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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts
Autoren: Gillian Shields
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ein Schnitt, dir passiert nichts. Kommt, Mädchen, auf die Beine, raus hier. Der Doktor wird schon bald hier sein. Es hat einen furchtbaren Zwischenfall gegeben, aber jetzt ist es vorbei.«
    Sie ging dicht an uns vorbei, schien uns aber nicht zu bemerken. Wir wurden durch Agnes’ Licht und Macht verborgen. Für die Schülerinnen von Wyldcliffe war es vorbei. Ein Feuer war in der Schule ausgebrochen, aber wie durch ein Wunder waren sie ihm alle entkommen. Das war alles, was sie in Erinnerung behalten würden. Das Leben würde weitergehen. Für uns jedoch, für Velvet, war das etwas anders. Sie lag in Helens Armen, ihre Haut war so weiß wie eine Lilie und ihre Lippen so rot wie Blut, und in ihren Augen stand der Tod. Kein Arzt würde ihr jetzt noch helfen können.
    Agnes wandte sich an uns. »Meine Zeit hier ist beendet. Ich habe getan, worum ihr gebeten habt, und die Prophezeiung ist erfüllt. Wyldcliffe und seine Bewohner sind vor der großen Gefahr gerettet worden. Das Feuer ist unter Kontrolle. Der Hexenzirkel ist zerbrochen. In Wyldcliffe wird es keine Gebundenen Seelen mehr geben. Der Fluch ist aufgehoben. Ich werde fortan nie wieder auf dieser Erde wandeln.«
    »Du kannst uns jetzt nicht verlassen! Wir lieben dich, Agnes. Bleib bei uns«, bat Evie.
    Agnes schüttelte den Kopf und nahm Evies Hand. »Meine Schwester – meine Tochter – ich kann nicht. Dies ist das Ende. Unsere Pfade haben sich gekreuzt, damit du Sebastian retten konntest, und so konnte ich Wyldcliffe retten. Wir haben getan, was getan werden musste. Ich bin schon zu lange zwischen dieser Welt und der nächsten hin und her gerissen; wenn du mich liebst, so lässt du mich jetzt gehen.«
    »Aber es ist noch nicht vorbei!«, schluchzte Evie. »Wir brauchen dich immer noch.«
    »Ihr seid alle Mistresses mit eigener Macht und eigener Bestimmung. Ihr braucht mich nicht mehr.«
    »Und was ist mit Velvet?«
    »Sie ist jetzt eure Schwester des Feuers«, sagte Agnes. »Ihr drei müsst ihr helfen, und auch Josh und Cal. Sie sind jetzt Teil eures Mystischen Weges. Siehst du, ihr seid nicht allein. Ihr habt einander. Ihr habt die Krone und das Siegel. Und den Talisman, den ich dir vermache, Evie, für alle Zeiten. Benutze ihn gut in Erinnerung an mich.«
    Sie umarmte Evie, und einen kurzen Moment lang klammerten sie sich aneinander. Dann war Agnes weg, wie das Vergehen eines Sterns, und das Licht um uns herum wurde schwächer. Aber wir waren nicht allein. Wir hatten einander, und auf uns wartete noch eine letzte Aufgabe. Velvet entglitt uns, und wir mussten sie von der Schwelle des Todes zurückholen.

Dreiunddreißig
    Zeugnis von Evelyn Johnson
    Agnes’ Abschied hinterließ einen süßen, zarten Schmerz in meinem Herzen, aber ich wusste, dass sie Recht hatte. Wir mussten ohne sie weitermachen und unsere Gaben noch einmal zugunsten von Velvet einsetzen.
    »Evie«, sagte Helen rasch, »gib Velvet den Talisman. Sie braucht die Kraft des Feuers und die Reinigung des Wassers. Und Sarah, gib ihr die Krone. Sie braucht die Erneuerung des Lebens vom immerwährenden Baum.«
    Wir taten, worum sie gebeten hatte, und ordneten die Gaben, die die Schlüssel zu unseren Kräften waren, um Velvet herum an. Und dann warf Helen das Siegel in die Luft, wo es sich wie eine Münze drehte, und rief: »Ich wende mich an die Diener des Siegels. Ich glaube an sie!«
    Das Siegel öffnete sich zu einem weiten, goldenen Kreis, der von zwei gebogenen Schemen durchkreuzt wurde, wie Schwerter, nein … wie Flügel. Velvet stöhnte schwach, und ihre Augen schlossen sich. Alles verlangsamte sich, und ich dachte schon, mein Herz wäre stehen geblieben. Das Siegel loderte wie die Sonne, und im Herzen seines Strahlens sah ich eine Kreatur aus Licht mit Flügeln aus Feuer; so anmutig wie eine Tänzerin, so stark wie eine Mutter, so wunderschön wie ein Engel …
    Die Vision verging. Das Siegel schrumpfte und landete wieder in Helens Hand, nichts weiter als eine kleine, unbedeutende Brosche. Vor uns allerdings stand eine Frau, ein strahlendes Wesen. Dann verhüllte sie ihre Schönheit und nahm eine andere Gestalt an: Sie wurde schlank, fast hager, hatte schroffe Gesichtszüge und scharfe, dunkle Augen.
    »Miss Scratton!«
    Sarah und ich liefen zu ihr, aber sie hob die Arme und bat um Ruhe. »Das war der Name, unter dem ihr mich gekannt habt, aber dieses Leben ist für mich jetzt beendet.« Und noch während sie sprach, veränderte sich ihr Gesicht erneut. Eine schlanke Frau von etwa vierzig
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