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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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»Wärst du bereit, diese Arbeit und alles, was Grete sonst noch getan hat, weiter zu tun?«
    Überrascht sah Hiltrud auf. Tränen standen in ihren Augen. »Das würdet Ihr erlauben? Aber mein Mann …«
    »Kaspar hat die Strafe für seinen Verrat bekommen. Warum soll ich dich für etwas büßen lassen, das du nicht gewusst hast? Er hat auch dich verraten.«
    Weinend sank Hiltrud auf die Knie. »Danke, Herr! Gott segne Euch!«
    »Steh auf! Und jetzt komm mit zur Dorflinde. Es gibt viel zu bereden.«
     
    Marthe hatte kaum Zeit, ihre Stieftöchter zu begrüßen, die nun scheu sie und ihr kostbares Kleid bestaunten, als die Zusammenkunft auch schon begann. Vieles war zu regeln und zu besprechen, doch sie wusste, dass alle auf einen Einwurf warteten, den noch niemand auszusprechen wagte.
    Bis schließlich Karl das Wort ergriff. »Ich denke, wir sollten einen anderen Ältesten wählen. Hildebrand hat uns in der Gefahr im Stich gelassen, statt sich für uns einzusetzen, und als Erster feige die Fronten gewechselt, nachdem Ritter Christian gefangen war.«
    Hildebrand sank in sich zusammen. »Was hätte ich denn tun sollen?«, jammerte er. »Wir konnten doch einfach nichts machen gegen diese Übermacht!«
    »Andere haben auch etwas gewagt«, fuhr ihn Karl scharf an.
    »Sogar Kuno und dein eigener Sohn haben ihr Leben riskiert. Nur du hast feige geschwiegen und zugesehen!«
    Die Blicke der meisten richteten sich unversehens auf Christian, doch der verschloss seine Gesichtszüge. »Wen ihr zum Ältesten haben wollt, ist eure eigene Entscheidung«, sagte er laut.
    »Nur wählt diesmal gut!«
    »Jonas soll es sein«, rief Bertha in die Runde und erntete dafür verwunderte Blicke, aber zustimmende Rufe.
    Während Hildebrand in sich zusammenkroch und Griseldis mit beleidigter Miene den Kopf senkte, wählten die anderen einmütig den Schmied zu ihrem neuen Dorfschulzen.
    Bevor die Runde auseinander lief, ergriff Christian nach einem kurzen Blick auf Marthe noch einmal das Wort.
    »Morgen werden wir alle wieder an unsere Arbeit gehen und von Neuem versuchen, aus unserem Dorf das zu machen, wovon wir alle geträumt haben – einen Ort des Friedens und der Gerechtigkeit. Aber gebt euch keiner Täuschung hin. Wir werden dafür kämpfen müssen, jeder Einzelne von euch. Wir haben etwas Zeit gewonnen, um uns auf diesen Kampf vorzubereiten. Diese Zeit müssen wir nutzen für den Tag, an dem Randolf wiederkommt oder sonst jemand von seiner Art.«
    Teils erschrocken, teils entschlossen blickten die Dorfbewohner auf Christian.
    Ich vermisse Grete, dachte Marthe einmal mehr. Jetzt hätte sie die anderen wieder ermahnt: Ohne Wagnis kein besseres Leben!
    Doch diesmal brach Jonas das Schweigen. »Wir werden bereit sein, wenn es so weit ist«, sagte er. Es klang wie ein Versprechen.
     
    Während die Frauen aus den Vorräten, die sie mit Christians Erlaubnis aus dem Herrenhof und vom Wagen der Salzfuhrleuteholten, ein Mahl für alle zubereiteten, nahm Christian Marthe beiseite, legte seinen Arm um sie und schlenderte mit ihr über sein Stück Land. Wo Hartwig sein Haus bis auf den Grund hatte niederbrennen lassen, war nun der Steinmetz mit seinen Leuten bereits dabei, den Grundriss für den Neubau abzustecken.
    »Nun, Dame Marthe …«, begann Christian in scherzhaftem Ton.
    »Daran werde ich mich wohl nicht gewöhnen können!«, unterbrach sie ihn lächelnd und lehnte den Kopf an seine Schulter.
    Ohne ihren Einwurf zu beachten, fuhr er fort: »Hättet Ihr die Güte, mich auf eine Reise nach Köln zu begleiten?«
    Erstaunt sah sie ihn an. »Nach Köln?
    »Ja.« Christian holte aus dem Beutel an seinem Gürtel ein kleines Säckchen, öffnete es und ließ Marthe hineinblicken.
    Sie schnappte nach Luft bei dem Anblick.
    »Die Edelsteine hat mir Markgraf Dietrich als Hochzeitsgeschenk gegeben. Er will, dass ich mir dafür von den berühmten Kölner Waffenschmieden ein neues Schwert machen lasse, eines von bester Qualität«, sagte er. »Er meinte, ich werde es brauchen.«
    Sie seufzte leise. »Ja, das wirst du wohl.«
    Randolf würde in zwei oder drei Jahren zurückkommen. Und Gott allein wusste, wer und was sie bis dahin alles noch heimsuchen konnte.
    »Wann willst du aufbrechen? Noch vor dem Winter oder erst im Frühjahr?«
    »In ein paar Tagen, sobald hier alles Wichtige geregelt ist.«
    »Nun, wenn das so ist, begleite ich dich gern.«
    Etwas an ihrem Tonfall ließ Christian stutzen. Aufmerksamerforschte er ihr Gesicht. Und als sein Blick
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