Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts
Autoren: Gillian Shields
Vom Netzwerk:
übers Gesicht. »Und du hast gesagt, dass es jemanden gibt, den du am meisten liebst – hast du ihn gemeint? Du kannst das nicht aufgeben, nicht, bevor du dem allen auch nur eine Chance gegeben hast. Es muss einen anderen Weg geben!«
    Helen zuckte mit den Schultern, und ein Hauch ihrer alten Verschlossenheit war zu spüren. »Wir können sonst nichts für Velvet tun. Es ist zu spät. Aber wenn ich jetzt das Richtige tue, wenn dies meine Bestimmung ist, dann glaube ich, dass Lynton … nun, er wird es verstehen. Ich kann es nicht erklären.«
    »Vielleicht musst du das auch gar nicht«, sagte Miss Scratton sanft.
    In diesem Moment erklang ein Rascheln, wie von Blättern in der ersten Frühlingsbrise. Ein goldenes Licht verbreitete sich überall um uns herum, so süß und so sanft wie Honig. Verzückter Gesang erfüllte die Luft, und wir waren von einer großen Gruppe strahlender Wesen umgeben, die wunderschön und mächtig waren, mit geschwungenen Flügeln und scharfen Schwertern an der Seite. Und auf der Brust trugen sie das Zeichen des Großen Siegels.
    »Du bist nicht für den Tod bestimmt, sondern für das ewige Leben, Helen«, sagte Miss Scratton fröhlich. »Dein Opfer, das erforderlich ist, um Velvet zu heilen, wird angenommen – unter einer Bedingung. Du wirst ihr deine Lebenskraft geben, damit sie auf dieser Erde ein glückliches, sterbliches Leben leben kann. Aber deine Seele wird nicht in den Tod übergehen. Du wirst weiterleben und die Gabe annehmen, die deiner Mutter einst angeboten wurde. Du wirst das werden, was sie hätte werden sollen, und der Kummer über ihr Versagen wird weggewischt werden. Helen, du hast eine seltsame und wunderschöne Bestimmung, wenn du sie annehmen willst. Vor dir steht der Orden des Siegels: die Wächter, vom Großen Schöpfer geschickt, um krumme Pfade zu begradigen und die Unschuldigen zu schützen und eine Botschaft der Hoffnung in die beschwerliche Welt zu tragen. Du musst nur ja sagen, und sie sind bereit, dich zu begrüßen. Und es ist auch einer dabei, den du schon seit langem kennst.«
    Eines der Engelswesen trat vor. Ich fühlte mich durch seine Gegenwart geblendet, aber dann fiel all diese Herrlichkeit von ihm ab, und seine Gestalt veränderte sich mehrmals. Jetzt wirkte er wie ein kleines Kind, und jetzt wie der alte Gärtner, der sich um das Schulgelände kümmerte, und jetzt wie ein Teenager mit fröhlichen Augen und einem breiten Grinsen.
    »Tom! Oh, Tom … mein Wanderer, du bist es! Du bist zurückgekommen!« Helen stürzte sich auf ihn, sie schluchzte heftig, und ich wusste zwar nicht wieso, aber ich musste ebenfalls weinen.
    Der Junge löste sich lachend aus ihrer Umarmung. »Ja, ich bin es«, sagte er. »Ich war die ganze Zeit bei dir.« Und dann hörte er auf zu lachen und sah stattdessen feierlich und zärtlich aus. Sein Gesicht veränderte sich erneut, und ich sah einen jungen Mann mit blonden Haaren und einer ganzen Welt voller Wunder in seinen blauen Augen. »Lynton!« Helen schwankte, und er fing sie auf; sie klammerten sich aneinander wie zwei Seelen, die weit draußen auf dem Meer am Ertrinken gewesen und jetzt gerettet waren und an den Ufern des Paradieses entlanggingen.
    »Lynton«, sagte Helen schließlich, während sie verwundert einen Schritt zurück machte. »Mein Wanderer, meine Hoffnung, meine Rettung! Ich dachte, vielleicht … ich habe versucht, es zu erraten; als du mir den Ring gegeben hast, dachte ich, dass es vielleicht eine Verbindung geben könnte, auch wenn ich keine Ahnung hatte, ob du wirklich mit alldem hier verbunden bist. Aber ich habe die Hoffnung nie aufgegeben. Ich habe nie aufgegeben zu glauben, nein, eigentlich nicht. Wieso hast du es mir nicht gesagt? Wieso hast du es mir nicht erzählt?«
    »Ich durfte es nicht. Bis jetzt. So oft hätte ich mich fast verraten, und dann musste ich mich wieder zurückziehen, was furchtbar schwer war. Ich musste so tun, als wären wir nur Freunde, obwohl ich wusste, dass wir Seelenverwandte sind. Und ich wollte so gern bei deinem letzten Kampf dabei sein. Ich habe alles getan, um dir zu helfen, ohne dabei die Grenzen zu überschreiten. Du musstest die Dinge selbst herausfinden, wenn du wirklich bereit sein wolltest, eine von uns zu werden. Aber die Opfer, die zu bringen du bereit warst – für deine Mutter und für Velvet –, haben den Wächtern gezeigt, dass du tatsächlich bereit bist. Und das bedeutet, dass ich nichts mehr vor dir verbergen muss, nicht dort, wo wir hingehen. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher