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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin
Autoren: Lea Korte
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Moment brachte sie sich gemeinsam mit Chalida in Sicherheit, während ihre Schwester Zainab mit ihrem kleinen Bruder Mahdi und Raschids Frau mit ihren Kindern und Dienerinnen unter den anderen Wagen krochen.
    »Khadidscha, Maria, kommt endlich!«, herrschte Zahra ihre Dienerinnen an. Die beiden jungen Frauen stolperten ihr nach, wobei Maria mit ihrem ob der groben Behandlung ärgerlich strampelnden kleinen Sohn zu kämpfen hatte. Am ganzen Körper zitternd, kroch sie neben Zahra und wimmerte: »Oh Gott, Herrin, oh Gott!«
    Im nächsten Moment drang ein großer Trupp siegesgewiss johlender Kastilier mit massigen Rössern auf die Lichtung. Gnadenlos hieben die Männer mit ihren im Licht der tief stehenden Sonne blitzenden Schwertern auf die von dem Angriff völlig überraschten Mauren ein. Schluchzend presste Chalida das Gesichtchen in Zahras Halsbeuge, während Abdarrahman mit seinem kleinen Bruder von der Wagenmitte zum äußeren Rand des Wagens kroch, wobei sich in seiner Miene weniger Furcht denn Faszination spiegelte. Achtzehn Männer wies ihr Trupp auf: Neben Jaime, Zahras Bruder Raschid und Zubair, dem früheren Leibwächter von Zahras verstorbenem Vater, traten auch die acht Geleitsoldaten und sieben Diener den Angreifern entschlossen mit ihren Krummsäbeln und Langdolchen entgegen. Nach einem kurzen, heftigen Gefecht gelang es Jaime, seinen ersten Widersacher vom Pferd zu stoßen. Mit einem allen Lärm übertönenden Wutschrei stürzte er sich auf den Mann und rammte ihm sein Schwert in den Leib. Zugleich spritzte ihm von der Seite warmes Blut ins Gesicht: Ein Kastilier hatte dem Geleitsoldaten neben ihm den Hals aufgeschlitzt.
    »Jaime, pass auf!«, brüllte Raschid, doch seine Warnung kam zu spät. Noch ehe Jaime den Kopf wenden konnte, fuhr ihm eine Schwertschneide in den rechten Oberarm. Instinktiv ließ Jaime sich fallen, womit er ein tieferes Eindringen des Schwertes verhindern konnte. Er rollte sich zur Seite, sprang sogleich wieder auf die Füße und ergriff das Schwert mit der anderen Hand. Mittlerweile war Raschid an seiner Seite und hieb mit ihm zusammen auf den Angreifer ein, bis der getroffen zusammenbrach, doch sofort attackierten sie zwei andere berittene Kastilier. Raschid konnte einen am Bein verletzen, Jaime den anderen aus dem Sattel hebeln. Nach einem gewaltigen Schlagabtausch ergriff sein Angreifer die Flucht. Hastig verschaffte sich Jaime einen Überblick. »Bei Santiago«, stöhnte er. »Das sind ja fast doppelt so viele Männer wie wir!«
    Auf einmal gewahrte Zahra, dass Yayah nicht mehr neben Abdarrahman lag. Erschrocken sah sie sich um und stellte fest, dass der kleine Kerl auf dem besten Wege war, seitlich unter dem Wagen herauszukrabbeln.
    »Yayah, bleibst du hier!« Hastig schob Zahra Chalida der neben ihr liegenden Tamu zu und robbte ihrem Jüngsten hinterher. Während sie sich immer wieder am Wagenboden den Kopf stieß, kam der kleine Bursche gut voran, und noch ehe sie ihn auch nur am Fuß packen konnte, war er unter dem Wagen heraus und wackelte auf seinen kurzen Beinchen in Richtung Wald. Ein Kastilier bemerkte den Jungen und trieb sein Pferd auf ihn zu.
    »Yayah, komm zurück!«, schrie Zahra entsetzt. Das Kind hielt inne und wandte den Kopf, und im gleichen Moment hieb der Kastilier auf ihn ein. Wie eine mit Stroh ausgestopfte Stoffpuppe flog der Knabe durch die Luft und landete in einem Busch. Der Reiter riss sein Pferd herum und hielt erneut auf den Jungen zu. Zahra hetzte zu ihrem Sohn, doch Zubair stieß sie zur Seite.
    »Bringt Euch in Sicherheit!«, brüllte er sie an und sprang dem Reiter in den Weg, um den Jungen zu schützen.
    Hohnlachend holte der Kastilier mit seinem Schwert gegen ihn aus, doch trotz seines fortgeschrittenen Alters erwiderte Zubair den Schlag mit unnachgiebiger Härte. Dumpf klirrend prallten die Scheiden gegeneinander. Zubair taumelte zurück, aber auch der Reiter geriet für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Mit dem Mut der Verzweiflung ergriff Zahra die Zügel seines Pferdes und riss es herum. Sie sah das Schwert des Mannes auf sich niederzischen und meinte den Schmerz des Hiebs schon zu spüren, als der Kastilier plötzlich röchelnd die Arme hochriss, nach hinten kippte und zu Boden donnerte. Zubair kniete sich vor ihn, zog sein Wurfmesser aus dem Leib des Toten und wehrte einen neuen Angreifer ab, während Zahra ihren reglos daliegenden Sohn hochhob und mit ihm zurück unter den Wagen floh, wo sie Tamus hilfreiche Arme empfingen. Behutsam
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