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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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Dienste, die sie unter Einsatz ihres Lebens dem Hause Wettin erwiesen hat, sind außerordentlich und jeder Ehre wert.«
    Otto wechselte einen kurzen Blick mit Hedwig, die ihm auffordernd zunickte.
    »So sei es. Erhebt Euch, Dame Marthe!«
    Dame? Verwirrt und verlegen trat Marthe zurück. Doch bevor sie und Christian die Gratulationen ihrer Freunde entgegennehmen konnten, dröhnte Markgraf Otto: »Ich bin noch nicht fertig!«
    Die Männer verstummten.
    »Christians Knappe soll vortreten.«
    Verwundert ging nun auch Lukas nach vorn und kniete nieder.
    »Ihr habt großen Mut bewiesen, junger Mann, und Euch im Kampf wie ein Ritter geschlagen«, erklärte Otto. »Deshalb habe ich beschlossen, einen Ritter aus Euch zu machen. Verbringt die Nacht mit Fasten und Beten. Morgen werde ich persönlich auf dem Burgberg Eure Schwertleite vornehmen.«

Heimkehr
     
    »Sie kommen! Sie kommen!«
    Wieder einmal hatten Kuno und Bertram Ausschau gehalten und versetzten nun das ganze Dorf in hektische Betriebsamkeit. Seit Christians Bote vor ein paar Tagen eingetroffen war und über Hartwigs bevorstehende Hinrichtung und die anderenNeuigkeiten informiert hatte, lebten die Christiansdorfer in heller Aufregung.
    Die Freude darüber, dass sie Randolfs und Hartwigs grausamer Herrschaft entronnen waren und dass der Markgraf Christian von jeglichem Verdacht freigesprochen hatte, war gewaltig. Christian würde wieder für Gerechtigkeit sorgen.
    Aber mit den nächsten Neuigkeiten hatte der Fremde für ungläubiges Staunen und nicht enden wollende Gespräche gesorgt: Ritter Christian und sogar Marthe waren zu Edelleuten ernannt worden!
    Hat es das je schon gegeben, dass ein einfaches Kräuterweib eine Edelfrau wurde?
    Die Meinungen gingen weit auseinander, ob sie dem Boten glauben sollten. Und dann: Wie würde sich Marthe verändert haben, sollte er Recht behalten? Vor allem Griseldis wurde ungewöhnlich still und machte sich Gedanken, dass ihr nun die vielen kleinen Gehässigkeiten doppelt und dreifach heimgezahlt würden.
    Die Dorfbewohner liefen herbei, um die Ankommenden selbst in Augenschein zu nehmen und gebührend zu begrüßen.
    Was für eine außergewöhnliche Reisegesellschaft!
    Allen voran ritt Christian in einem Umhang aus gutem Wollstoff auf seinem edlen Grauschimmel, an seiner Seite Marthe in einem so kostbaren Kleid, dass es den meisten die Sprache verschlug: grün mit Stickereien und rostbraunem Besatz, der wunderbar zur Farbe ihres Haares passte, das aufgesteckt und mit einem zarten Schleier bedeckt war. Dicht hinter ihnen ritt Lukas in prachtvoller Rüstung.
    Ihnen folgten zu Pferd oder zu Fuß Bergmeister Hermann, Pater Bartholomäus, Emma und Jonas, die zu Hartwigs Hinrichtung nach Meißen gereist waren, drei Fremde mit Maurerwerkzeug, ein paar Reisige und ganz zum Schluss – was füreine Überraschung! – die Salzfuhrleute Hans und Friedrich mit ihrem schweren Gespann.
    Mit weichen Knien und gesenkten Lidern traten Griseldis und Hiltrud auf Christian und Marthe zu und reichten ihnen einen Willkommenstrunk, während Hildebrand auf die Knie sank und die anderen es ihm nachtaten.
     
    Marthe fühlte sich in dem kostbaren Kleid mehr als unwohl. Hedwig hatte es ihr geschenkt, und Christian hatte darauf bestanden, dass sie es auf der Reise trug.
    »Es wird unterwegs nur staubig werden. Und was sollen die anderen von mir denken, wenn ich so aufgeputzt erscheine?«
    »Genau darum geht es«, hatte Christian erwidert. »So werden sie am schnellsten begreifen, dass du nun nicht mehr das mittellose Mädchen auf der Flucht vor Wulfhart bist, das sie aus Erbarmen mitgenommen haben, sondern eine Dame und die Herrin des Dorfes. Niemand wird mehr wagen, dich herumzukommandieren.«
    Eine Dame?, dachte Marthe erneut irritiert. Doch Christian hatte sie lächelnd angesehen und gesagt: »Denk nur an Griseldis!«
     
    Nach dem Landding hatten der Markgraf und Hedwig Christian und seine junge Frau eingeladen, sie für ein paar Tage nach Meißen zu begleiten. Marthe konnte weder fassen, dass der Albtraum ein Ende hatte, noch absehen, wie ihr Leben künftig aussehen sollte. Am liebsten würde sie auch als Christians Ehefrau einfach weiter in ihrer Kate Kräuter mischen. Aber das war nun wohl kaum noch angemessen – oder?
    Christian kannte sie gut genug, um zu wissen, was sie dachte, und beruhigte sie: »Wenn du es willst, wirst du auch künftig Leute heilen können. Genau genommen können wir im Dorfauf deine Fähigkeiten gar nicht verzichten. Nimm
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