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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen
Autoren: Nora Roberts
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drangegangen. Also habe ich nach ihr geschaut. Ich habe einen Schlüssel, weil ich für sie putze.«
    Während der Kaffee gemahlen wurde, fuhr sie damit fort, die Einkäufe zu verstauen. »Ich habe den Hintereingang genommen und nach ihr gerufen – keine Antwort. Da habe ich angefangen, mir Sorgen zu machen. Was, wenn es ihr nicht gut ging? Deshalb bin ich zur Treppe geeilt, und da lag sie. Ich dachte schon, sie wäre … Aber ich konnte ihren Puls fühlen, und als ich ihren Namen gesagt habe, kam sie kurz zu sich. Ich habe den Krankenwagen gerufen, der im Nu da war, aber für mich hat es sich angefühlt, als hätte er Stunden gebraucht.«
    Sie ließ den Kaffee durchlaufen, holte Sahne aus dem Kühlschrank und goss sie in den Becher.
    »Frühstück an der Theke oder am Tisch?«
    »Wie bitte?«
    »Theke.« Sie stellte den Kaffee auf die Kücheninsel. »So können Sie sitzen und sich mit mir unterhalten.« Als er ver dattert auf den Kaffee starrte, musste sie lächeln. »Das stimmt doch so, oder? Hester meinte, ein Schuss Sahne und kein Zucker.«
    »Stimmt genau. Danke.« Wie ein Schlafwandler ging er zur Kücheninsel und nahm auf dem Barhocker Platz.
    »Sie ist so stark, so intelligent – und wieder ganz die Alte. Ich verehre Ihre Großmutter. Als ich vor einigen Jahren hergezogen bin, war sie die Erste, mit der ich mich angefreundet habe.«
    Sie redete einfach weiter, egal, ob er ihr zuhörte oder nicht. Manchmal war der Klang einer Stimme tröstlich, und er sah so aus, als könnte er Trost gebrauchen.
    Sie dachte an die Fotos, die Hester ihr vor einigen Jahren gezeigt hatte. An das offene Lächeln, das Leuchten in seinen knallblauen Landon-Augen mit dem dunklen Ring um die Iris. Aber heute sah er erschöpft aus, traurig und viel zu dünn.
    Sie würde sich bemühen, das zu ändern.
    Deshalb nahm sie Eier, Käse und Schinken aus dem Kühlschrank.
    »Sie ist so dankbar, dass Sie hierbleiben, denn sie macht sich Sorgen, wenn Bluff House leer steht. Sie hat mir erzählt, Sie arbeiten an einem Roman?«
    »Ich … ähm …«
    »Ich habe einige Ihrer Kurzgeschichten gelesen, sie haben mir gefallen.« Sie stellte eine Omelettpfanne auf den Herd und erhitzte sie. Währenddessen goss sie ein Glas Orangensaft ein, wusch Beeren in einem kleinen Sieb und steckte Brot in den Toaster. »Als Teenager habe ich peinliche Liebesgedichte geschrieben. Noch peinlicher wurde es, als ich sie vertonen wollte. Ich lese wahnsinnig gern und bewundere jeden, der eine gute Geschichte erzählen kann. Hester ist so stolz auf Sie.«
    In diesem Moment sah er ihr direkt in die Augen. Sie waren meergrün und ebenso wenig von dieser Welt wie alles andere an ihr.
    Vielleicht gab es sie gar nicht.
    Doch dann legte sie ihre Hand auf seine, nur ganz kurz, und die fühlte sich sehr warm und wirklich an. »Ihr Kaffee wird kalt.«
    »Stimmt.« Er hob den Becher, trank daraus und fühlte sich ein klitzekleines bisschen besser.
    »Sie waren lang nicht mehr hier«, fuhr sie fort und goss die Eiermischung in die Pfanne. »Es hat ein nettes kleines Lokal im Ort aufgemacht, und die Pizzeria ist auch noch da. Sie dürften fürs Erste versorgt sein. Wenn Sie etwas brauchen, aber nicht in den Ort wollen, sagen Sie mir einfach Bescheid. Ich wohne im Laughing-Gull-Cottage. Kennen Sie das?«
    »Ich … ja. Sie … arbeiten für meine Großmutter?«
    »Ich komme ein- bis zweimal die Woche zum Putzen, je nach Bedarf. Ich putze für mehrere Leute im Ort. Fünfmal die Woche unterrichte ich Yoga im Gemeindehaus und einmal die Woche in meinem Cottage. Als ich Hester überredet habe, es mit Yoga zu probieren, war sie auf Anhieb begeistert. Ich mache auch Massagen.« Sie sah sich kurz um und grinste ihn an. »Medizinische natürlich, ich bin ausgebildete Masseurin. Ich mache alles Mögliche, weil mich alles Mögliche interessiert.«
    Sie gab das Omelett, die frischen Beeren und den Toast auf einen Teller, stellte ihn vor ihn hin und legte eine rote Leinenserviette mit Besteck daneben.
    »Ich muss los, ich bin spät dran.«
    Sie faltete die Jutetaschen zusammen und legte sie in eine riesige rote Umhängetasche, schlüpfte in einen dunkelvioletten Mantel, schlang sich einen bunt gestreiften Schal um den Hals und setzte eine lila Wollmütze auf.
    »Wir sehen uns übermorgen, so gegen neun.«
    »Übermorgen?«
    »Dann komme ich zum Putzen. Wenn Sie vorher irgendetwas brauchen: Meine Telefonnummern für Festnetz und Handy hängen am Schwarzen Brett. Und wenn Sie Lust auf
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