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Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Autoren: Sanna Seven Deers
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Horizont verborgen lag. Möwen kreischten. Der Himmel war wolkenverhangen und verlieh den gewaltigen Wassermassen und dem felsigen, dichtbewaldeten Ufer ein beinahe mystisches Aussehen. Es war ein unvergesslicher Anblick.
    Fabian setzte sich auf einen der großen Felsbrocken, die am Ufer verstreut lagen, und blickte hinaus aufs Wasser. Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Telefonat mit Serena. Es war zu dumm gewesen, dass er das Gespräch so plötzlich hatte abbrechen müssen. Er hatte seine Schwester nicht unnötig beunruhigen wollen. Dass sie jetzt in heller Aufregung war, schien ihm sicher, aber es ließ sich nicht mehr ändern. Er konnte es kein zweites Mal riskieren, sie zu kontaktieren. IPC – International Pharmaceutical Corporation – war ein mächtiger Konzern und hatte seine Handlanger überall.
    Der Gedanke an IPC brachte Fabian zurück zu seinem Plan. Doch zunächst musste er sich ausruhen, neue Kräfte sammeln und vor allen Dingen von seinem alten Leben als Bruder Simeon gebührend Abschied nehmen. Es schien ihm, als sei seine Seele noch immer irgendwo draußen auf dem stürmischen Atlantik. Er musste warten, bis sie seinen Körper eingeholt hatte.
    Plötzlich kam Fabian ein sehr willkommener Gedanke: Warum blieb er nicht einfach für ein paar Tage hier? Hier konnte er ungestört fasten und beten und wieder zu sich selbst finden.
    Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht ging er zurück zum Parkplatz. Dies war mit Abstand der letzte Ort, an dem ihn die IPC-Typen vermuten würden.
    Fabian holte sich eine Decke, Trinkwasser und bequemere Klamotten aus dem Kofferraum. Er musste unbedingt aus diesen steifen und engen Jeans heraus. Dann kehrte er zum Ufer des Sees zurück. Er tauschte die Jeans gegen Jogginghosen, breitete die Decke aus und kniete sich nieder. Es war an der Zeit, Gott in aller Ausführlichkeit Dank entgegenzubringen.

    Am Freitag kehrte Shane eher als gewöhnlich von der Arbeit zurück. Er parkte seinen Wagen und stieg aus. Es war ein herrlicher Sommerabend, aber Shane schenkte dem fröhlichen Gezwitscher der Vögel und der lauen, würzigen Brise, die von den Berghängen herabwehte, keine Beachtung. Seine Gedanken weilten noch immer bei dem Telefonat, das er vor zwei Tagen mit Serena Eckehard geführt hatte, und bei seinem alten Freund Fabian. In was für Sachen war er bloß verwickelt?
    Shane nahm die Post aus dem Briefkasten. Reklame und Rechnungen. Gedankenverloren öffnete er die Haustür, legte die Briefe auf dem Küchentresen ab und warf seine Jacke aufs Sofa. Wie stickig es hier drinnen war. Er öffnete die Fenster, dann checkte er den Anrufbeantworter. Drei Nachrichten. Er drückte auf die Wiedergabetaste.
    »Shane, ich bin´s, Mom. Ruf kurz an, wenn du Zeit hast. Grandma möchte wissen, wann du mal wieder nach Hause kommst. Sie hätte dich selbst angerufen, aber du weißt ja, wie sehr sie es hasst, auf Band zu sprechen.«
    Shane lächelte. Grandma hatte wie immer recht, es war höchste Zeit, dass er sich zu Hause blicken ließ. Seine Mutter und Großmutter hingen sehr an ihm, das wusste er. Aber sie ahnten nicht, dass er genauso sehr an ihnen hing. Der Zusammenhalt der Familie war ihm sehr wichtig, und die beiden waren alles, was er an Familie hatte.
    Die Maschine piepte, und die nächste Nachricht wurde abgespielt.
    »Desiree hier, Shane. Ich habe jetzt schon ein paarmal eine Nachricht hinterlassen, aber nie von dir gehört. Versuchst du, mir aus dem Weg zu gehen? Ruf mich an. Ich lasse dich nicht entwischen.«
    Shane seufzte. Er war einige Male mit Desiree ausgegangen, nichts Ernstes. Aber nun rief sie ihn jeden Tag an und ließ sich überhaupt nicht mehr abwimmeln. Diesem Problem würde er sich in den nächsten Tagen stellen müssen.
    Er hörte sich die letzte Nachricht an.
    »Dies ist eine automatische Nachricht von Telus«, ertönte eine künstliche Stimme. »Ihr Kundenkonto ist seit mehr als dreißig Tagen im Minus. Bitte begleichen Sie die ausstehenden Beträge sofort.«
    Shane runzelte die Stirn. Was sollte das nun wieder? Er hatte alle Rechnungen vor einer Woche bezahlt. Oder war er durcheinandergekommen? Er blickte zum Küchentresen hinüber. Dort lag ein großer Stapel loser Papiere. Es konnte durchaus möglich sein, dass ihm in dem Durcheinander eine der Rechnungen entgangen war.
    Ungehalten wühlte Shane in den Papieren herum. Dabei kam ihm auch die neueste Post unter die Finger. Er sortierte die Reklame aus und überflog, was übrig blieb: Autoversicherung,
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