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Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Michael Szameit
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Edelmut heucheln“, sagt Dorean unwillig. „Das alles geht vorbei, und so mancher wird das Durcheinander nutzen, um sein Schäfchen ins trockene zu bringen.“
    „Du willst dich doch nicht mit denen auf eine Stufe stellen?“ Elmer ist entsetzt.
    Dorean mustert den Freund abschätzend und sagt langsam: „Das nicht gerade. Aber allzuweit darüber möchte ich auf dem moralischen Treppchen auch nicht stehen, da ist mir die Luft zu dünn und der Erdboden zu weit entfernt…“
    „Dafür stinkt es unten!“ entgegnet Elmer heftig.
    Dorean schweigt verstimmt.
    Eigentlich wollte er es gar nicht so sagen. Doch manchmal regt ihn Elmers Naivität derart auf, daß er es sich nicht verkneifen kann, den Freund zu provozieren. Sieht er denn wirklich nicht, was um ihn herum vorgeht?
    Plötzlich lacht Dorean und klopft Elmer begütigend mit der Hand auf die Schulter. „Jetzt reicht es aber! Wir haben wieder mal maßlos übertrieben. Ich kann mir nicht helfen, es macht Spaß, mit dir zu streiten. Du bist ein echter Gegner!“
    Erst will Elmer die Hand von seiner Schulter schütteln und dem Freund zu verstehen geben, daß es für ihn mehr war als eine der gewohnten kleinen Meinungsverschiedenheiten. Doch als er Doreans friedfertiges Grinsen sieht, bringt er es nicht fertig.
    „Klar, war ganz schöner Blödsinn“, antwortet er widerstrebend.
    Dabei weiß er genau, daß Dorean nicht gescherzt hat. Die Ereignisse der letzten Monate haben ihn verändert. Er ist kaltblütiger und unfairer geworden. Dabei zählt Dorean zu den aktiven Kendokämpfern, die in dieser uralten japanischen Sportart beachtliche Erfolge erzielen konnten. Elmer erinnert sich an die unzähligen Kendogefechte, die er als Zuschauer erlebt hat. Das strenge Ritual dieses tänzerischen Stockfechtens, bei dem jede der genau vorgeschriebenen Angriffsaktionen durch einen ankündigenden Schrei mitgeteilt wird, fasziniert auch ihn. Dorean beherrscht es vollendet, dieses fesselnde Wechselspiel zwischen lauerndem Umkreisen, blitzschnellen Attacken, bei denen die traditionellen Bambusschwerter verwirrende Figuren zeichnen, und dem Erstarren der Rivalen in herausfordernden Posen. Nur selten geschieht es, daß Dorean sich eines Regelverstoßes schuldig macht, und auf unsaubere Aktionen seiner Gegner reagiert er gelassen und ohne jede Unbeherrschtheit. Und doch wird Elmer nie den Augenblick vergessen, als ein schlecht parierter Schlag des Gegners Dorean die Schutzmaske vom Kopf riß und er das haßerfüllte, schweißnasse Gesicht des Freundes erblickte. Es war für ihn wie ein Peitschenhieb.
    Elmer zuckt zusammen, als er die Stimme Stellaster Geonyx’ hört. „Wir sind startklar, Jungs. Ich gebe euch das Kommando für die zweite Serie. Und drückt den armen Teufeln, die Haus und Hof verloren haben, die Daumen. Die nächsten Monate werden die schlimmsten ihres Lebens sein, solch grauenvolle Stunden und Tage, wie sie ihnen jetzt bevorstehen, immer in der Furcht, daß es doch einem Ergophagen gelungen sein könnte, an Bord ihres Raumkreuzers zu gelangen – diese Ungewißheit ist wohl noch schlimmer als das Gefühl der Heimatlosigkeit…“
    „Sie tun gerade so, als ob es uns besser ergehen würde“, antwortet Elmer mit leisem Vorwurf.
    „Ach, Jungs! Wir waren doch sowieso nie so richtig auf der Erde zu Hause, die wenigen Urlaubstage mit der Familie… Unser Zuhause ist die Skorpion – und das wird sie wohl auch bis ans Ende unserer Tage bleiben. Aber die da…, einige mußten von den Streifen mit Gewalt aus ihren Wohnungen geholt werden. Im Attila-Urbanidum hatten sich über hundert Familien verbarrikadiert, wir mußten Gas einsetzen, sonst hätte es Verletzte gegeben. Seid froh, daß ihr nicht dabei wart, acht Leute des Räumkommandos erlitten einen Nervenzusammenbruch. Wir haben uns das alles wohl zu leicht gemacht, glaube ich, man kann den Leuten nicht einfach sagen: Ihr müßt gehen, sonst werdet ihr sterben. Es gibt nämlich einige, die sich vor dem Sterben nicht fürchten, Verzweifelte, Wahnsinnige…“
    Dorean und Elmer hören schweigend zu. Die Stimme des Stellasters klingt rauh und heiser.
    Als Geonyx schließlich den Zündbefehl gibt, schließt Elmer die Augen. Er kann es kein zweites Mal ertragen, obwohl die Entfernung jetzt mehr als doppelt so groß ist.
    Durch das Dröhnen und Bersten, das Beben der Erde und das grelle Schmettern der Detonationen glaubt er das brausende Orgeln der Tachyonentriebwerke der startenden Raumkreuzer zu vernehmen. Wie ein
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