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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts
Autoren: Gillian Shields
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heißt – wenn du mit mir mitkommen willst.« Er sah Helen flehentlich an, zwischen Hoffnung und Furcht schwebend. »Es ist an dir zu wählen.«
    »Und wirst du dort immer bei mir sein?«
    »Immer. Jetzt … und jetzt … und jetzt«, wiederholte er sanft. »In jedem Kreis der Zeit, an jedem Ort und über die Grenzen dieser Welt hinaus. Helen, ich habe dich schon immer geliebt, seit ich geschickt wurde, um im Heim auf dich aufzupassen.«
    »Dann warst du also da?« Helen starrte ihn verwundert an. »Du warst mein Wanderer, die ganze Zeit … das warst wirklich du. Oh, Lynton.«
    »Jemand musste dich beschützen, wenn auch nur aus der Ferne. Du warst die Tochter von jemandem, die eine große Hüterin hätte sein können, und daher warst du vom Schicksal berührt. Du hattest große Gaben, größere, als du jemals geahnt hast, und diese Gaben können auch eine Bürde sein. Wir mussten sicherstellen, dass dir kein dauerhafter Schaden zugefügt wurde. Helen, ich weiß, dass du im Heim ein hartes Leben hattest, und es hat mir auch weh getan. Ich habe versucht, dir so viel Trost zu geben, wie es mir möglich war, aber vor allem ging es darum, dass deine Seele bewacht wurde und dass sie sie nicht berühren konnten. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass deine Seele wunderschön und groß und stark ist – wie hätte ich dich da nicht lieben können, auch wenn ich davon ausging, dass du mich nicht zurücklieben würdest? Ich dachte, ich würde einfach nur dabei helfen, dich zu beschützen, so dass du aufwachsen konntest und in Sicherheit warst und später irgendeinen Jungen kennenlernen und mich vergessen würdest. Aber du hast mich nicht vergessen, und der Orden hat mir gestattet, wieder in deine Nähe zu kommen und in Wyldcliffe über dich zu wachen. Helen, ich habe dich vom ersten Moment an geliebt, als ich dich gesehen habe. Ich werde dich immer lieben, egal, wie du dich entscheidest.«
    »Ich habe mich bereits entschieden«, sagte Helen mit strahlendem Gesicht und großer Gewissheit. »Es ist die einfachste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe.«
    »Und du wirst es niemals bereuen?«, fragte er.
    »Niemals.«
    »Ich möchte es aus deinem Mund hören.« Seine Stimme war jetzt kaum mehr als ein Flüstern. »Sag mir, dass du mich liebst.«
    »Du weißt, dass ich das tue. Du hast es immer gewusst.« Helen blinzelte Tränen zurück und lachte voller Freude. »›Zwei-, dreimal liebte ich dich schon, als fremd mir noch dein Name und Gesicht …‹«
    Lynton zog sie an sich und murmelte als Antwort darauf: »›Leg mich wie ein Siegel an dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe.‹« Dann schlang er seine Arme um sie und küsste sie, und Licht fiel auf sie wie ein Segen.
    Aber Velvet lag immer noch reglos auf dem Boden; ihr Atem ging flach, und ihr Gesicht war so weiß wie der Morgenstern, der jetzt am Horizont funkelte.
    »Komm«, sagte Miss Scratton. »Es ist Zeit. Sieh in den Morgen und folge dem Zeichen. Das große Zeichen ruft dich, das Zeichen des Einen: Signum dei vivi. Dies ist der Moment, da alle Pfade sich kreuzen und alle Kreise verbunden sind. Helen, dies ist der Moment, da alles von Neuem beginnt. In der neuen Welt, die auf dich wartet, werden deine alten Kümmernisse von dir abfallen. Alles, was dir genommen wurde, alles, was du bereit warst zu opfern, wird dir hundertfach zurückgegeben werden. Tochter des Lichts und der Luft, Tochter des Schicksals, komm zu uns. Ich werde jetzt deine Mutter sein, und Lynton wird an deiner Seite sein. Du wirst deinen wahren Namen erfahren und uns erkennen, ohne Schatten oder Furcht.«
    Sie befestigte das Siegel an Helens Pullover, dann bedeutete sie ihr, sich an Velvets Seite zu knien. Helen hob Velvets Kopf und bettete ihn in ihrem Schoß, legte ihr dann die Hände auf die Stirn. Mit der Schlichtheit eines Kindes schloss Helen die Augen und sagte: »Ich gebe dir dieses Geschenk.« Es war, als würden wir klare, weiße Flammen wie eine Krone um ihren Kopf flackern sehen, bis das Licht um Helen verblasste. Der helle Schein leuchtete jetzt auf Velvets glänzenden Haaren inmitten der Blätter der Krone. Velvet machte einen tiefen, dankbaren Atemzug und setzte sich auf. Einen Moment lang starrten sie und Helen einander in die Augen und umarmten sich wie Schwestern. Dann stand Velvet auf, voll neuen Lebens und Elan, im Gegensatz zu Helen. Während Velvet sich erhob, sackte Helen zusammen. Ihre hellen Haare strömten um
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