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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin
Autoren: Lea Korte
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bettete diese das am Arm stark blutende Kind zwischen sich und Zahra.
    »Ruhig, Zahra, ganz ruhig, Ihr müsst Euch beruhigen!«
    Erst als die alte Frau ihre Hand auf die ihre legte, merkte Zahra, wie sehr sie zitterte. Sie nickte, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich unter ihrem Hidschab gelöst hatte, und hob den Stoff von Yayahs Tunika über der Verletzung an. Als sie die lange, tiefe Schnittwunde erblickte, die sich von der Schulter bis zum Ellbogen zog, stockte ihr der Atem.
    »Er lebt, Zahra«, mahnte Tamu sie, »und an nichts anderes dürft Ihr jetzt denken!«
    Zahra nickte, zerrte ihren Hidschab samt Niqab vom Kopf, drückte die Wundränder zusammen und fertigte mit dem Tuch einen Notverband. Zwischendurch warf sie immer wieder angstvolle Blicke zu den Kämpfenden. Einige ihrer Männer lagen reglos am Boden, andere waren so schwer verletzt, dass sie sich kaum noch zur Wehr setzen konnten. Von den Kastiliern waren bisher nur zwei Männer gefallen, und kaum jemand schien verletzt zu sein. So brachten sie die Mauren immer heftiger in Bedrängnis. Beim nächsten Aufsehen erfasste Zahras rascher Blick Jaime. Auch am Bein hatte er nun eine Wunde. Lange würde er seinem Gegner nicht mehr standhalten können.
    »Los, schnappt euch die Wagen der verdammten Mauren, und dann nichts wie weg von hier!«, brüllte mit einem Mal der Anführer der Kastilier seine Leute an.
    Mit schreckgeweiteten Augen schnellte Zahra zu Tamu herum. »Wir müssen unter den Wagen heraus, los, los!«, zischte sie ihr zu und trieb mit dieser zusammen die anderen vor sich her.
    Auch ihre Schwägerin scheuchte die Ihren unter dem Wagen hervor und in Richtung Wald. »Lauft, so lauft doch!«
    Mit Yayah im Arm und den Notverband mit den bloßen Händen zusammenhaltend, hastete Zahra hinter den anderen her zum Wald. Direkt nach ihr kam Tamu, an deren Hals sich Chalida klammerte. Kurz bevor sie das schützende Dickicht erreichten, stürzte ein Kastilier auf die alte Berberin zu und versuchte, ihr das Kind zu entreißen. »Nun gib schon her, du dämliches Weib!«
    Tamu presste Chalida nur noch fester an sich.
    »Lasst mein Kind, so lasst doch mein Kind!«, schrie Zahra und blickte sich panisch nach Jaime um, doch der kämpfte viele Meter von ihnen entfernt gegen einen Kastilier, und auch alle anderen Männer waren zu sehr mit der Verteidigung des nackten Lebens beschäftigt, um ihnen beistehen zu können. Der Kastilier packte Chalida am Arm.
    »Ihr sollt mein Kind loslassen!«, brüllte Zahra, und als der Kastilier noch immer nicht von Chalida abließ, presste sie sich Yayah mit einem Arm gegen den Leib und zerrte mit der freien Hand am Wams des Kastiliers, womit sie den massigen, grobschlächtigen Kerl aber keinen Fingerbreit von Tamu und ihrem Kind wegbrachte. Kreischend krallte Zahra ihre Finger in seine Haare und versuchte erneut, den Mann von den beiden wegzuzerren, woraufhin der Kastilier aufbrüllte, zu ihr herumfuhr und ihr mit aller Wucht ins Gesicht schlug. Der Schlag war so hart, dass Zahra zu Boden ging und es an ein Wunder grenzte, dass ihr Yayah nicht aus dem Arm glitt. Benommen fuhr sie sich mit der Hand über die rechte Wange und wollte sich auf ihren Arm aufstützen, um wieder aufzustehen, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht, und ihr Blick war verschleiert. Umso schärfer und drängender nahm sie Chalidas gellende Schreie wahr. Wie unendlich weit entfernt und doch direkt vor sich sah sie, wie der Kastilier das Schwert hob, Tamu nachstürmte und es von hinten auf sie niederfahren ließ. Die Dienerin schien die Gefahr zu spüren und versuchte, dem Hieb auszuweichen, doch sie war zu alt und zu langsam: Das Schwert drang ihr in die rechte Hüfte. Sie sackte in die Knie, hielt Chalida aber unverändert fest und krümmte, als sie zu Boden fiel, ihren Oberkörper schützend um das Kind.
    »Vergiss das Mädchen und komm!«, brüllte ein Kastilier. »Von wegen todsichere Beute und keinerlei Risiko für uns – der Mistkerl hat uns reingelegt!«
    »Aber wenn wir ihm das Maurenmädchen nicht bringen, schneidet er uns die Eier ab!«, schnauzte dieser zurück und versuchte, Tamu zur Seite zu drehen. Die Alte umklammerte das Kind mit all der Kraft, die ihr noch blieb, doch da trat der Kastilier ihr gegen den Kopf – und ihre Hände glitten schlaff von ihrem Schützling herab. In Panik robbte Zahra mit Yayah zu Tamu hin und versuchte, den Kastilier am Fuß festzuhalten, doch der trat sie einfach beiseite. Nach einem letzten,
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