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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin
Autoren: Lea Korte
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hinter ihnen her bist, weil sie bei dem Attentat auf den König beteiligt waren.«
    »Und warum sollte ich ausgerechnet dir Männer zur Verfügung stellen? Jetzt, da der Krieg vorbei ist, könnte ich ihnen auch jeden anderen guten Mann mit einer Truppe hinterherjagen!«
    »Könntest du, ja, aber keiner wird sie so dringlich verfolgen wie ich.«
    »Und warum?«
    »Weil sie meine Tochter entführt haben.«
    Gonzalo hob die Augenbrauen. »Das tut mir leid, vor allem für …« Aber er sprach Zahras Namen nicht aus. Erst etliche Atemzüge später fuhr er fort. »Wo ist das passiert? Hier in der Stadt?«
    Jaime erzählte ihm in wenigen Worten, was geschehen war.
    »Ihr wollt – nach Portugal?« Gonzalo riss erstaunt die Augen auf.
    »Irgendwo müssen wir ja hin! Zum einen werden Zahra und ich weiter von den Häschern unserer werten Königin gesucht, und …«
    »Aber das ist doch längst vergessen!«, brummte Gonzalo und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Mit einem Mal? Das hat sich vor vier Jahren in Málaga aber noch ganz anders angehört! Zudem sind wir, wie du gewiss bemerkt hast, nicht die Einzigen, die das Land verlassen, und viele werden uns noch folgen – wenn auch aus anderen Gründen: Die Mauren sind ein stolzes Volk. Sie haben den Freiheitswillen ihrer Vorfahren, der berberischen Nomaden, im Blut. Isabel wird ihnen die Luft zum Atmen nehmen, und was meinst du, was passieren wird, wenn sie erst ihren Beichtvater kennenlernen? Allein die Vorstellung von dem Großinquisitor Torquemada in Granada – Gonzalo, muss ich dir wirklich erklären, welche Wirkung dieser Dämon im Dominikanergewand auf die Mauren haben wird? Die Stadt wird sich schneller leeren, als eine Feuerbrunst dies vermag – und mit jedem Mauren, der geht, wird ein weiterer Teil dieser reichen Kultur für immer verloren gehen. Ihr werdet bitter merken, dass ihr mit eurem Sieg in Wahrheit nichts gewonnen, sondern nur etwas Reiches und Blühendes für immer zerstört habt!«
    »Wenn man bedenkt, wie heftig du noch vor wenigen Jahren alles Maurische gehasst hast, ist dies eine beachtliche Wandlung, Brüderchen!«, höhnte Gonzalo.
    »Du weißt genau, dass meine schlechte Meinung die Folge meiner Gefangenschaft bei ihnen war – und wer mich eines Besseren belehrt hat.«
    Auch ohne dass Zahras Name fiel, zuckte Gonzalo zusammen. Er wandte sich ab.
    »Nein«, sagte er geraume Zeit später.
    »Nein was?«, fragte Jaime.
    »Ich kann dir nicht helfen, zumindest nicht so.«
    »Wieso nicht? Diese Banditen richten zu können, wäre doch ein weiterer Triumph auf eurem glorreichen Siegeszug!«
    »Darum geht es nicht.« Gonzalo wandte sich ihm wieder zu. »Ich … ich könnte dir die Männer nur geben, wenn du ein Pfand dafür hierlassen würdest. Ich muss sicherstellen, dass du die Männer nicht benutzt, um uns damit Schaden zuzufügen.«
    Seine Worte versetzten Jaime einen Stich. »Früher hätte dir mein Wort genügt.«
    »Nicht ich habe den gemeinsamen Weg verlassen, sondern du«, erwiderte Gonzalo und trat vor ihn. »Bring deine Familie zurück nach Granada, dann bekommst du die Männer und die Waffen, die du brauchst.«
    »Was hast du vor? Um der Königin Zahras Asche zum Namenstag zu schenken, ist es noch ein bisschen früh. Die Santa Isabel ist erst am zweiundzwanzigsten Februar! Obwohl, bis so ein Scheiterhaufen errichtet ist …«
    »Rede keinen Unsinn! Natürlich werde ich die Königin ersuchen, Zahra als unschuldig zu befinden, womit auch du nicht mehr verfolgt werden würdest.«
    »Wieso solltest ausgerechnet du dich plötzlich um eine Amnestie für uns bemühen wollen?«
    Jaime meinte ein Flackern in den Augen seines Bruders zu sehen und fragte sich, ob Gonzalo einen Hintergedanken haben könnte, doch beim zweiten Hinsehen fand er seinen Verdacht nicht bestätigt.
    »Warum sollte ich nicht?« Mühelos hielt Gonzalo Jaimes Blick stand. »Schließlich geht es auch um den Ruf unserer Familie. Bevor du wie ein räudiger Hund zu den Mauren übergelaufen bist, war der Name der de Córdoba y Aguilar einer der angesehensten des Landes!«
    Auch wenn Jaime seinem Bruder nicht glaubte, dass dies der Hauptgrund für sein Vorhaben war, konnte er das Argument doch nicht ganz von der Hand weisen. Zudem war er nicht in der Position, sich auf Streitgespräche mit seinem Bruder einzulassen. Er brauchte diese Männer mitsamt ihren Pferden und Waffen, wenn er seine Tochter finden und befreien wollte, und je früher er sich wieder auf die Suche nach ihr
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