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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter
Autoren: Christian Jacq
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will dich dem Pharao als meinen Nachfolger vorschlagen.«

    Isis war bei Iker geblieben und dachte an die glückliche Zeit, die sie miteinander verbracht hatten. Und diese Zeit war nicht etwa nur eine traurige Erinnerung an etwas Vergangenes, sondern der Sockel für ihre ewige Liebe.

    MONAT KHOIAK
    Neunundzwanzigster Tag (17. November)
    ABYDOS

    Am Morgen des vorletzten Tages des Monats Khoiak schmückte Isis Ikers Brust mit einer großen Halskette mit neun Lotusblüten. Als Ausstrahlung von Atum, dem Schöpfergott, beschützte sie den ka und hielt ihn fest. Keine einzige Körperzelle, die im Laufe des alchemistischen Vorgangs entstanden war, sollte verloren gehen. Dieses Schmuckstück bestand aus vierhundertsiebzehn einzelnen Teilchen aus Ton und Stein, die auf sieben Schnüre aufgereiht waren, und verkörperte die Enneade, die Bruderschaft der
    Schöpfungsmächte, die das Weltall jeden Augenblick neu erschaffen.
    Dann wurde es Zeit für einen sehr gefährlichen Eingriff: Die himmlische Kuh, die sich ganz in Gold verwandelt hatte und in deren Inneren sich – geschützt vor menschlichen Blicken – der letzte Schritt der Verwandlung vollzog, musste ans Tageslicht geholt werden. Dafür waren die Sonnenstrahlen unerlässlich, aber war sie wohl gefestigt genug, sie zu ertragen?
    Bekam das Metall Sprünge oder wurde es durch die Berührung mit der Außenwelt beschädigt, wäre ein Scheitern unausweichlich. Der pflanzliche Osiris würde verwelken, Iker müsste sterben.
    An der Spitze der Prozession gingen Isis und Nephthys mit der goldenen Kuh, die den mineralischen und metallischen Osiris enthielt. In der milden Herbstsonne mussten sie sieben Mal das Grab des Gottes umrunden. Sekari, Sehotep, Senânkh und Nesmontu zogen die vier Geheimnis-Truhen. Die Königin und der Kahle sprachen abwechselnd Schutzgebete. Keinem von ihnen gelang es, seine Angst zu bezwingen, jeder fürchtete eine unheilvolle Veränderung, die einem völligen Scheitern gleichzusetzen wäre. Trotzdem wurden die beiden Schwestern nicht schneller.
    Sehoteps Mund war wie ausgetrocknet.
    Ein winziges Teil auf dem Rücken der Kuh hatte seine Farbe geändert. Das Teilchen wurde zwar nicht größer, schlug aber mit den Flügeln!
    »Das ist ein großer goldglänzender Schmetterling«, sagte Senânkh leise. »Ikers Seele begleitet uns.«
    Es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen.

    Es waren etwa dreißig Hungerleider, ehemalige Helfershelfer von Medes’ Leuten. Ein Haufen übler Gesellen, die zu jeder Schandtat bereit waren. Früher oder später fielen sie sowieso den Sicherheitskräften in die Hände, hatten also nichts mehr zu verlieren. Deshalb hatte sie die Botschaft ihres Freundes Zahnlos sehr erfreut: Er hatte ihnen ein Frachtschiff randvoll mit Waren in Aussicht gestellt!
    Etwas nördlich von Abydos, in der Nähe eines kleinen Dorfs auf einem Hügel, wollte Zahnlos an Bord heimlich ein Feuer entfachen. Dann musste das Schiff anlegen, und die Bande konnte darüber herfallen.
    Schon wurde darüber verhandelt, wie die Beute aufgeteilt werden sollte. Man einigte sich schließlich auf das Vorrecht des Alters. Der Reihe nach durften sich die ältesten Räuber als Erste bedienen.
    Im Schilf versteckt kauten sie auf den Halmen und warteten auf das glückliche Ereignis.
    »Da ist es!«, rief ein Späher.
    Mit vom Nordwind geblähten Segeln kam das schöne Schiff unglaublich schnell auf sie zugefahren.
    »Das ist doch kein Frachtschiff«, sagte einer der Banditen verärgert.
    »Schau noch mal genau hin«, empfahl ihm einer seiner Mitbrüder. »Der Kerl da am Bug, man könnte meinen…«
    »Ach, wen kümmert’s. Sobald sie anlegen, greifen wir an.«
    In der Mitte des Schiffs brach ein Feuer aus.

    Es wurde Abend.
    In aller Stille bereitete sich das Große Land von Abydos auf die vorletzte Nacht des Monats Khoiak vor.
    Aber der Pharao war noch immer nicht eingetroffen. Kam er nicht, konnten die Rituale nicht zur rechten Zeit gefeiert werden, und Isis’ Werk musste scheitern.
    Die Königin zog sich in den Palast in der Nähe von Sesostris’
    Tempel der Millionen Jahre zurück. Als würde Abydos von keiner Gefahr bedroht, kamen Priesterinnen und Priester ihren Pflichten nach.
    Wütend stampfte Nesmontu mit den Füßen auf.
    »Er muss in einen Hinterhalt geraten sein… Die letzten Anhänger des Propheten haben dem König eine Falle gestellt!
    Sobald es hell wird, fahre ich den Nil hinunter ihm entgegen.«
    »Das nützt doch nichts«, wandte Sehotep
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