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Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Michael Szameit
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gigantischer Drache, wie dreitausend feuerspeiende Ungeheuer wird die Formation Exodus in den Himmel aufsteigen. Ihr werden unzählige kleinere Geschwader folgen – bis die Erde den neuen Herren ganz allein gehört…
     
     
    Dorean hält am Stadtrand von Zoarix, und sie entaktivieren Fahrzeug und Skaphander. Unbedingt nötig ist das nicht, da sie an Bord der Skorpion, des Flaggschiffs des Zerstörergeschwaders Rota vierzehn, sowieso durch die Gammaschleuse müssen. Aber Dorean hat sein Vorhaben, in den verlassenen Urbaniden nach etwas Brauchbarem herumzuschnüffeln, nicht fallengelassen. Und dabei wären die schweren Skaphander nur hinderlich.
    Elmer hat nur halbherzig Protest eingelegt. Ihnen geht es nicht darum, sich persönlich zu bereichern. Es ist die Neugier, die sie durch die erloschene Stadt treibt. Für sie, denen Abenteuer und Gefahr mit jedem neuen Dienstreiseauftrag garantiert werden, die also zum beruflichen Alltag gehören, für sie hat die gespenstische Stimmung in Zoarix einen neuartigen, lockenden Reiz.
    „Vielleicht finden wir hier irgendwo noch einen alten Heliomatic-Strahler, aus dem ich das Reglermodul ausbauen kann“, sagt Elmer, um sich zu rechtfertigen.
    „Hast du immer noch niemanden gefunden, mit dem du tauschen kannst?“ fragt Dorean beiläufig.
    „Ach was.“ Elmer winkt verdrossen ab. In seinem Spind stapeln sich die Raritäten: Duplexelemente für Thermolokatoren, Digiquarzfingerspangen in allen Größen, Teflomiddichtungen aus alten Tachyonenbatterien und sogar ein kompletter Satz regenerierter Amigo-Reifen. Allein für den zwar schon gebrauchten, aber im Handel so gut wie nicht erhältlichen Multitensor eines Sphärogleiterautogoniums würde er ein Dutzend Reglermodule bekommen! Und der Tandemansaugstutzen bringt unter Freunden auch noch drei dieser seltenen Ersatzteile.
    „Frag mal den Chefenergetiker von Rota neun, der sucht eine regenerierte Lenksäule“, rät Dorean.
    „Hab ich doch nicht.“ Elmer schnieft mißmutig.
    „Beim großen Sirius! Mußt du eben eine besorgen. Protoproximer Nansen hat eine und sucht verzweifelt zwei Ballonreifen, melde dich mal bei ihm.“
    Langsam gleitet das Geländefahrzeug zwischen den gigantischen Urbaniden dahin. Nur wenige Tage haben ausgereicht, und Zoarix scheint in Schmutz und Abfall zu ersticken. Niemand machte sich mehr die Mühe, gebrauchtes Packpapier oder allerlei Folien und Tüten in die dafür vorgesehenen Plopps zu werfen, denn die Verbrennungsschächte waren ja ebenso ohne Energie wie die ganze sterbende Stadt. So flattert der Unrat wie ein Schwarm merkwürdig zerzauster, schmutziger Vögel über die Straßen.
    Das ist alles, was von der hochentwickelten irdischen Zivilisation bleiben wird, denkt Elmer, nur Schmutz und Unrat. Wie empfindlich und störanfällig doch ein so ausgeklügelter und komplexer Organismus wie der einer supermodernen Stadt sein kann! Der technische Fortschritt hat uns einerseits unabhängig von den Launen der Natur gemacht, andererseits aber geht es uns wie den Sauriern der Kreidezeit, den Königen ihrer Ära, die ein unscheinbares Naturereignis, dessen Spuren nie aufgefunden werden konnten, auslöschte, als hätte es sie nie gegeben. Ein Koloß auf tönernen Füßen ist unsere Zivilisation, sagt er sich verbittert, eine überreife Frucht, die irgendwann vom Baum fällt, unausweichlich. Wird sie am Boden verfaulen, oder wird ein neuer, widerstandsfähigerer Organismus aus ihr wachsen?
    Dorean fährt auf den aus Beton und Schaumstahl errichteten Block des Park-Urbanidums zu. Hier wohnte die Elite von Zoarix. Zwar sieht man das dem unförmigen Giganten äußerlich nicht an – die in kosmischen Produktionsstätten gefertigten Schaumstahlplatten scheinen eher zum Bunkerbau geeignet –, und doch ist das Park-Urbanidum der modernste Wohnkomplex von Zoarix. Dorean hat mit Bedacht ausgewählt.
    Die links abbiegende Allee steigt sanft an und geht fließend in den Kreisel Alpha über, eine von vielen Wendelauffahrten, die die knapp hundertfünfzig Ebenen des Urbanidums, von dem ein Drittel unter der Erdoberfläche liegt, miteinander verbinden. Bereits auf Höhe des ersten Planums verläßt Dorean den Kreisel und biegt in die als „Dronder-Transversale“ ausgewiesene schnurgerade Hauptverkehrsader dieser Ebene ein.
    Zu beiden Seiten huschen die halbgeöffneten Schotten der Tubifexstationen vorbei, eines Kabinenbahnsystems auf pneumatischer Basis, das aus einem weitverzweigten Netz schmaler Röhren besteht.
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