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Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Michael Szameit
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übertragen?“
    Elmer zieht die Stirn kraus, doch Dorean, dem der Schreck noch in den Gliedern sitzt, legt hastig den Zeigefinger auf die Lippen.
    „Jungs, ihr wißt doch, ihr seid unser bestes Gespann!“ Die Stimme des Stellasters klingt wieder versöhnlicher. „Also redet doch nicht solch einen haarsträubenden Blödsinn. Und bis jetzt seid ihr vor jeder Entscheidung zu Rate gezogen worden. Sogar Admirander Reganta hat sich kürzlich sehr anerkennend geäußert. Doch es geht los, Jungs. Soeben erhalte ich die Nachricht, daß die Formation Exodus landet. Macht euch fertig!“
    Dorean klappt das getönte Visier seines Skaphanderhelms herunter und öffnet die Luke des Geländefahrzeugs. Er greift nach einem kleinen, auf dem Fahrzeugboden liegenden Sender und wickelt sich dessen Tragegurt um das Handgelenk.
    „Was hast du vor?“ fragt Elmer verwundert.
    „Ich will mir den Spaß von draußen ansehen“, antwortet Dorean kurz und steigt die kleine Metalleiter hinunter. Elmer zuckt mit den Schultern, folgt ihm aber.
    „Das ist doch dasselbe, ob drinnen oder draußen. Im Fahrzeug kann man wenigstens bequem sitzen.“ Er springt von der letzten Sprosse und schaut in den Himmel. Das strahlende Blau, von vereinzelten weißen Wolkenschleiern durchzogen, blendet seine Augen und erinnert ihn daran, daß auch er sein Helmvisier schließen muß.
    Einen Steinwurf von ihm entfernt wirbelt ein Vogelschwarm auf wie Herbstlaub im Wind.
    „Irgend etwas haben wir vergessen, ich kann mir nicht helfen“, sagt Elmer leise. Dorean wendet sich um und beschwichtigt ihn: „Keine Angst, es ist an alles gedacht worden. Es kann gar nichts schiefgehen.“ Doch Elmer schüttelt nachdenklich den Kopf. „Das ist die Aufregung“, beruhigt ihn Dorean lächelnd und klopft ihm aufmunternd auf die Schulter. Dann dreht er sich um und stapft schwerfällig einen kleinen Hügel hinauf. Elmer folgt ihm unentschlossen, den Blick auf den Boden geheftet. Als Dorean ihn ruft, schaut er unwillig auf. Doch das Bild, das sich ihm da bietet, fasziniert ihn.
    Einem Ritter aus König Artus’ Tafelrunde gleich steht Dorean im gleißenden Sonnenlicht, das verwirrende Blitze und Funken über das stahlblaue Metall des Schutzanzuges huschen läßt. In dieser Sekunde spürt Elmer wieder den unbezwingbaren Neid auf Dorean, der ihn schon als Kind plagte. Manchmal hat er sich gefragt, ob es eine echte Beziehung ist, die sie so aneinanderfesselt, oder ob sie nicht einfach die Freundschaft ihrer berühmten Väter kopieren. Äußerlich kann er sich in keiner Weise mit Dorean Malden vergleichen, er wirkt mit seiner hageren Gestalt und seinem Raubvogelgesicht beinahe abstoßend neben Dorean.
    „Phönix an Königskobra! Achtung, Jungs! Noch zwei Minuten!“ meldet sich Stellaster Terniff Geonyx. „Königskobra an Phönix! Wir sind bereit“, antwortet Dorean gelassen.
    Elmer bemerkt, wie der Freund die rote Taste auf der Oberseite des Senders entriegelt, indem er zwei Sperren löst. Zuerst zieht er einen an einem dünnen Kunststoffaden hängenden Splint aus der Bohrung, dann klappt er einen Winkel zurück.
    „Zünder entsichert“, meldet Dorean daraufhin gleichgültig. Doch Elmer spürt deutlich, daß auch der Freund die Aufregung nur mit Mühe unterdrücken kann. Dazu kennen sie sich zu gut.
    Plötzlich scheint es um sie herum totenstill zu sein. Als sei die Savanne zu Eis erstarrt. Nur weit oben, kaum zu erkennen, zieht ein einsamer Geier ruhig seine Kreise. Elmer sieht sich noch einmal um und mustert die düsteren Konturen der Urbaniden von Zoarix, der toten, verlassenen Stadt, die über den Horizont hinausragen. Doch er weiß besser als jeder andere: Diese Stadt ist nicht tot und verlassen. Zwar befindet sich kein Mensch dort in den leeren Wohntürmen, und auf den Straßen flattern nur Papierfetzen, wirbelt der schwache Wind gelegentlich eine Staubfahne auf, trotzdem lebt etwas in dieser Geisterstadt.
    Ja, Geisterstadt ist wohl der richtige Ausdruck! überlegt Elmer. Vielleicht sind es tatsächlich Geister! Oder besser: das, was man früher dafür gehalten hat. Im restlos zerstörten Annihilationskraftwerk werden sie sich zu Tausenden aufhalten, überlegt er. Aber man sieht sie nicht, hört und fühlt sie nicht. Sie sind grauenvoll. Tollwütige Geister, die der Satan selbst auf die Erde losgelassen hat! Zwar greifen sie die Menschen nicht unmittelbar an, doch kein Fahrzeug, kein Raumschiff, kein Kraftwerk ist vor ihnen sicher.
    Sie haben gesiegt! denkt er
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