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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter
Autoren: Christian Jacq
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ein.
    »Vielleicht braucht er unsere Hilfe!«
    »Nein, umgekehrt, wir brauchen seine Hilfe. Nur wenn er nach Abydos kommt, können wir den Tod besiegen, zu dem der Prophet Iker und Osiris verdammt hat.«
    Senânkh brachte es nicht übers Herz, falsche Zuversicht vorzuspiegeln.
    »Obwohl es sehr gefährlich ist, segelt Sesostris bestimmt auch nachts«, meinte Sekari. »Lasst uns die Hoffnung nicht aufgeben.«

    MONAT KHOIAK
    Dreißigster Tag (18. November)
    ABYDOS

    General Nesmontu lief mit großen Schritten an der Hafenmauer von Abydos auf und ab. Weil er nicht schlafen konnte, bereitete er sich auf seine Abreise Richtung Norden vor. Er wollte dem König entgegenfahren und ihm zu Hilfe eilen.
    Wie hatte er auch nur einen einzigen Augenblick an den Sieg über den Propheten und die Vernichtung seiner Horden glauben können?
    Begleitet von einem ungewöhnlich heftigen Nordwind ging die Sonne auf.
    In der Ferne tauchte ein schönes, starkes Schiff auf. Der General befahl seinen Schützen, die Bogen zu spannen. Am Bug des Schiffs stand ein Hüne – Sesostris!
    Nesmontu verneigte sich vor dem Pharao, der das Boot als Erster verließ. Er dankte der Göttin Hathor für die glückliche Reise und begab sich zum Tempel.
    »Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?«, fragte Nesmontu den Kapitän.
    »Nicht was das Segeln betrifft. Gefährte des Windes trägt seinen Namen zu Recht! Aber ich habe leider einen Mann von meiner Besatzung verloren.«
    »Bei einem Unfall?«
    »Nein, eine wirklich schreckliche Geschichte! Gestern Abend, kurz bevor es dunkel wurde, fing ein Ruderer namens Zahnlos Feuer und wurde von den lodernden Flammen verschlungen, ehe wir ihm hätten helfen können. Zur gleichen Zeit waren etwa dreißig Männer aus dem Schilfdickicht am Ufer aufgetaucht und rotteten sich an einer kleinen Anlegestelle zusammen. Als sie Seine Majestät ansah, kam es zu einem vollkommenen Durcheinander. Sie haben sich fast alle gegenseitig totgetrampelt.«
    Nesmontu ging zum Pharao, den die Königin und die übrigen Mitglieder des Goldenen Kreises gerade begrüßten. Für Glückwünsche gab es keinen Anlass, denn der letzte Schritt des Großen Werkes war sehr gefährlich.
    Der Pharao betrat das Goldene Haus, umarmte Isis, wie es der Ritus wollte, und schmückte den Kopf des Osiris Iker mit der Krone der Gerechten, einem einfachen Band mit Blumenmuster.
    »Das Himmelsgewölbe erstrahlt in neuem Glanz«, erklärte er,
    »die Götter vertreiben die Unwetter, deine Feinde sind besiegt. Du wirst Horus, Erbe des Osiris, und darfst herrschen, weil dein Herz voller Maat ist und deine Taten rechtschaffen sind. Fahre mit dem Licht, dem Weihrauch, den Vögeln und den Barken von Tag und Nacht in den Himmel auf, gehe vom Dasein zum Leben über. Geist und Stoff vereinen sich, die Urmasse aus der Flamme des Nun wird dich formen. Sie beseitigt die Schranken, die zwischen dem Reich von Mineralien, Metall, Tierischem, Pflanzlichem und Menschlichem errichtet waren. Reise durch alle Welten und lerne den Augenblick vor der Geburt des Todes kennen.«
    Nun öffnete der Pharao die versiegelte Schale, die er aus Medamud mitgebracht hatte.
    »Isis, du musst jetzt den Auferstehungskörper mit der osirischen Flüssigkeit tränken.«
    Würde sich die Mumie auflösen, oder konnte das Werk zu Ende geführt werden?
    Iker öffnete die Augen, blickte aber nur ins Jenseits. Der König und Isis gingen daraufhin zum Tempel des Osiris. In der großen Kapelle lag der Pfeiler der Beständigkeit auf dem Boden.
    Die Königin hielt das Zepter »Macht« in der Hand, stellte sich hinter Sesostris und verlieh ihm die notwendige Kraft, um den Pfeiler mit einem Seil aufzurichten.
    »Der leblos war, ist zu neuem Leben erwacht und lässt den Tod hinter sich«, sagte der Pharao. »Der verehrenswürdige Pfeiler, der zu jeder Zeit beständig ist, verjüngt sich im Laufe der Jahre. Die Wirbelsäule des Osiris wird von neuer Lebenskraft durchströmt, der ka ist besänftigt.«
    Das königliche Paar beweihräucherte den Pfeiler. Schließlich kam die Göttin Isis in Gestalt eines weiblichen Milans zu ihrem Bruder Osiris und erfreute sich an seiner Liebe. Genau wie der Stern Sothis nahm sie auf dem in Gold verwandelten Phallus des Osiris Platz, und die Samen des Großen Werks drangen in sie ein. Da wurde der gerüstete Horus aus seiner Mutter geboren.
    »Obwohl Isis dabei ganz Frau geblieben ist, hat sie eine Männerrolle übernommen«, erklärte die Königin. »Sie vereinnahmt beide Pole, kennt
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