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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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unwillkürlich auf ihren noch flachen Bauch fiel, wusste sie, dass er verstanden hatte, warum sie ihn im Frühjahr nicht begleiten konnte.
    Überglücklich nahm er sie in seine Arme und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Nachbemerkung
    Die Besiedlung der Gebiete östlich von Saale und Elbe war eine der gewaltigsten Bewegungen des Mittelalters in Deutschland. Nach Schätzung von Historikern brachen im 12. Jahrhundert rund zweihunderttausend Menschen von Westen her auf, um hier ihre persönliche Freiheit zu finden und mit harter Arbeit das Land urbar zu machen.
    Dass dann in Christiansdorf Silber gefunden wurde, war ein besonderer Glücksfall und wurde Ausgangspunkt einer bemerkenswerten Entwicklung. Die Kunde von den überaus reichen Silbervorkommen ging bald durch die Lande und lockte Bergleute, Handwerker und Abenteurer zu Tausenden. Schon um 1300 war die so entstandene Stadt Freiberg die bevölkerungsreichste der gesamten Mark Meißen. Stolz erzählen die Freiberger heute ihren Besuchern, dass das Silbererz aus Freiberg und dem Erzgebirge den legendären Reichtum der sächsischen Fürsten begründete.
    Der Meißner Markgraf Otto von Wettin, dessen Denkmal auf dem Freiberger Obermarkt steht und dessen Namen jedes Kind in der Stadt kennt, ging tatsächlich in die Geschichte als »Otto der Reiche« ein. Das von ihm verkündete »freie Bergrecht«, nach dem, wie hier beschrieben, jeder nach Erz schürfen durfte, sofern er ein Drittel – später ein Zehntel – des Erlöses dem Markgrafenzahlte, sorgte für die schnelle Entwicklung des Bergbaus in seinem Herrschaftsbereich und machte die Wettiner mächtig.
    Allerdings habe ich Otto einen Bastard untergeschoben, wofür ich mich entschuldigen muss. Von Affären seinerseits ist nichts überliefert.
    Sein Bruder Dietrich, der Markgraf der Ostmark, der heutigen Niederlausitz, hatte neben seiner glücklosen Ehe mit der polnischen Königstochter wirklich einen unehelichen Sohn mit der Witwe eines Ministerialen, den er anerkannt und für den er gesorgt hatte.
    Hedwig hingegen kommt in älteren Berichten ziemlich schlecht weg und wird häufig als »zänkisches Weib« beschrieben. Doch die Chronisten früherer Zeit waren durchweg Männer und verübelten ihr mit Sicherheit, dass sie sich in Ottos Geschäfte eingemischt hatte. Ich bin überzeugt, ein machtbewusster Mensch wie Otto hätte nicht auf seine Frau gehört, würde er ihre Meinung nicht teilen. Und der spätere Verlauf der Geschichte sollte zeigen, dass Hedwig mit ihren Einwendungen Recht hatte.
    Vom Gründer Christiansdorfs kennen wir nur den Namen und können vermuten, dass er wie die meisten Lokatoren Ministerialer war. Sein Schicksal ist frei erfunden.
    Auch sonst sind nur wenig Quellen aus jener Zeit erhalten. Dass Salzfuhrleute aus Halle das erste Christiansdorfer Silber entdeckt haben sollen, ist eine Geschichte, die schon bei Agricola beschrieben wird, aber heute von vielenHistorikern angezweifelt wird. Doch weil die Legende so populär ist, habe ich sie verwendet und einen Grund ersonnen, der die Salzkärrner weg von ihrer Reiseroute in das abgelegene Christiansdorf im Dunklen Wald führte.
    Die Besiedlung von Christiansdorf und den umliegenden Dörfern wird zumeist für die Zeit ab 1150 angesetzt. Heute wird dieses Ereignis jedes Jahr mit einem »Historischen Besiedlungszug« nachvollzogen, einem Spektakel, bei dem Mittelalterfans und Heimatverbundene als Hommage an ihre Vorfahren eine Woche lang mit Planwagen und zu Fuß durch Mittelsachsen wandern.
    Ich folge jedoch der These von Dr. André Thieme vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden, der die Ansicht vertritt, dass der für 1168 datierte erste Silberfund schon bald nach Ankunft der ersten Siedler entdeckt wurde. Er ist auch der Meinung, dass das Verhältnis zwischen Markgraf Otto und dem Kaiser nicht so ungetrübt war, wie es die wenigen erhaltenen Urkunden glauben machen.
     
    Ich danke Dr. Thieme für seine Unterstützung, ebenso den Freiberger Historikern Dr. Ulrich Thiel, Uwe Richter, Dr. Rainer Sennewald, den Bergbauexperten Dr. Manfred Jäkel und Jens Kugler sowie Dieter Schräber vom Erzgebirgsverein. Besonderer Dank gilt Sabine van Dedem für die Ermutigung sowie Gabriele Meißnerund Angela Kießling, die mir in unzähligen Fragen sachkundig Auskunft gaben und sich geduldig durch halb fertige Manuskriptfassungen lasen, Ilse Wagner für ihr sorgfältiges Lektorat und dem Knaur Verlag für sein Vertrauen in Marthe und
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