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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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Mann hat gestanden, dass jener Verwalter das Silber bei mir verstecken ließ«, hielt Christian Randolf laut entgegen. »Mein Fürst, dieser Mann hat unter falscher Anklage einen Bergzimmerer hängen lassen und eine Frau erstochen. Sein Verwalter hat Beweise gegen mich gefälscht, in Eurem Namen ungerechte Abgaben von den Dorfbewohnern gefordert und das Geld in die eigene Tasche gesteckt!«
    Auf sein Zeichen arbeiteten sich Richard und Gero durch die Menge, um den gefesselten Hartwig Otto vor die Füße zu werfen.
    Der Verwalter wand sich angsterfüllt. »Gnade, Herr! Ich sollte es tun! Ich habe doch nur auf Befehl gehandelt!«
    Grimmig wandte sich Otto an Randolf. »Wollt Ihr mir das erklären?!«
    »Dieser Kerl hat hinter meinem Rücken gehandelt«, antwortete der Hüne. »Ich bin entsetzt und gebe reuevoll zu, den falschen Mann für die bedeutungsvolle Aufgabe gewählt zu haben. Verzeiht mir, Herr.«
    Er verneigte sich demütig vor Otto und ging dann auf den wimmernden Hartwig zu, der den Mund zu einem Protest öffnen wollte. »Schweig, du Hundsfott!«
    Er trat den Fetten so heftig ins Kreuz, dass der zu Boden stürzte.
    Angewidert sah Otto auf die Szene. »Christian, habt Ihr sechs Eideshelfer, die beschwören können, dass Ihr die Wahrheit sprecht?«
    Er winkte einen hohen Geistlichen heran, der ein mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz trug.
    Raimund, Gero und Richard traten vor. Jeder von ihnen legte zwei Finger auf das Kreuz. »Wir bürgen für den ehrbaren Charakter Ritter Christians und bezeugen, dass er auf schmähliche und verräterische Art in Randolfs Burg gefangen gehalten wurde«, sagte Raimund laut.
    Vater Bartholomäus trat zu den drei Rittern und tat es ihnen gleich. »So wahr mir Gott helfe: In meiner Kirche hat ein Mann auf die Bibel geschworen, das Silber in Hartwigs Auftrag in Christians Stall und im Haus eines Zimmerers versteckt zu haben, damit Verdacht auf die beiden fällt.«
    Bergmeister Hermann gesellte sich zu ihnen. »Ich bezeuge, dass es sich so verhält und dass Ritter Christian stets in Eurem Interesse gehandelt hat, Markgraf. Außerdem kann ich Euch und Eurem Kämmerer anhand der Listen nachweisen, dass Hartwig mehr Silber von uns gefordert hat, als er bei Euch ablieferte. Den beträchtlichen Restbetrag haben wir in seiner Truhe gefunden.«
    Unter den Zuschauern drohte ein Tumult auszubrechen. Offensichtlichwar hinter Ottos Rücken ein Komplott von gewaltigem Ausmaß vor sich gegangen. Doch noch fehlte ein sechster Eideshelfer, der neben Christian treten und schwören musste.
    Marthe sah, dass der alte Arnulf sich von seinem Sitz hochstemmte. Doch bevor er zu Christian humpeln konnte, war zu aller Erstaunen schon Markgraf Dietrich aufgestanden und stellte sich an die Seite Christians.
    »Ich verbürge mich für die Ehrbarkeit und Ritterlichkeit dieses Mannes. Hättet Ihr mehr davon in der Mark, wäre seinem Dorf und Euch viel Unheil erspart geblieben, Bruder«, sagte er, während ein Raunen durch die Menge ging.
    Dass sich ein Markgraf für einen einfachen Ministerialen verbürgte, war mehr als ungewöhnlich.
     
    Mit zusammengekniffenen Augen sah Otto auf die Männer vor sich und schwieg lange.
    Nun sag es schon!, dachte Marthe ungeduldig. Mach das Unrecht gut!
    Endlich sprach der Markgraf. »Hört meinen Urteilsspruch. Die Beweise für Christians Unschuld sind eindeutig. Ich spreche ihn von jeder Anklage frei.«
    Lukas sah Marthe erleichtert an und drückte ihre Hand.
    »Hartwig ist des Diebstahls überführt. Ich verurteile ihn zum Tod durch den Strang. Das Urteil wird in drei Tagen auf dem Richtplatz in Meißen vollzogen.«
    Der Verwalter sank heulend in sich zusammen. Angewidert ließ Otto ihn von ein paar Wachen wegschaffen.
    Marthe konnte kein Mitleid mit der rothaarigen Jammergestalt empfinden. Ein Zittern ging durch ihren Körper, als sie sich erinnerte, wie er Johanna ein Auge ausstechen lassen wollte, an Emmas Verzweiflung, an Jonas’ und Karls Leidenim Block, an Christians hinterhältig geplante Gefangennahme. Und an ihre eigene Angst, als Hartwig befohlen hatte, sie auspeitschen zu lassen und danach in den Block zu schließen.
    Sie schloss für einen Moment die Augen und schüttelte dann die Erinnerungen ab. Hartwig wurde für seine Grausamkeiten und seine Heimtücke bestraft. Doch wie würde Otto über Randolf entscheiden?
    Der Markgraf sah mit undurchdringlicher Miene auf seinen bislang mächtigsten Vasallen, während er Hedwigs strengen Blick auf sich gerichtet
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