergleichbares.
    Serena spürte, dass Bear Butte auch auf sie eine ganz besondere Anziehungskraft ausübte. Es war nicht nur das silberne Mondlicht, das die runden, spärlich bewaldeten Hänge geheimnisvoll erschienen ließ. Etwas anderes lag in der Luft, etwas, das nicht greifbar, nicht in Worte zu fassen war.
    Plötzlich brach ein schrilles Gekläff aus. Es schien von weit her aus der Prärie zu ihr herüberzuschallen. Gleich darauf ertönte ein ebensolches Gekläff ganz in ihrer Nähe. Die grellen Tierstimmen vermischten sich und hallten durch die Nacht.
    Serena zuckte unwillkürlich zusammen. Doch kaum hatte sie sich an das Kläffen gewöhnt, da verstummte es wieder. Dafür erklang nun ein wildes Kreischen, als ob jemand vollkommen verrückt geworden wäre.
    Serena hatte solche Laute noch nie zuvor in ihrem Leben gehört. Ihre Nackenhaare sträubten sich, und sie bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Ihr war mit einem Mal sehr unheimlich zumute. Schnell schloss sie das Fenster.
    Sie fühlte sich sofort sicherer. Doch dann begann das Heulen. Zuerst war es nur eine, aber dann fielen immer mehr Stimmen ein, und schließlich schien die ganze Prärie einzustimmen. Es waren langgezogene, wehklagende, aber gleichzeitig lockende Laute, und sie lösten sehr gegensätzliche Gefühle in Serena aus. Zunächst hatte sie einfach nur Angst. Aber dann begann sich etwas tief in ihrem Herzen dem Heulen zu öffnen und seinen Ursprung zu erkennen: Es war der Ruf der Freiheit.

IV
    W as für eine Einöde«, stellte Miller gelangweilt fest. »Wie lange müssen wir hierbleiben, Boss?«
    »Solange es eben dauert«, erwiderte Newman missmutig. Er hatte die Nacht im Hummer verbracht und war dementsprechend schlecht gelaunt. In Sturgis gab es genug komfortable Motels. Warum hatte diese Eckehard in der Wildnis übernachten müssen? Und dann das Kojotengeheul. Er hatte die ganze Nacht über kein Auge zugetan.
    »Irgendetwas Neues, Sorrento?«, erkundigte er sich.
    »Ich hab immer noch keinen Kaffee gehabt.«
    »Ich meine, etwas Neues bezüglich Eckehard«, sagte Newman genervt.
    »Nein, Boss,
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