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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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dir eine Hilfe. Hast du nicht gesagt, Johanna zeigt Geschick? Wir müssen uns ohnehin um Wilhelmas Töchter kümmern. Aber du wirst lernen müssen, einmal ein großes Haus zu führen.«
    Glücklich schmiegte sich Marthe an ihren Mann, vielleicht etwas enger, als es die guten Sitten erlaubten.
    Am Abend feierten sie beim Mahl in der Halle ausgelassen mit ihren Freunden. Nur Lukas fehlte. Wie jeder angehende Ritter hatte auch er vor seiner Schwertleite ein Bad genommen, war zur Beichte gegangen und verbrachte die Nacht mit Fasten und Beten.
    Endlich kam der Moment, an dem sich Christian und Marthe in die Kammer zurückziehen konnten, die Otto den Jungvermählten als Quartier hatte bereitstellen lassen.
    »Würdet Ihr mir die Gunst erweisen, Dame Marthe«, fragte Christian mit übertriebener Ehrerbietung und beugte sich über ihre Hand, nachdem er die Tür geschlossen hatte.
    »Welche?«, gab Marthe mit schelmischem Aufleuchten in ihrem Blick zurück. Doch dann umarmte sie ihn innig und beantwortete ihre eigene Frage. »Jede!«
    In dieser Nacht kam keiner von ihnen zum Schlafen. Sie liebten sich, sie redeten und schmiedeten Pläne.
     
    Am nächsten Tag übernahm Otto persönlich die feierliche Zeremonie, mit der Lukas zum Ritter ernannt wurde. Vor seinen versammelten Gefolgsleuten und mehreren Geistlichen überreichte er ihm Helm und Kettenhemd, Lanze, Sporen und Schwert und ermahnte ihn nach den alten, seit Generationen immer wieder gesprochenen Worten, die Tugenden der Ritter einzuhalten: Treue und Zuverlässigkeit, Ausdauer und Maßhalten, Freigiebigkeit gegenüber den Armen und Schutz für die Hilfsbedürftigen.
    Bleich, gefasst und ernst nahm Lukas die Waffen entgegen und schwor, nach diesen Regeln zu leben.
    Dann endlich konnte auch er so viele Glückwünsche entgegennehmen wie tags zuvor Christian und Marthe.
    Christian hatte zu tun, zu seinem einstigen Knappen durchzudringen.
    »Gut gemacht«, sagte er und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wenn du keine anderen Zukunftspläne hast, würde es mich freuen, dich als Ritter in mein Gefolge aufzunehmen.«
    Lukas starrte ihn fassungslos an, dann strahlte er. »Nichts lieber als das!«
    »Abgemacht«, meinte Christian. »Willst du erst einmal ein paar freie Tage, um zu deinem Vater zu reiten und ihm die frohe Nachricht selbst zu überbringen?«
    Lukas besann sich sofort auf die neu errungene Würde. »Ich werde ihm einen Boten schicken. Wie ich die Sache sehe, werden wir eine Menge aufzuräumen haben, wenn wir wieder in unser Dorf kommen«, meinte er bedächtig.
    Doch dann zog das altbekannte freche Grinsen über sein Gesicht. »Außerdem will ich mir doch den Anblick nicht entgehen lassen, die Ratte Hartwig am Galgen zappeln zu sehen.« Unversehens wurde er wieder ernst. »Bei Gott und allen Heiligen – er hat es verdient!«
    Inzwischen hatte sich Markgraf Dietrich zwischen die Gratulanten gedrängt.
    »Meinen Glückwunsch, Ritter«, sagte er, während sich Lukas in vollendeter Höflichkeit vor ihm verneigte.
    »Könntet Ihr Euch vorstellen, Euch meinem Gefolge anzuschließen? Einen guten Mann kann ich immer gebrauchen – und mit meinem Bruder werde ich mich schon einigen«, meinte der Markgraf.
    Verlegen sah Lukas auf. »Ich danke Euch für das ehrenvolleAngebot. Doch gerade hat mich Christian in seine Dienste genommen.«
    Dietrich lachte. »Ich sehe, er war schon wieder schneller. Ein guter Mann. Und er wird Euch dringender brauchen als ich.«
    Ernst sah er von Lukas zu Christian und Marthe. »Randolf seid Ihr erst einmal für eine Zeit los. Er wird es nicht wagen, einen anderen an seiner statt mit der Wallfahrt zu beauftragen. Wer weiß – schon viele Männer sind ins Heilige Land gezogen und haben dort den Tod gefunden. Aber seine Freunde werden nichts unversucht lassen, Euch das Leben schwer zu machen.«
    »Randolf wird nicht fallen«, antwortete Christian. »Der nicht. Und wenn er wiederkommt, wird er als Wallfahrer noch weniger angreifbar sein als vorher.«
    Der Landsberger legte ihm den Arm auf die Schulter. »Ihr als Edelfreier aber auch.«
     
    Christian schickte nicht nur einen Boten zu Lukas’ Vater, sondern einen weiteren in sein Dorf. Marthe hatte darauf gedrängt, dass Emma und Jonas von der bevorstehenden Hinrichtung Hartwigs erfahren und Gelegenheit bekommen sollten, den Mann sterben zu sehen, der ihnen so furchtbares Leid zugefügt hatte.
    Die Zeit bis zur Vollstreckung des Urteils nutzten Christian und Marthe für einen Besuch bei Josefa.
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