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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen
Autoren: Nora Roberts
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Er konnte in seiner Wut über den Betrug kaum einen klaren Gedanken fassen, was ihm aber ebenfalls egal war.
    In dieser Verfassung hatte er in der Auffahrt seines Hauses in Boston gehalten. Das Haus, das er für ein solides Fundament einer Ehe gehalten hatte, die schon einige Risse bekommen hatte. Ein Haus, von dem er gehofft hatte, dass eines Ta ges Kinder darin aufwachsen würden. Das sie kurzfristig als Paar zusammengeschweißt hatte, als Lindsay und er es eingerichtet, über Möbel diskutiert und gestritten hatten, um sich letztlich zu einigen.
    Nun würden sie es weit unter Wert verkaufen müssen. Und anstatt sich eine Wohnung zu mieten, was nur eine Über gangslösung hätte sein sollen, hatte er eine gekauft.
    Ganz für mich allein, dachte er, als er aus dem Wagen stieg und in den Regen hinaustrat. Keine Streitereien und keine Kompromisse mehr.
    Während er zur Haustür rannte, merkte er, welch eine Erleichterung das war. Schluss mit der Ungewissheit, der Illusion, seine Ehe wäre noch zu retten.
    Vielleicht hatte sie ihm mit ihrem Lug und Betrug sogar einen Gefallen getan.
    Jetzt konnte er gehen, ohne Schuld oder Bedauern zu empfinden.
    Aber nicht ohne mitzunehmen, was ihm gehörte.
    Er schloss die Haustür auf und betrat das elegante Foyer. Er gab den Alarmcode ein. Für den Fall, dass sie ihn geändert hatte, trug er seinen Personalausweis bei sich. Er hatte sich bereits zurechtgelegt, was er der Polizei oder Wachleuten sagen würde: Er würde einfach behaupten, seine Frau habe den Code geändert und er sei ihm entfallen. Das wäre nicht einmal gelogen.
    Aber sie hatte ihn nicht geändert. Einerseits war er erleichtert, andererseits fast beleidigt. Sie glaubte, ihn zu kennen. Sie glaubte, dass er das Haus ohne ihre Erlaubnis niemals betreten würde, obwohl es zur Hälfte ihm gehörte. Er hatte eingewilligt auszuziehen, damit beide etwas auf Distanz gehen konnten. Und deshalb würde er bestimmt niemals einfach so eindringen.
    Sie hatte geglaubt, dass er sich zivilisiert benehmen würde.
    Schon bald würde sie merken, dass sie ihn kein bisschen kannte.
    Er blieb kurz stehen und lauschte, ließ das Haus auf sich wirken. Neutrale Farben bildeten den Hintergrund für bunte Akzente. Eine stilvolle Mischung aus alt, neu und flippig.
    Darin war sie gut, das musste man ihr lassen. Sie wusste, wie man repräsentiert und gelungene Partys gibt. Sie hatten auch schöne Zeiten gehabt: Momente des Glücks, Phasen der Zufriedenheit mit gutem Sex und faulen Sonntagvormittagen.
    Wieso war das alles bloß so schiefgegangen?
    »Vergiss es«, murmelte er.
    Rein und schnell wieder raus. In diesem Haus zu sein deprimierte ihn. Er ging nach oben, ins Wohnzimmer, das vom Schlafzimmer abging, und entdeckte ihre halb gepackte Reisetasche.
    Von ihm aus konnte sie sonst wohin fahren – mit oder ohne Lover.
    Eli konzentrierte sich auf das, wofür er hergekommen war. Er gab die Zahlenkombination für den Safe ein, ignorierte das Bargeld, die Ausweise, die Schatullen mit dem Schmuck, den er ihr im Laufe der Jahre geschenkt oder den sie sich selbst gekauft hatte.
    Nur den Ring, den Landon-Ring, ermahnte er sich. Er öffnete das Kästchen, sah ihn aufblitzen und steckte ihn in seine Jackentasche. Nachdem er den Safe wieder geschlossen hatte, fiel ihm ein, dass er Luftpolsterfolie oder etwas Ähnliches zum Schutz für das Gemälde hätte mitnehmen sollen.
    Er würde es einfach ein paar Handtücher wickeln, um es vor dem Regen zu bewahren. Also nahm er welche aus dem Wäscheschrank und ging weiter.
    Rein und schnell wieder raus, ermahnte er sich erneut. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie dringend er wegwollte, um sowohl den schönen als auch den scheußlichen Erinnerungen zu entfliehen.
    Im Wohnzimmer nahm er das Bild von der Wand. Er hatte es auf ihrer Hochzeitsreise gekauft, weil Lindsay so begeistert von dem Charme und der Schlichtheit der Sonnenblumen vor einem Olivenhain gewesen war.
    Danach haben wir noch viele Kunstwerke gekauft, dachte er, als er es in die Handtücher einwickelte. Gemälde, Skulpturen, Keramik – alle deutlich wertvoller als das Bild. Aber die konnten beim gemeinsamen Hausrat bleiben, als Ver handlungsmasse sozusagen. Nur das Bild nicht.
    Er legte das gut eingepackte Gemälde aufs Sofa und ging quer durchs Wohnzimmer, während draußen das Unwetter weitertobte. Ob sie wohl gerade nach Hause fuhr, um für ihren Romantiktrip zu packen?
    »Genieß es, solang es noch geht«, murmelte er. Denn morgen früh würde er
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